Wenn es denn zur Abstimmung über „Dafür oder gegen den Gelben Sack“ oder – wahrscheinlicher – die Gelbe Tonne kommen wird, dürfte es ihm leicht fallen, sich zu entscheiden, wie dem Kreistagsmitglied am Rande der Sitzung des Ratsgremiums am Montag anzumerken war. Die Hand würde er wohl heben für eine Variante, die bislang noch nicht zur Diskussion stand: eine Mischung aus beiden Systemen. Die Gelbe Tonne wird eingeführt, daneben bleibt aber auch die Möglichkeit erhalten, wie bisher die Leichtverpackungen zum Wertstoffhof zu bringen. Dieses Mischsystem stellte auf der Sitzung Geschäftsführer Wilfried Neubauer vor.
100.000 Euro für Bürgerentscheid einsparen...
Warum gleich mehrmals zu hören war, dass dieses Mischsystem das Zeug haben könnte, Realität zu werden: „Warum sollen wir mehr als 100 000 Euro für einen Bürgerentscheid ausgeben, wenn das Ergebnis doch wohl jetzt schon feststeht“, so ein anderes Ratsmitglied gegenüber der Redaktion. Und meinte damit, dass der Bürgerentscheid wohl sowieso die Einführung der Gelben Tonne bringen werde. Und so könnten zumindest ein paar Vorteile des bisherigen Systems hinübergerettet werden. Oder, wie es Landrat Wilhelm Schneider umschrieb: In dieses Kombi-System könnten die Vorteile beider Systeme eingebracht werden.
Bringsystem ist etabliert
Was Hol- und Bring-System jeweils an Vor- und Nachteilen für den Landkreis mit sich bringen, hatten im Frühsommer Sarah Tschachtli und Thorsten Pitschke vom Umweltinstitut „bifa“ (Gesellschafter sind der Freistaat Bayern, die Stadt Augsburg und die IHK für Schwaben) unter die Lupe genommen und stellten die Ergebnisse dem Kreistagsplenum vor. Vorteile des bestehenden Bring-Systems, so Tschachtli: Das System ist etabliert, es wird von der Bevölkerung angenommen, die erfassten Fraktionen zeichnen sich durch eine hohe Reinheit aus, was auch auf die Kontrollen an den Wertstoffhöfen zurückzuführen ist. Zudem bedeutet das System Arbeitsplätze für den Landkreis.
Nachteile: es ist Eigenleistung von den Bürgern erforderlich, sie müssen vorsortieren und die gesammelten
Nachteile für Menschen mit eingeschränkter Mobilität
Leichtverpackungen zu den Wertstoffhöfen transportieren. Allerdings, so hatten die Befragungen auch gezeigt: die große Mehrheit fährt nicht nur zum Wertstoffhof, um dort die gesammelten Verpackungen abzugeben, sondern verbindet die Fahrt mit anderen Erledigungen. Weitere Nachteile, so Tschachtli: Zur Zwischenlagerung der ausgedienten Verpackungen bedarf es Platz bei den Bürgern, Menschen mit eingeschränkter Mobilität könnten an diesem System schwieriger teilnehmen und zudem gebe es „Entsorgungshürden“ in der Form, dass die Öffnungszeiten der Wertstoffhöfe eingeschränkt seien. Außerdem, so ihr Kollege Pitschke: der ökologische Nachteil.
Klimarelevanter Lieferverkehr
Betrachte man den Klimafaktor bei der Sammlung von Leichtverpackungen, so liege der bei zugrunde gelegten knapp 21 Kilogramm pro Einwohner und Jahr beim Holsysten, bei 67 Kilogramm Kohlendioxid pro Tonne, bei der Anlieferung an die Wertstoffhöfe betrage dieser Wert rund 640. Die Umweltbelastungen entstehen aus dem Anlieferverkehr.
Die Vorteile des Holsystems: die Wertstoffmenge der Leichtverpackungen zur wertstofflichen und energetischen Verwertung würden gesteigert, die Restmüllmenge werde reduziert, nachdem die Entsorgungshürden geringer sind, bedeute dies eine höhere Benutzerfreundlichkeit und auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität könnten leichter am System teilnehmen.
Arbeitsplätze in Gefahr?
Nachteile des Holsystems: unter anderem der Platzbedarf, falls die Gelbe Tonne zum Einsatz komme, für bestimmte Müllfraktionen, wie etwa Sperrmüll oder Altholz, würden die Entsorgungskosten steigen, aber auch: Es würden mehr Wertstoffe im Restmüll landen. Zudem könne es bedeuten, dass Arbeitsplätze wegfallen, weil die Wertstoffhöfe nicht mehr in diesem Umfang betrieben würden. Allerdings: das jetzige System der Wertstoffhöfe sollte aufrecht erhalten werden, so Tschachtli. Und das werde auch geschehen, so Schneider und Neubauer, denn dort würden ja unter anderem auch Elektrogeräte ortsnah erfasst, so der Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsbetriebs.
Neubauer erläuterte zudem auch, wie es nun weiter geht mit dem Bürgerbegehren und einem möglichen Bürgerentscheid. Auf der Kreistagssitzung am 6. November wird das Thema und damit verbunden ein möglicher Bürgerentscheid wieder auf der Tagesordnung stehen. Dann läuft auch die dreimonatige Frist ab, innerhalb derer der Bürgerentscheid stattfinden muss. Es sei denn, die Initiatoren des Bürgerentscheid stimmen einer Verlängerung der Frist um drei Monate zu.
Der Verkehr zum Wertstoffhof entsteht dennoch, denn in die Gelbe Tonne soll bekanntlich nur Verpackungsmüll.
In welchem Intervall soll die Tonne geleert werden ? 4 Wochen ? Wenn meine Tonne voll ist, wohin mit dem Verpackungsmüll ?
Wer zahlt das Anschaffen der Tonnen ? Bei ebay wird eine gelbe Tonne für 50-60Euro angeboten, das ergibt selbst für kleine Kommunen mit 300 Haushalten Kosten im niedrigen fünfstelligen Bereich.
Wenn die Kommunen mitzahlen sollten, müssen sie die Tonne auch ablehnen dürfen. Oder man lässt jeden Haushalt selbst entscheiden, ob er seinen Müll zum Wertstoffhof bringt oder die neue Tonne will.
Zu hoffen ist, dass niemand daran denkt, einen gelben Sack einzuführen: Herstellung durch Billigarbeiter in Ostasien, zusätzliche Plastik-Produktion, ziehen Ratten an, Säcke reißen- Müll fliegt umher...
"In welchem Intervall soll die Tonne geleert werden?": Üblich sind 2 Wochen.
"Wer zahlt das Anschaffen der Tonnen?": Die Gelbe Tonne wird vom Dualen System gestellt.
"Zu hoffen ist, dass niemand daran denkt, einen gelben Sack einzuführen": Beim Bürgerentscheid geht es nur um die Gelbe Tonne, nicht um den Gelben Sack.
In den Wertstoffhöfen des Landkreises gibt es keinen einzigen "vollen Arbeitspatz" , sondern nur "450 €" Jobs. Es fällt deshalb kein Arbeitsplatz weg, sondern, wenn überhaupt, Jobs für gerinfügig Beschäftigte.
Mit Einführung der Gelben Tonne würde sich bei mir z.B. der Platzbedarf für das Sammeln der verschiedenen Wertstoffe halbieren.
Ich wünsche mir, dass die Bürgerinitiative für die Gelbe Tonne weiter am Ball bleibt und den Bürgerentscheid auf den Weg bringt, ohne Zustimmung für eine Verlängerung der Frist von 3 Monaten.
Siehe hier:
https://www.infranken.de/regional/leserbeitraege/hat-landrat-wilhelm-schneider-csu-seine-neutralitaetspflicht-verletzt;art55467,3782929
Wenn das "Mischsystem" aus Gelber Tonne (Holsystem) plus Wertstoffhof wie bisher ("Bringsystem") kommt, dann müssen sich ja zwangsläufig die Müllgebühren erhöhen, weil 2 Systeme finanziert werden müssten.
Deshalb: Liebe Bürgerinitiative, bitte keinen Millimeter nachgeben! Die Mehrheit der Bürger/innen wurde schon so lange mit diesem unseligen Bringsystem hingehalten.
Wir haben die Schnauze voll! Pro Gelbe Tonne und sonst gar nichts! Der Bürgerentscheid muss durchgeführt werden, dann werden alle merken, was die Mehrheit der Bürger/innen will und was nicht!