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HOFHEIM
Ein Leben für den Chor
Hermine Wüchner ist ein Hofheimer Urgestein. Seit 40 Jahren leitet sie den gemischten Chor des Gesangverein 1876 Hofheim. Sie sucht Stücke, die zum Chor passen und bereitet die 140-Jahr-Feier vor.
Seit 40 Jahren leitet Hermine Wüchner den gemischten Chor und den Kinderchor des Gesangvereins 1876 Hofheim. Ans Aufhören hat sie noch nie gedacht.
Foto: Gudrun Klopf | Seit 40 Jahren leitet Hermine Wüchner den gemischten Chor und den Kinderchor des Gesangvereins 1876 Hofheim. Ans Aufhören hat sie noch nie gedacht.
Von unserer Mitarbeiterin Gudrun Klopf
 |  aktualisiert: 27.04.2023 00:36 Uhr

Sie ist ein Hofheimer Urgestein - ohne sie ist die Stadt gar nicht denkbar“, sagt Karin Hudowski. Neben ihrem vielfältigen Engagement in der Pfarrgemeinde dirigiert Hermine Wüchner den gemischten Chor und den Kinderchor des Gesangvereins 1876 Hofheim. Und das seit nunmehr 40 Jahren. „Hermine hat Musik im Blut und ist mit dem Taktstock in der Hand geboren“, ist die Vorsitzende des Gesangvereins überzeugt.

In die Wiege gelegt wurde ihr die Musik nicht, meint Hermine Wüchner, „in unserer Familie gab es keine Musiker und niemand spielte ein Instrument“. Aber gesungen habe ihre Mutter Maria gerne. Wüchner erinnert sich an das ABC-Singspiel, das die Mutter vor der Schule mit ihren Töchtern Hermine und Michaela oft spielte. Beginnend bei „A“ musste jeden Tag ein neues Lied, das mit dem jeweils nächsten Buchstaben des Alphabets begann, gefunden und gesungen werden. „Das war bei manchen Buchstaben ganz schön schwer.“

Die Mutter drang auch darauf, dass beide Töchter Klavier und später auch Orgel spielen lernten. „Mit sechs Jahren fing ich mit Klavierunterricht an“, erinnert sich Hermine Wüchner.

Nach dem Abschluss der Realschule besuchte sie zwei Jahre die Kirchenmusikschule in Münnerstadt. Vom Dirigieren, über Stimmbildung bis hin zum Transponieren von Musikstücken lernte die Hofheimerin dort alles, was man für die Leitung eines Chores braucht. Anschließend ging es zum Studium der Religionspädagogik nach München. Jedes zweite bis dritte Wochenende fuhr Wüchner heim nach Hofheim, um dort Orgel zu spielen. Nach dem Studium unterrichtete sie zunächst an Schulen in Schweinfurt und nun seit vielen Jahren an der Verbandsschule sowie der Realschule in Hofheim.

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Im Hofheimer Chor sang sie bereits als Jugendliche mit. Zunächst half sie ab und zu als Dirigentin aus, wenn Chorleiter Euchar Kuhn verhindert war. Als dieser das Dirigat aus gesundheitlichen Gründen aufgab, trat sie 1975 in seine Fußstapfen. Mit der 100-Jahr-Feier des Chores im Jahr 1976 meisterte die Chorleiterin ihre erste große Herausforderung.

Auch den Kinderchor übernahm Wüchner. „Doch der probte zur damaligen Zeit immer nur für seinen Auftritt zur Weihnachtszeit.“ Doch schon bald führte Wüchner auch hier wöchentliche Proben ein.

„Die Kinder singen frisch von der Leber weg – das ist ein Vergnügen.“
Hermine Wüchner Chorleiterin

40 Jahre Chorleitung – jede Woche zwei Proben, einmal mit dem gemischten Chor und einmal mit dem Kinderchor. Nur in den Sommerferien macht Hermine Wüchner Pause vom Dirigieren. Von den derzeit 32 Sängern im Alter von 50 bis 85 Jahren halten viele dem Chor seit Jahrzehnten die Treue. „Ich achte darauf, Stücke zu finden, die zum Chor passen.“ Neben traditionellem Liedgut gehören auch viele moderne Schlager und Lieder aus Musicals zum Repertoire. Letztere seien vom Tempo und Rhythmus her zwar ziemlich anspruchsvoll und kompliziert, aber „die meisten Sänger sind schon so lange beim Chor, dass sie mit ihrer Erfahrung auch Schwieriges meistern können“, lobt Wüchner.

Auf vielen Liedblättern steht der Name eines Spenders. „Die Noten, die jeder Sänger braucht, finanzieren wir meist aus Spenden“, erklärt die Chorleiterin. Die fließen bei den zahlreichen Ständchen, die der Chor zu Geburtstagen oder anderen Anlässen den Jubilaren singt. Hinzu kommen Auftritte beim jährlichen Weihnachtskonzert und Frühjahrskonzert, im Krankenhaus, an Allerheiligen und beim Mariensingen, „leider auch immer häufiger bei Beerdigungen“.

Mit dem Chor aufzutreten hält Hermine Wüchner für wichtig. „Das spornt an und man kann zeigen, was man kann.“ Sich gemeinsam anstrengen und dann zu hören, dass etwas gut gelingt, das sei für sie das Schönste an ihrer Arbeit mit den Sängern. „Man darf nicht immer gleich aufgeben, wenn es mal nicht gleich klappt“, ist ihre Devise. Davon kann Karin Hudowski, die schon im Kinderchor unter Wüchners Fittiche stand, ein Lied singen: „Selbst wenn alle Sänger über ein schwieriges Stück jammern – Hermine bleibt standhaft und zieht es durch.

“ Auch wenn es ab und zu mal einen strengen Blick gebe, „meist macht sie es auf die lustige Art und hat einen Scherz parat.“

Wie vielen anderen Chören auch, fehlt dem gemischten Chor des Gesangvereins der Nachwuchs. „Viele haben andere Interessen, aber viele haben auch gar keine Interessen“, bedauert Wüchner. Dem gestiegenen Altersdurchschnitt sind die früheren Wochenendfahrten zum Opfer gefallen. Jetzt beschränkt man sich auf Tagesausflüge. Gerne folgt man auch den Einladungen anderer Chöre zu Liederabenden.
 

"Sie ist ein Hofheimer Urgestein - ohne sie ist die Stadt gar nicht denkbar“, sagt Karin Hudowski, die Vorsitzende des Hofheimer Gesangvereins, über Hermine Wüchner. Neben ihrem vielfältigen Engagement in der Pfarrgemeinde dirigiert Hermine Wüchner den gemischten Chor und den Kinderchor des Gesangvereins 1876 Hofheim. Und das seit nunmehr 40 Jahren. „Hermine hat Musik im Blut und ist mit dem Taktstock in der Hand geboren“, ist die Vorsitzende des Gesangvereins überzeugt. Im Video (von Gudrun Klopf) ein Proben-Besuch beim Gesangverein.

Posted by Main-Post Haßberge on Freitag, 27. November 2015


Der Spaß am Singen stehe beim Kinderchor an erster Stelle – sowohl bei den Kindern als auch bei ihr selbst: „Die Kinder singen frisch von der Leber weg – das ist ein Vergnügen.“ Und ganz nebenbei lernen sie auch noch eine ganze Menge“, sagt die 63-Jährige. „Zum Beispiel bei der musikalischen Weltreise, die wir vor einigen Jahren eingeübt haben.“

Vom Dreijährigen bis zum Dreizehnjährigen reicht die Altersspanne im Kinderchor. „Zeitweise fehlen die Buben, doch momentan machen wieder drei mit“, freut sich Wüchner. Dass es nicht einfach ist, die Kleinen und Großen unter einen Hut zu bringen, liegt auf der Hand. Alles wird auswendig gesungen, „das dauert bei den Kleinen schon etwas länger, bis alles sitzt.“ Auch englische Lieder, die die Großen oft vorschlagen, brauchen einiges an Geduld, bis sie eingeprägt sind. Doch bei den Auftritten an Liederabenden, Seniorennachmittagen und dem Sommerfest sitzen Töne und Texte wie bei den Erwachsenen.

Nein, ans Aufhören hat Hermine Wüchner in den 40 Jahren noch nie gedacht. Ein Leben ohne Chor, das kann sie sich nicht vorstellen. „Mit Singen kann man etwas ausdrücken und Gefühle loswerden.“ Das passiere nicht immer und nicht bei jedem Lied, aber „manches geht ganz schön aufs Gemüt.“

Wie vor 40 Jahren bereitet die Chorleiterin gerade wieder ein großes Ereignis vor: 140 Jahre Gesangverein 1876 Hofheim gilt es im kommenden Jahr gebührend zu feiern – mit viel Gesang versteht sich.

Seit 40 Jahren leitet Hermine Wüchner den gemischten Chor und den Kinderchor des Gesangvereins 1876 Hofheim. Ans Aufhören hat sie noch nie gedacht.
Foto: Gudrun Klopf | Seit 40 Jahren leitet Hermine Wüchner den gemischten Chor und den Kinderchor des Gesangvereins 1876 Hofheim. Ans Aufhören hat sie noch nie gedacht.
 
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