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KÖNIGSBERG
Ein Konzert, das unter die Haut ging
Nicht nur mit Routine sondern auch mit Einfühlungsvermögen leitete Matthias Göttemann Chor und Orchester.
Foto: Gerold Snater | Nicht nur mit Routine sondern auch mit Einfühlungsvermögen leitete Matthias Göttemann Chor und Orchester.
Gerold Snater
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:45 Uhr

Es gibt Konzerte, da geht man hin, hört sie an, hakt sie ab, vergisst sie schnell wieder. So ging es den Besuchern des Konzertes „Krieg und Frieden“ am Sonntag in der Marienkirche bestimmt nicht. Denn dieses Konzert für den Frieden im Gedenken an den Krieg, mit dem die Konzertreihe der Klang-Kontakte 2019 in Königsberger Kirchen eröffnet wurde, ging unter die Haut.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden viele deutsche Städte durch Bombenangriffe zerstört, so auch am 16. März 1945 Würzburg. Zum Gedenken an dieses traurige Ereignis gab der Oratorienchor Würzburg ein Konzert mit Solisten, Chor und Sinfonieorchester. Zu hören war das „Dona nobis pacem“ des englischen Komponisten Ralph Vaughan Williams. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Kantate mit der Bitte um Frieden, die er aus den Eindrücken des Ersten Weltkriegs heraus geschrieben hat, sondern auch um eine symphonische Dichtung zu Krieg, Trauer und die Bitte um Frieden und die Hoffnung auf eine friedliche Welt.

Zum ersten Mal im Haßbergkreis

Ralph Vaughan Williams benutzt dafür Texte des Messordinariums, politische Reden, drei Gedichte von Walt Whitman sowie Bibelstellen. Es ist für Solo Sopran, Bariton und gemischten Chor in Begleitung eines großen Sinfonieorchesters mit besonderer Perkussion geschrieben. Das eindrucksvolle Werk, das sich in sechs Abschnitte aufgliedert, wurde zum ersten Mal in den Haßbergen aufgeführt und wird den Zuhörern noch lange in Erinnerung bleiben.

Aufgeführt wurde auch Samuel Barbers „Adagio for Strings“, das 1938 zum ersten Mal aufgeführt und später als „Agnus dei“ für Chor bearbeitet wurde. Als vor einigen Jahren die Radiohörer des BBC das traurigste Musikstück wählen konnten, fiel ihre Wahl auf das „Adagio for Strings“. Sein langsames Tempo, die elegischen Themen und dunklen Klangfarben verwandeln das Gefühl der Trauer unmittelbar in Klang. Es gilt als die populärste Komposition des Amerikaners Samuel Barber. Es wurde schon zu Beerdigungen namhafter Persönlichkeiten wie John F. Kennedy oder Albert Einstein gespielt und auch zum Gedenken an die Opfer der Terroranschläge des 11. September 2001.

Völlig gegensätzlich das Musikstück am Ende des Konzertes vor dem Matthias Göttemann sagte: „Ich lade Sie ein, sich zu freuen!“ In diesem wurden 75 Jahre Frieden in den Mittelpunkt gestellt. Musikalisch fand das seinen Ausdruck im 4. Satz der 9. Sinfonie von Beethoven, dessen Thema zur „europäischen Hymne“ geworden ist. Ein Auszug aus diesem Werk erklang am Ende eines chorsymphonischen Konzerts, das unter Leitung von Matthias Göttemann zu einem beeindruckenden musikalischen Ereignis wurde. Einen großen Anteil daran hatten neben dem stimmgewaltigen Oratorienchor auch das Orchester aus Würzburg und die Solisten Anke Endres (Sopran) und Joachim Goltz (Bariton) mit ihren brillanten Solovorträgen.

Der Spätnachmittag bot ein aufrührendes, gefühlvolles Konzert, das einen Bogen spannte vom Schmerz und der Verzweiflung des Krieges, über die Trauer des Verlustes bis hin zur überschwänglichen Freude und Dankbarkeit, nunmehr seit beinahe 75 Jahren mitten in Europa im Frieden leben zu können. Lang anhaltender Beifall war der Lohn der Zuhörer für ein auch zum Nachdenken anregendes Konzert.

 
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