Die Katze beziehungsweise der Künstler ist aus dem Sack. Wie Bürgermeister Günther Werner im Gespräch mit der Heimatzeitung schon vor rund zwei Monaten bestätigte, wird das Anwesen Hauptstraße 35, besser bekannt als ehemaliges Hypobank-, Spielwaren-Schauer- oder zuletzt Sport-Weisheit-Gebäude, künftig zum Museum umgebaut.„Wir wollten aber kein Heimatmuseum“, so Günther Werner gegenüber dem Haßfurter Tagblatt, „sondern ein Museum, in dem die Werke eines international renommierten Künstlers ausgestellt sind, der noch dazu im Landkreis Haßberge lebt: Herman de Vries.“
Damit ist das Geheimnis gelüftet. Das Gerücht machte die Runde, seit bekannt wurde, dass im Zentrum der Haßfurter Innenstadt ein Museum oder Kunsthaus eingerichtet werden soll. Laut Bürgermeister Werner sei der Künstler der Idee sehr aufgeschlossen gewesen, dass erstmals in einem Haus sein gesamtes Lebenswerk zur Ausstellung kommt.
Vor einem Jahr vertrat de Vries sein Geburtsland Niederlande bei der Biennale in Venedig. Die Kunst des Niederländers, der in Eschenau lebt, kommt aus der Natur. Für ihn ist die Natur der Künstler schlechthin. Er stellt Steine oder Baumstämme auf Podeste, reibt verschiedene Erden aus unterschiedlichen Gegenden mit dem Finger auf Papier. Er hat in seinem Leben schon über achttausend Erden gesammelt. Erden von überallher auf der Welt. Aus Afrika, von Inseln, aus Konzentrationslagern...
Vor über sechzig Jahren hatte de Vries seine erste eigene Ausstellung. Im Jahre 1970 zog es ihn nach Franken. Auf der Durchreise nach Irland blieb er in Eschenau hängen. Außen herum der Steigerwald, das ideale Atelier für den Naturmenschen. Also blieb er hier, er ist jetzt Eschenauer, fühlt sich als Europäer, der sich seiner niederländischen Wurzeln aber sehr wohl bewusst ist. Nun bekommt er in der Kreisstadt sein eigenes Museum. Herman de Vries wünscht übrigens, dass sein Name kleingeschrieben wird, weil er Hierarchien nicht mag, was die Heimatzeitung allerdings zugunsten der besseren Lesbarkeit nicht erfüllt.
Noch ist es nicht endgültig, nicht amtlich. Aber die Stadt Haßfurt rechnet noch im Dezember mit dem Ergebnis der Machbarkeitsstudie, die gerade durchgeführt wird. Dr. Claudia Haas aus Wien prüft unter anderem die Vereinbarkeit der angedachten Nutzung mit dem Denkmalschutz. „Der Stadtrat könnte dann noch in diesem Jahr die Entscheidung für das Museum treffen“, zeigt sich Günther Werner optimistisch. Danach werde es wohl rund zwei Jahre dauern, bis der Umbau bewerkstelligt sei. Die Expertin aus Wien sei der Stadt übrigens von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen vorgeschlagen worden und man habe sich gerne für die internationale Fachfrau entschieden, um nicht in den Ruch einer ortsnah beeinflussten Einschätzung zu kommen.
Werner weiß aber auch, dass die Einrichtung eines Museums einhergeht mit einem gewissen finanziellen Risiko. Darum ist es gut, dass man in diesem Fall für kulturelle Zwecke gleich mehrer Fördertöpfe anzapfen kann. Denkmalamt, Städtebauförderung, Landesstelle für nichtstaatliche Museen und der Bezirk. Insgesamt könne man mit einem recht hohen Anteil von Fördergeldern an dem Millionenprojekt rechnen, so der Bürgermeister. „Aufgrund der Kostenschätzungen wissen wir, was auf uns zukommt.“ Es stelle sich aber auch die Frage, ob man nicht einen Mäzen für den laufenden Unterhalt des Museums gewinnen könne. Das sei jedoch Zukunftsmusik, so der Bürgermeister. „So weit sind wir noch nicht“, erst müsse das Projekt im Stadtrat verabschiedet sein.
Natürlich hat man sich auch seitens der Stadt Gedanken über eine Alternative gemacht. Doch es bleiben nicht viele Möglichkeiten. Das Gebäude hat ortsbildprägenden Charakter, ist mitten in der Innenstadt gelegen, die nächsten größeren Parkmöglichkeiten sind allerdings ein Stück entfernt, zum Beispiel beim FC, am Gries oder in der Tiefgarage. Zudem sind die Investitionen, die zur Sanierung des Hauses benötigt werden, so hoch, dass man diese Kosten auf keinen Fall auf die Miethöhe umlegen könnte. Für ein Geschäftshaus oder ein Wohnhaus ist die Immobilie demzufolge ungeeignet. „Zum Teil besteht in dem Haus noch das Originalgebälk aus dem 16. Jahrhundert“, so Werner, Wasser und andere Einflüsse hätten das Ihre getan und der Bausubstanz im Laufe der Jahrhunderte zugesetzt. „Aber wir wollen die Innenstadt noch attraktiver machen“, erklärt Bürgermeister Werner das Engagement für das Museum. Das gehe zum einen über ein entsprechendes Angebot der Geschäftswelt, worauf die Stadt kaum Einfluss nehmen könne. Oder über eine Einrichtung wie das Museum, wodurch die Innenstadt interessanter gemacht und der Tourismus angekurbelt werden könne. Das Museum soll „zu einem Magnet in der Innenstadt werden“, so der Wunsch des Bürgermeisters.
Für diesen Zweck soll nicht nur das Erdgeschoss genutzt werden, aus dem noch der Tresor entfernt werden muss, der sich seit Bankzeiten in dem Gebäude befindet. Auch das erste und das zweite Stockwerk sollen in die Ausstellungsräume des Museums mit einbezogen werden.