Was für ein herrliches Fleckchen Erde. Weit reicht der Blick auf der Anhöhe bei Rügheim in die Haßberge hinein. Das Grün der Wälder und Getreidefelder dominiert den Blick. Und über allem thront in der Sonne beinahe gleißend: helles Metall. Am Seeweg bei Rügheim wurde ein Wegkreuz aufgestellt. Am Feiertag Christi Himmelfahrt, am 30. Juni, wird es eingeweiht.
Es hat einen schönen Platz gefunden, am Ortsrand von Rügheim, mitten in Feldern und auf einem Hügel, berichtet Diakonin Sabine Dresel. „Man hat einen weiten Blick, wenn man unter dem Kreuz steht – man kann einfach nur die Landschaft genießen, die Ruhe am Kreuz oder man kann seinen Gedanken nachhängen, Ruhe und Klarheit in die Gedanken bringen und natürlich auch ein Gebet sprechen“.
Zum Luther-Jubiläum
Der Gedanke zu einem solchen Wegkreuz kam zur Zeit des Luther-Jubiläums in der Kirchengemeinde auf. Wegkreuze würden ja oft nur mit der katholischen Kirche in Verbindung gebracht. Aber sie seien ja ein Zeichen für Bewahrung und Schutz, erinnern an besondere Erlebnisse und Ereignisse und auch an besondere Momente im Glauben der Menschen, so Dresel weiter. So seien sie sowohl für katholische als auch für evangelische Christen wichtige Orte für gelebten Glauben – zum Innehalten, Nachdenken, Danken und zum Gebet.
Wegkreuze hat Lothar Brochloß-Gerner schon viele gesehen. Als Landschaftspfleger kommt der Rügheim viel herum. Was er immer bedauert hat: dass solche Wegkreuze eigentlich kaum oder gar nicht in der Flur evangelischer Kirchengemeinden zu finden sind. So wurde bei ihm die Idee geboren, dies doch einmal für Rügheim anzuregen,„denn wir sind doch auch Christen. Uns verbindet doch das Kreuz“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion beim Besuch des Kreuzes.
Im Kirchenvorstand fiel Brochloß-Gerners Idee auf fruchtbaren Boden und er machte sich daran, zu überlegen, wie man ein solches Kreuz gestalten könnte. Menschen kommen oftmals zum Kreuz, wenn sie eine Last drückt – was kann Lasten aufnehmen? Das war der Grundgedanke bei der Planung, berichtet er weiter. Und da kamen ihm Achsen in den Sinn – Achsen tragen die Last, die auf dem Wagen abgeladen wurden.
Und er erinnerte sich an die alten Achsen der Leiterwagen, die vor Jahrzehnten ein gängiges Transportmittel waren. Und damit war die Idee der Gestaltung des Kreuzes auch schon im Großen und Ganzen vorgezeichnet. Weil aber die Statik vermutlich so nicht gepasst hätte, wenn man die Achsen einfach in Kreuzform aneinandergefügt hätte, wurden die alten Leiterwagen-Achsen eingefasst in ein starkes Metall-Gerüst.
Eine Luther-Rose
Dekan Jürgen Blechschmidt hatte dann noch angeregt, dass – angesichts des Luther-Jubiläums-Jahres – in die Mitte der Kreuzbalken eine Luther-Rose eingearbeitet wird. Sie bildet nun das Herzstück des Kreuzes. Brochloß-Gerner und Theo Albert (Eichelsdorf) setzten dann die Idee in der Werkstatt von Albert in die Tat um, Paul Vierneusel hatte bei der Gestaltung ebenfalls mitgewirkt, berichtet Lothar Brochloß-Gerner. Dann ging es ans Aufstellen. Dazu richtete der Obst- und Gartenbauverein von Rügheim das Areal am ehemaligen Wasserhochbehälter hoch über der Ortschaft her.
Am Donnerstag, dem Himmelfahrtstag, wird das Kreuz nun eingeweiht, so Diakonin Johanna Dresel. Die Feier beginnt mit einem Gottesdienst am Kreuz. Er wird musikalisch gestaltet von den Posaunenchören aus Rügheim und Kleinmünster. Anschließend geht es zurück nach Rügheim zum Kirchhof. Dort wird gefeiert, die Feuerwehr übernimmt die Bewirtung.
Und was Dresel, wie auch Brochloß-Gerner wichtig ist: Zur Einweihung und zum Fest sind auch die katholischen Christen eingeladen. Denn, so Brochloß-Gern: „Weil uns das Kreuz verbindet.“