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Bamberg
Ein Herantasten an die Botschaft: Was die Elisabethenkirche so besonders macht
Detail aus dem Lüpertz-Fenster 'Begleitung des Leichenzuges – Kranke besuchen'.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Detail aus dem Lüpertz-Fenster "Begleitung des Leichenzuges – Kranke besuchen".
Marion Krüger-Hundrup
 |  aktualisiert: 08.11.2024 02:33 Uhr

Wohl keine andere städtische Immobilie erfährt so hohes Interesse wie die St. Elisabeth-Kirche im Sand. Über 80.000 Personen besuchen jährlich dieses im Vergleich zu den anderen Altstadtkirchen eher unscheinbare Gotteshäuschen, mehr also als alle Bamberger Museen an Zulauf verzeichnen können.

Jetzt ist eine Kirche natürlich kein Museum, sondern in erster Linie ein Ort des Gottesdienstes und Gebetes. Wie viele der 80.000 Besucher in die Elisabethenkirche eintreten, um den Himmel zu bestürmen, weiß selbstredend niemand. Die Aufsichten führen ganz nüchtern eine Strichliste, ohne in Köpfe und Herzen schauen zu können. Fakt jedoch ist, dass seit der Installation von acht Glasfenstern des renommierten Künstlers Markus Lüpertz die Aufmerksamkeit für die spätgotische St. Elisabeth-Kirche rapide gestiegen ist.

Und damit auch das vielfach geäußerte Bedürfnis nach einer Publikation, die diese zeitgenössische Kunst im mittelalterlichen Kirchenraum beschreibt, deutet, einordnet. Eine solche liegt jetzt vor – als erste umfassende Darstellung der Elisabethenkirche und ihrer im Juni 2022 eingeweihten Lüpertz- Fenster. Diese thematisieren das Leben der heiligen Kirchenpatronin Elisabeth und die biblischen Taten der Barmherzigkeit.

Initiativkreis sammelte Gelder für Künstlerfenster

Zahlreiche Fachbeiträge behandeln die Baugeschichte dieser kleinen spätmittelalterlichen Spitalkirche und die Ausstattung vom 15. Jahrhundert bis heute sowie die historischen und neuen Fenster. Im Zuge der umfassenden Restaurierungen der Elisabethkirche durch die Stadt Bamberg als Eigentümerin in den vergangenen 20 Jahren – liturgisch gehört das Gotteshaus zur Dompfarrei – bildete sich ein Initiativkreis aus der Gottesdienstgemeinde – allen voran Architekt Christoph Gatz -, der Spendengelder für die Neuausstattung mit Künstlerfenstern sammelte. Zum Initiativkreis gehörten Georg Beirer, Norbert Engel, Professor Dr. Bernd Goldmann, Barbara Kahle, Pfarrer Hans Lyer, Johanne Scharnick, Professor Dr. Wolf Strecker und Rudi Wagner-Jakob.

Markus Lüpertz hat durch seine eindrucksvollen Fenster der St. Elisabeth-Kirche eine weitere Dimension der Schönheit verliehen.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Markus Lüpertz hat durch seine eindrucksvollen Fenster der St. Elisabeth-Kirche eine weitere Dimension der Schönheit verliehen.

Weitere Kapitel des neuen Buches widmen sich dem Werkstoff Glas, der Entstehung der Fenster im Glasstudio Derix in Taunusstein sowie dem Weg vom Künstlerkarton zum fertigen Fenster. Grußworte von Oberbürgermeister Andreas Starke und Erzbischof emeritus Ludwig Schick, Schirmherren des Projektes "Markus Lüpertz Fenster", runden das Werk ab.

Diese neue Publikation besticht beim ersten Lesen durch qualitätsvolle Beiträge und brillante Fotografien von Giulio Coscia, die extra neu angefertigt und vom Atelier Markus Lüpertz zur Verfügung gestellt wurden: "Werke der Barmherzigkeit – des Lichts. St. Elisabeth in Bamberg und die Fenster von Markus Lüpertz" titelt das 112-Seiten umfassende Buch, das Birgit Kastner, Leiterin der Hauptabteilung Kunst und Kultur im Erzbischöflichen Ordinariat, herausgegeben hat. Es ist im Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu, erschienen.

Auf die Lüpertz-Fenster wird nicht explizit eingegangen

Wer sich von so einer Publikation aber auch die eigentlich naheliegende spirituell-theologische Interpretation des Fensterzyklus' erhofft hatte, wird enttäuscht. Zwar gibt es ein fundiert erarbeitetes Kapitel über "Eine kleine Theologie des Lichts". Dieses geht aber nicht explizit auf die Lüpertz-Fenster ein. Auch der Beitrag über die "Konzeption der Glasfenster von Markus Lüpertz" kommt fast ohne Rekurs auf das religiös motivierte Programm aus. So wäre es erhellend gewesen, die tatsächliche Genesis des Projektes Lüpertz-Fenster mit ihrer theologischen Konzeptentwicklung mitaufzunehmen. Zumal Buch-Herausgeberin Kastner in ihrer Einführung selbst von einem "Vielklang im Raum, Fülle an Licht und Farbe, an Bild und Botschaften" schreibt, dem man sich nach der Lektüre dieses Buches am besten vor Ort vergegenwärtigen möge.

Wem die großartige Bebilderung für ein erstes Herantasten an die Botschaften mit ihrem Erschließungspotential für die Gegenwart genügt, wird mit dieser Neuerscheinung hoch zufrieden sein. Und wer die Kunst von Markus Lüpertz zunächst in ihrem ästhetischen Gehalt verstehen will und weniger mit ihrem zugrundeliegenden christlichen Humanismus auch.

Die Veröffentlichung wird offiziell am 19. November, dem liturgischen Gedenktag der heiligen Elisabeth, um 18 Uhr im Diözesanmuseum vorgestellt. Das Buch kostet 29,80 Euro und ist im Buchhandel sowie im Shop des Diözesanmuseums, Domplatz 5, erhältlich.

 
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