Es klingt nach einem riesigen Projekt, das sich Christian Wittmann vorgenommen hat: Er möchte das Gebäude in Hofheim, in dem sich bis vor kurzem das Schuh- und Sportgeschäft Weisheit befand, wiederbeleben. Ein Café, einen Laden, Wohnungen für Senioren und wenn möglich auch einen Arztsitz soll es bald in den Räumen geben. Dabei geht es einerseits darum, die Innenstadt zu beleben, andererseits um ein Gesamtkonzept, das auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgelegt ist.
Wenige Tage ist es erst her, dass Christian Wittmann und Michael Weisheit den Kaufvertrag geschlossen haben. "Es war schon ein weinendes Auge dabei", sagt Weisheit, der mit dem Geschäft aufgewachsen ist und für den schon zu Schulzeiten klar war, dass er es einmal übernehmen würde. Gegründet hatte es seine Großmutter im Jahr 1924, damals noch als reinen Schuhladen. Dann übernahm Michael Weisheits Vater und schließlich er selbst das Geschäft. Das Sortiment wurde größer und um den Sportbereich erweitert, es gab mehrere Anbauten und Vergrößerungen der Verkaufsfläche. Sehr bekannt, auch über die Grenzen des Landkreises Haßberge hinaus, war Schuh- und Sport Weisheit vor allem für seine Auswahl an Wintersportartikeln.
Mehrere Köpfe arbeiten an einem neuen Konzept
Doch eben daran schwand in den letzten Jahren das Interesse, teilweise aufgrund der Konkurrenz durch den Internethandel, teilweise aufgrund von milden Wintern, in denen die Skigebiete in den fränkischen Mittelgebirgen eine schlechte Saison hatten, worunter auch Verleih und Verkauf von Skiausrüstungen litten. "Seit drei bis vier Jahren war ich auf der Suche nach einem Investor", sagt Michael Weisheit.
Vor zwei Jahren lernte er zufällig Christian Wittmann kennen. Der dachte sich zunächst nicht viel dabei, als er erfuhr, dass Weisheit seinen Laden verkaufen wollte. Doch dann sprangen andere Interessenten ab und Wittmann begann, mit dem Gedanken zu spielen, das Gebäude zu kaufen. Ende 2019, in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr, trafen sich Christian Wittmann und Michael Weisheit dann zu einem Gespräch mit Bürgermeister Wolfgang Borst, in dem es auch um die Frage gehen sollte, was die Stadt Hofheim brauchen könnte, was Wittmann verwirklichen will und wie sich all diese Ideen unter einen Hut bringen lassen.
So entstand das Konzept, das Wittmann bei einem Rundgang durch das Gebäude erläutert. Demnach muss das Gebäude im Eingangsbereich wohl umgebaut werden, um weitere Parkplätze zu schaffen, der Eingang müsste sich damit nach hinten verschieben. Hinter dem neuen Eingang soll ein Café entstehen, nach dem Vorbild des "VeReNa", das Wittmann bereits in Friesenhausen betreibt. Der Name steht für "vegetarisch, regional, nachhaltig".
Keine Lieferwege über 50 Kilometer
"Hier könnte es dann einen Gemüseladen geben", sagt er ein Stück weiter hinten in dem großen, langgezogenen Raum des ehemaligen Schuhgeschäfts. Wie auch im Café will er dabei auf Regionalität und Nachhaltigkeit achten. Vieles soll aus eigenem Anbau kommen. Nichts, das im Café oder dem Laden verkauft wird, soll Lieferwege von mehr als 50 Kilometern hinter sich haben; mit Ausnahme des Kaffees, den es nun mal nicht aus heimischem Anbau gibt. "Aber der soll dann wenigstens Fairtrade sein", betont Wittmann. Gleichzeitig soll dieses Geschäft der erste Versuch eines Unverpacktladens in Hofheim sein, Wittmann denkt auch über eine Zusammenarbeit mit dem Königsberger Unverpacktladen "ZwergRiese" nach.
Weiter geht der Rundgang über eine Treppe zu den darüberliegenden Stockwerken. Diese wären allerdings auch über einen Aufzug zu erreichen, was wichtig ist für das, was Christian Wittmann dort vorhat. Denn durch den barrierefreien Zugang zu den oberen Stockwerken können hier Single-Wohnungen für ältere Menschen entstehen, die noch fit genug sind, um alleine und selbstbestimmt zu leben, aber nicht mehr so mobil wie in jüngeren Jahren.
Wenn alles so läuft, wie Wittmann und Bürgermeister Borst es sich wünschen, könnte in einem der beiden Obergeschosse dieser Wohnraum entstehen, im anderen wäre Platz für ein medizinisches Angebot. "Ich bin ja schon lange dran, dass wir einen zusätzlichen Facharzt nach Hofheim bekommen", sagt Borst, der Wittmanns Pläne von Seiten der Stadt gerne unterstützen will. So könne die Kommune dem Investor bei der Planung helfen und ihm bei der Suche nach möglichen Fördertöpfen unter die Arme greifen.
Beitrag zur Belebung der Innenstadt
"Für die Stadt ist das von eminenter Bedeutung", sagt der Bürgermeister, denn ein neuer Laden und ein Café in dieser zentralen Lage könnten massiv zur Belebung der Innenstadt beitragen. Borst sagt, er hoffe, dass das Projekt noch deutlich vor dem Ende seiner Amtszeit als Bürgermeister verwirklicht wird – diese endet im Februar 2023.
Investor Christian Wittmann kam vor 57 Jahren in Schweinfurt zur Welt und wuchs zwischen Schweinfurt und Bad Kissingen auf. Nach dem Abitur ging er zur Bundeswehr, wo er zunächst nur seinen Grundwehrdienst leisten wollte, dann aber mehrfach verlängerte und schließlich Berufsoffizier wurde. Lange war er in Hammelburg stationiert, später war er im diplomatischen Dienst in Paris und in München tätig. 2013 kündigte er bei der Bundeswehr: "Ich hatte das Gefühl, es gibt wichtigere Dinge zu tun."
Soziales Engagement und Klimaschutz spielen bei ihm eine große Rolle. In Friesenhausen hat er zusammen mit seiner Familie das Café VeReNa aufgebaut, dazu eine Kleinkunstbühne. Außerdem ist er Gründer und Vorsitzender des Vereins "Besser Gemeinsam Leben" sowie stellvertretender Vorsitzender des Vereins "Wir gestalten Heimat", der sich den Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben hat und versucht, den Landkreis Haßberge so weit wie möglich klimaneutral zu machen.
Wittmann will die Bürger beteiligen
Dieses Ziel spielt auch bei seinem Projekt in Hofheim eine Rolle; nicht nur dadurch, dass im Café und im Laden regionale Bio-Produkte über die Theke gehen sollen. Mit einer grundlegenden energetischen Sanierung und Photovoltaik auf dem Dach möchte Christian Wittmann das Haus energieautark machen.
Und er hofft bei seinem Projekt auf Bürgerbeteiligung. "Ich nehme nicht für mich in Anspruch, dass ich alles weiß und an alles denke", sagt er. So würde er sich durchaus über Vorschläge von Menschen freuen, die Ideen haben für etwas, das Hofheim noch brauchen könnte. "Es soll ein schönes, rundes Ding werden", sagt er.