Es ist wohl das kulturelle Highlight 2022 in Bamberg und eine Fortschreibung der Geschichte des Weltkulturerbes: nämlich die Präsentation der acht Glasfenster in der St. Elisabeth-Kirche von Markus Lüpertz am Samstagabend. Natürlich sind es wahre Kunstwerke. Aber ihre theologisch-spirituelle Dimension weist weit darüber hinaus. Die Schirmherren, Erzbischof Ludwig Schick und Oberbürgermeister Andreas Starke, Gemeindepfarrer Hans Lyer und der Motor des deutschlandweit beachteten Kunstprojektes, Christoph Gatz, freuten sich mit Meister Lüpertz über das fulminante Ende eines jahrelangen Prozesses. „Sie erleben einen für seine Verhältnisse glücklichen Künstler, ich gehe mit vollem Herzen nach Hause“, rief der 81-jährige Markus Lüpertz den geladenen Gästen in dem gotischen Gotteshaus zu.
Der renommierte bildende Künstler versteht seine Kunst als einen Auftrag, den Menschen die Welt mit ihren Geheimnissen zu erklären. Gleichwohl „betreibe ich keine Pädagogik, habe in dieser Hinsicht keinerlei Mission. Ich liefere Anreize, und wer darin einen Zugang findet, wird sich angeregt mit der Bildsprache auseinandersetzen“, sagte er gegenüber dieser Redaktion Zeitung. Klar verdeutlicht Lüpertz seine Position in den über 2000 Jahren christlicher Kultur und Kunst: „Kunst ist ein Stückchen Ewigkeit, und in diese Ewigkeit finde ich mich mit meinen Beiträgen ein.“
Motive verbinden Szenen aus dem Leben der Heiligen
So sollen nach seinen Worten die Glasfenster in der Elisabethenkirche dazu anregen, „sich mit den Geheimnissen und Fragen der Mystik zu beschäftigen und zu eigenen Positionen zu finden“. Tatsächlich können die Fenster dazu inspirieren, die Bibel wieder einmal aufzuschlagen und das Matthäusevangelium nachzulesen, sich den leiblichen Werken der Barmherzigkeit zu widmen und die Vita der heiligen Elisabeth von Thüringen, die Namenspatronin dieser Innenstadtkirche, zu betrachten. Denn die Fenstermotive verbinden Szenen aus dem Leben der Heiligen mit den sieben Werken der Barmherzigkeit: Hungrige Speisen, Obdachlose beherbergen, Nackte bekleiden, Kranke besuchen, Almosen geben, Gefangene besuchen, Tote begraben. Das achte Fenster setzt den Vers „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40) in flächenfüllende Ornamente, die in den anderen Fenstern die Figuren umgeben, um.
„Lüpertz Fenster geben dem Kirchenraum Sinnlichkeit“, bilanzierte der Essener Kunstwissenschaftler Professor Dr. Raimund Stecker in seiner Festrede die Atmosphäre in dem mit farbigem Licht durchfluteten Inneren. Die „Bamberger Fenster“ seien „mystisch bildlichtene Licht-Bilder in den Wänden der Kirche St. Elisabeth“. Das kolorierte Licht stifte einen Dialog sowohl mit den Bildern im Inneren des Kirchengebäudes wie umgekehrt die Bilder den Dialog zum fernen Lichtquell suchten, so Stecker. Wer transzendentale Erfahrung suche und die Fenster betrachte, ahne ein „im Innern ein unerreichbares Jenseitiges“.
Werk eine spirituelle Bereicherung für Bamberg
Erzbischof Schick nannte das Lüpertz-Werk „eine spirituelle Bereicherung in Bamberg“. Die Fenster „sollen zum Segen werden für die Stadt und für Besucher aus Nah und Fern“, wünschte er, bevor er ein Segensgebet sprach und die Glasfenster weihte. Spontan schenkte Schick dem Künstler seine in Peru hergestellte Stola. „Professor Lüpertz hat mir gesagt, dass er diese Stola sehr schön findet“, erklärte der Erzbischof.
Oberbürgermeister Starke dankte den Stiftungen, hunderten Spendern und Sponsoren, die zur Realisierung dieses „wahren Festes des Lichts und der Farben“ beigetragen haben. Sein „Dank des Herzens auch im Namen der Bürgerschaft“ umfasste den rührigen „Initiativkreis Markus Lüpertz-Fenster“, die Dompfarrei als Auftraggeber, die Handwerker und all die außerordentlich in diesem Projekt engagierten Helfer. Eine besondere Gabe in Form einer Dankesurkunde der Stadt Bamberg bekam Christoph Gatz, „dem die endgültige Fertigstellung zu verdanken ist“, wie es darauf heißt.
Die Stadt Bamberg als Eigentümerin der St. Elisabeth-Kirche werde künftig von Donnerstag bis Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr unter Aufsicht das Gitter öffnen, das bislang den ungehinderten Zutritt ins Kircheninnere außerhalb der Gottesdienstzeiten verhinderte. Der OB: „Wir bemühen uns um eine Regelung, um öffentlichem Interesse gerecht zu werden.“
St. Elisabeth-Kirche „kein Museum oder Lüpertzianum“
Die theologische Dimension der Glasfenster – im Prozessgeschehen eröffnet von dem promovierten Theologen und Mitglied des Initiativkreises Georg Beirer – war schon bisher Thema von Predigten, Vorträgen, Konzerten und weiteren Veranstaltungen. Die „Initiative Markus Lüpertz-Fenster“ legt Wert darauf, dass die St. Elisabeth-Kirche eben „kein Museum oder Lüpertzianum“ – O-Ton Pfarrer Lyer - ist, sondern ein „Ort der Glaubensverkündigung“. Und „ein Stückchen Ewigkeit, die über die aktuellen Zeitläufe hinausweist“, wie Gatz ergänzte.
Die von ihm angeführte Namensliste derer, die an dem Fensterprojekt aktiv mitgewirkt haben, war lang. An dieser Stelle genannt werden soll die Glaskunstfirma Derix in Taunusstein, die die insgesamt 3200 einzelnen Glasteile für die Lüpertz-Fenster hergestellt und für die Verbleiung nach den bereits im Mittelalter erfundenen Methoden gesorgt hat.
Noch ist eine Restfinanzierung des mit rund 600.000 Euro veranschlagten Fensterprojektes nötig. Dafür sind Spenden willkommen. Spendenquittungen werden ausgestellt.
Das Spendenkonto: Inhaber Dompfarrstiftung St. Elisabeth, Sparkasse Bamberg, IBAN: DE93 7705 0000 0578 3423 70. Verwendungszweck: Fenster St. Elisabeth.