
Bei vielen Besuchern kommen nostalgische Gefühle auf. „Den hab ich gefahren“ oder „Den hat mein Vater gefahren“ sind Sätze, die Elke Märkl und Elmar Büttner häufig hören, wenn Kunden ihrer Werkstatt in Knetzgau einen Blick auf die alten Fahrzeuge werfen. Doch die Tage des kleinen Oldtimer-Museums in einem Raum von Märkl Auto Service in Knetzgau sind gezählt: Nach und nach sollen die Fahrzeuge aus den 60er und 70er Jahren verkauft werden.
Gesammelt hat die alten Autos, sowie einen Roller und ein Motorrad der Vater von Elke Märkl. Von ihm hat die heute 48-Jährige im Jahr 2015 das Geschäft übernommen. Auf einer Fläche von 12 mal 8 Metern stehen die alten Zwei- und Vierräder, schön präsentiert neben alten Ölkabinetten und Gaserzeugern. Die beiden Prachtstücke der Ausstellung sind ein Ford Taunus P3, Autofreunden besser bekannt unter dem Spitznamen „Badewanne“, und ein Ford OSI.
Noch im Originalzustand
„Die ,Badewanne' steht am besten da“, sagt Elke Märkl über den P3. Das Auto, das 1963 erstmals zugelassen wurde, ist noch im Originalzustand – nichts musste in all den Jahren geschweißt oder lackiert werden. Etwas schlechter steht es um den OSI von 1967. An diesem sind Spuren von Reparaturen zu erkennen, doch was den Wagen so wertvoll macht, ist vor allem die geringe Stückzahl, in der die Fahrzeuge gebaut wurden. Außerdem stehen hier noch drei weitere Autos: zwei Ford P4 von 1964 und 1965 und ein Ford Taunus Coupé von 1974. Mit einer BMW R 45 aus dem Jahr 1979 findet sich in der Ausstellung auch ein Oldtimer-Motorrad, daneben steht ein Roller vom Typ Heinkel Tourist 103, das 1961 erstmals zugelassen wurde.
Die „Badewanne“ und den OSI hat Elke Märkls Vater aus dem Kölner Raum, wobei der P3 seinen Weg zurück in den Landkreis Haßberge fand: Erstmals zugelassen wurde er in Zeil, von dort fand er seinen Weg nach Köln, bis er als Oldtimer nach Knetzgau kam. Die übrigen Fahrzeuge hatte der Seniorchef von Kunden der Werkstatt gekauft.
Kein leichter Abschied
„Insgesamt tut es schon weh“, sagt Elmar Büttner über den Verkauf der Fahrzeuge. Doch der Werkstattleiter und Lebensgefährte von Elke Märkl sieht die Notwendigkeit zum Verkauf. „Wir müssen investieren, um Ford-Werkstatt zu bleiben.“ Denn je komplexer die Technik der neuen Fahrzeuge wird, desto mehr Arbeitsfläche benötigen Werkstätten, um alle Arbeiten anbieten zu können. Ein Anbau wäre teuer, und so könnten Märkl und Büttner den Platz, auf dem momentan die Oldtimer stehen, gut gebrauchen.
Ein weiterer Grund, warum Elke Märkl die historischen Fahrzeuge verkaufen möchte, ist der hohe Pflegeaufwand. Die Geschäftsleiterin der Werkstatt erklärt unter anderem, dass die Motoren gelegentlich laufen müssen, um nicht zu verfallen. Insgesamt kostet der Erhalt der alten Autos zu viel Zeit. Dazu kommt, dass der Raum, in dem die Oldtimer momentan ihren Platz haben, zwar eine hübsche Gelegenheit bietet, die Fahrzeuge zu präsentieren, jedoch für die alten Wagen nicht ideal ist – eigentlich, so erklärt Elke Märkl, bräuchte es einen klimatisierten Raum.
Ihr Vater sei nicht begeistert vom Verkauf seiner Sammlung. „Er wollte nicht verkaufen“, sagt Elke Märkl. Doch auch ihm sei die Pflege der Oldtimer mittlerweile zu intensiv. Noch stehen alle Fahrzeuge an ihrem Platz, bisher ist keines verkauft. „Aber es gibt schon starke Interessenten“, sagt Elke Märkl, vor allem was die beiden Prachtstücke der Sammlung angeht.
Blickfang auf dem Gelände
Üblicherweise ist der Raum, in dem die historischen Fahrzeuge stehen, abgeschlossen, allerdings besteht die Abgrenzung zum Hof der Werkstatt hin aus einer großen Glastür. So können die Werkstattkunden die alten Autos und Zweiräder auch von außen bewundern. Wenn jemand die guten Stücke aus nächster Nähe sehen will, braucht er üblicherweise nur bei Elke Märkl oder Elmar Büttner nachzufragen, dann schließt einer von ihnen die Tür auf. Auch zum Tag der offenen Tür im Autoservice war das Tor zur Ausstellung meist offen.
Oft komme es auch vor, dass Kunden durch die Glasscheibe die alten Fahrzeuge bewundern, während sie darauf warten, weil ihr eigener fahrbarer Untersatz gerade in der Waschanlage ist. Eine schöne Erinnerung, die Elke Märkl und Elmar Büttner selbst mit ihrer kleinen Ausstellung verbinden, ist das „Frühstück im Museumscafé“. Denn neben den alten Fahrzeugen und der stilechten Einrichtung ist noch Platz für einen Tisch und ein paar Stühle. Manchmal, wenn ihnen danach ist, trinken Märkl und Büttner hier morgens ihren Kaffee, mit Blick auf die Oldtimer – so lange es noch geht.


