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RÜGHEIM
Ein musikalischer Bogen von Backsteinen bis zu Bach
In der stillgelegten Ziegelbrennerei in Rügheim begeisterte das Kammerorchester Maintal das Publikum.
Foto: RBR | In der stillgelegten Ziegelbrennerei in Rügheim begeisterte das Kammerorchester Maintal das Publikum.
Rudi Brantner
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:43 Uhr

Spannender hätte es nicht sein können: Musik aus vergangenen Jahrhunderten in einer brach liegenden Ziegelbrennerei. Diesem Ruf des Hofheimer Kultur e. V. waren am Samstag über 130 Musikliebhaber in die ehemalige Ziegelei nach Rügheim gefolgt.

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Für diesen besonderen Abend hatte Dirigent Oliver Kunkel mit seinen Musikern vom Maintal Kammerorchester ein extra „Schmankerl“ unter dem Arbeitstitel „Barocco“ vorbereitet. Zwischen den Mauern der seit 1998 still gelegten Fabrik fanden die Musiker einen erstaunlich wohlklingenden Veranstaltungsort, eine Akustik, großzügig wie in einer weitläufigen Kirche. Die Saitenklänge stehen im Raum, das Flötensolo bahnt sich kristallklar durch die Abendstimmung, die durch die großen alten Fenster in den „Saal“ herein grüßt. Sebastian Bachs drittes Brandenburgisches Konzert machte den Anfang, danach folgte Antonio Vivaldis „In turbato mare irato“. Corina Nastoll spielte hier mit der Querflöte das Solo.

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Nach einem fulminanten ersten Part des Abends gab es für die Zuhörer eine besondere Pause. Das Foyer des Konzertsaales bestand nicht aus marmorierter Steinbodenhalle, sondern aus einigen tausend Quadratmetern seit nunmehr fast 20 Jahren unberührter Natur inmitten des Hofheimer Stadtteils Rügheim. Vom einstigen Ziegelwerk sind nur noch die Spuren zu erahnen, wie hier einst die Bagger rollten, den Lehm zur Ziegelfertigung aus dem Boden förderten. Ein großer See ist entstanden, heute sanft genutzt für Badevergnügen und Bootsfahrten. Die Natur hat sich das Gelände zurückerobert, es grünt, es zwitschert und quakt.

Überarbeitete Jahreszeiten

Nach einem kurzem Abendrundgang durch die den meisten unbekannte Natur hinterm Ziegelwerk setzten die Streicher die musikalische Reise fort, unterstützt durch die großartige Solistin Regina Lüders aus Leipzig. Antonio Vivaldis „Vierjahreszeiten“, überarbeitet von Max Richter, erklang als „The four Seasons – recomposed“.

Während Vivaldi in seiner Komposition den Lauf der Natur umreißt, hört man in Rügheim die Vögel mit dem Orchester um die Wette zwitschern.

Oliver Kunkel zeigte sich begeistert, wie harmonisch Natur und Mensch in der Ziegelei zusammenfanden. Mit diesem Schritt, Konzertabende an besonderen Orten aufzuführen, hat Kultur e. V. eine neue, spannende Tür aufgestoßen.

Die Vorsitzende Barbara Goschenhofer war von diesem Abend in Rügheim genauso begeistert wie das Publikum: „Eine sehr gute Resonanz, es kamen mehr als erwartet zum Konzert.“ Mit Bachs „Badenerie“ in H-moll schloss sich der musikalische Kreis und es gab stehende Ovationen des Publikums sowie Blumen von Goschenhofer für den Dirigenten und die Solistin. (rbr)

 
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