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HASSFURT
„Ein nächstes Mal wird's nicht geben“
Da hatten die drei Bürgermeisterkandidaten (von rechts) Günther Werner (WG), Stephan Schneider (SPD) und Georg Hiernickel (CSU) noch leicht lachen, ehe sie von Moderator Dr. Martin Sage auf dem „Heißen Stuhl“ der Heimatzeitung gegrillt wurden.
Foto: HT-Reitwiesner | Da hatten die drei Bürgermeisterkandidaten (von rechts) Günther Werner (WG), Stephan Schneider (SPD) und Georg Hiernickel (CSU) noch leicht lachen, ehe sie von Moderator Dr.
Von unserem Redaktionsmitglied Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:28 Uhr

Wenn nach 17 Jahren der amtierende Bürgermeister den wohlverdienten Ruhestand antritt und drei Kandidaten – Georg Hiernickel (CSU), Stephan Schneider (SPD), Günther Werner (Wählergemeinschaft) – um seine Nachfolge buhlen und diese von der Heimatzeitung auf einem „heißen Stuhl“ nach allen Regeln der Kunst gegrillt werden, dann stellt sich der neutrale Beobachter logischerweise die Frage: Wer hat gewonnen? Natürlich wird an dieser Stelle nicht eine subjektive Wahlempfehlung ausgesprochen, doch mit Fug und Recht darf die Antwort lauten: Die Besucher der Veranstaltung waren die eigentlichen Gewinner.

Dabei war vom Veranstalter das Publikumsinteresse deutlich unterschätzt worden. Als sich schon 300 Besucher im Saal drängten, wurde vom FC Haßfurt, der seine Stadiongaststätte als Veranstaltungsort zur Verfügung gestellt hatte, zunächst aus Sicherheitsgründen der Zugang gesperrt. Durch zusätzliche Bänke und Stehplätze gelang es dann doch, beinahe alle Interessenten unterzubringen.

Die den Weg ins Stadion gefunden hatten, wurden durch eine gelungene Kandidatenkür belohnt. Dies mag aus dem Munde des Veranstalters nun zugegebenermaßen etwas nach Eigenlob klingen, doch stützt sich diese Aussage auf die Feststellung zahlreicher Besucher nach dem Event. So konstatierte Ex-CSU-Stadtrat Hubertus Widera, ein Vergleich der Kandidaten sei sinnvoll und notwendig gewesen. Auch Willibald Geuppert (WG) fand nur lobende Worte. Vor allem die unaufgeregte und schlagfertige Moderation von Redaktionsleiter Dr. Martin Sage erntete sowohl von neutralen Besuchern als auch Parteiabordnungen ein dickes Lob.

Aber nun zu den Kandidaten. Martin Sage ließ von Beginn an keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Titel „Heißer Stuhl“ nicht zufällig gewählt war. Er konfrontierte die drei Anwärter gleich zu Beginn ihres jeweiligen Auftritts mit einer kitzligen Frage. Allerdings tat ihm Stephan Schneider nicht den Gefallen, auf die rhetorische Unterstellung einzugehen, die vor sechs Jahren als Gegenkandidat von Rudi Eck errungenen 37 Prozent der Stimmen hätten zu einem nicht unbeträchtlichen Teil aus Gegenstimmen gegen den Amtsinhaber bestanden haben können: „Es liegt mir fern, dem Wähler eine Meinung in den Mund zu legen. Mich haben 37 Prozent gewählt, weil sie mich mögen.“

Georg Hiernickel verneinte entschieden, mit seiner Gattin Katrin in jüngster Zeit vermehrt Streit wegen ihres Engagements bei der FDP gehabt zu haben: „Meine Frau ist lokalpolitisch aktiv. Sie hat aufgrund meiner Ambitionen auf ihre Stadtratskandidatur verzichtet. Ihre Kreistagskandidatur stört nicht.“ Die Frage, ob im Falle seiner Wahl eine schwarz-gelbe Koalition im Haßfurter Rathaus regieren würde, weigerte er sich – wohl als Einziger im Saal – beharrlich, verstehen zu wollen.

Günther Werner musste mit der Frage zurechtkommen, ob er im Falle seines Scheiterns das nächste Mal – nach 1997 für die SPD und heuer für die WG – vielleicht für die CSU kandidieren werde: „Ein nächstes Mal wird's dann nicht geben, da bin ich 59 Jahre und damit zu alt.“

Die Fragerunde aus dem Publikum, die sich an den „Heißen Stuhl“ (siehe Seite 5 der Samstagsausgabe des HT) anschloss, beschäftigte sich vor allem mit der mangelhaften Barrierefreiheit des Mehrgenerationenhauses. Der parteilose Wolfgang Bleicher aus Haßfurt will Bürgermeister in Schwebheim werden und erhoffte sich Anregungen zur Einrichtung Citymanager, ein Lieblingsthema von Stephan Schneider, der einen solchen unbedingt in Haßfurt installieren möchte. Georg Hiernickel ist da deutlich zurückhaltender: „Ein Citymanager kann nicht alles lösen. Es muss bezahlbar sein.“

Bernd Veitengruber konfrontierte die Kandidaten mit dem Wunsch nach einer Umgehungsstraße für das Osterfeld. Georg Hiernickel sieht dafür derzeit keine Notwendigkeit. „Die Osterfeldstraße war schon immer Verbindungsstraße, das bedeutet höheren Verkehr.“ Mit einer Umgehungsstraße könne seiner Ansicht nach das Ziel, den Verkehr aus Wülflingen einzudämmen, nicht erreichen. Man werde sich am Montag in der Stadtratssitzung über das Thema informieren lassen und dann über die Bebauungsplanänderung (die ein Aus für die Straße bedeute würde, die Red.) entscheiden. Günther Werner, der dem Stadtrat derzeit nicht angehört, wies darauf hin, dass man einen Zuschuss für die Straße beantragen könne, aber dies der Prüfung durch die Regierung bedürfe. Er erwarte, dass der Stadtrat am Montag die Bebauungsplanänderung „Osterfeld II“ durchziehen werde. Stephan Schneider wird wohl dagegen stimmen, denn er möchte abwarten, ob die Regierung diese Straße nicht doch als sinnvoll erachtet und demzufolge fördert. Deshalb sollte eine Beschlussfassung verschoben werden.

 
So voll war der Saal der Stadiongaststätte des FC Haßfurt selten. Das Interesse der Bevölkerung an der Veranstaltung der Heimatzeitung, in der die drei Bürgermeisterkandidaten auf dem „Heißen Stuhl“ gegrillt wurden, war gewaltig.
Foto: HT-Reitwiesner | So voll war der Saal der Stadiongaststätte des FC Haßfurt selten. Das Interesse der Bevölkerung an der Veranstaltung der Heimatzeitung, in der die drei Bürgermeisterkandidaten auf dem „Heißen Stuhl“ ...
 
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