Hat der Landkreis ein Tierheim ohne Tiere? Dieser Eindruck konnte bei manchem Besucher der Eröffnung des neuen Tierheims in Zell entstehen, denn beim offiziellen Termin am Samstag gab es für die vielen Besucher nur wenige Bewohner zu sehen. Am Dienstag, dem Tag, an dem erstmals normaler Betrieb herrschte, sah es dagegen schon anders aus.
Hunde, Ratten, Degus und eine Katze
„Die Tiere brauchen ihre Ruhephasen“, sagt Karin Kraus, zweite Vorsitzende der Tierschutzinitiative, die das Tierheim im Auftrag des Landkreises betreibt. Deswegen wird das Zuhause der herrenlosen Vierbeiner auch künftig nicht an allen Wochentagen geöffnet sein – nur dienstags, mittwochs, samstags und sonntags sind die Gebäude für Kunden geöffnet. Das ist auch der Grund, warum die meisten Tiere während der Eröffnungsveranstaltung in Räumen untergebracht waren, in denen sie ihre Ruhe vor den Gästen hatten. Alles andere wäre zu viel gewesen für die Hunde, Ratten, Degus und eine Katze, die derzeit in Zell ein „Übergangszuhause“ gefunden haben.
Viele ehrenamtliche Helfer
Noch sucht Tierheimleiterin Britta Merkel einen weiteren hauptamtlichen Mitarbeiter, ansonsten soll die Arbeit unter anderem von Bundesfreiwilligendienstleistenden und vor allem von ehrenamtlichen Mitarbeitern getragen werden. Einige Tierfreunde, die künftig öfter mal Hunde abholen wollen, um mit ihnen Gassi zu gehen, haben sich bereits gefunden. Dazu gehören Birgit Zehe und Anna-Lena Wolf aus Augsfeld. Beide waren am Eröffnungstag da und beschlossen spontan, sich zu engagieren. Industriekauffrau Birgit Zehe hat selbst einen Hund und weiß daher schon, wie sie mit den Tieren umgehen muss. Studentin Anna-Lena Wolf, die mit ihr in einem Haus wohnt, sagt dagegen: „Ich hatte nicht so viele Vorkenntnisse.“ Durch das zusammenwohnen mit Birgit Zehe und deren Hund ist sie allerdings mittlerweile auch recht gut mit den Tieren vertraut.
Und wo kommen die Bewohner der Einrichtung her? Da gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten, berichtet Karin Kraus. Bei manchen handelt es sich um Fundtiere, die irgendwo ausgesetzt wurden oder weggelaufen sind, andere kamen nach dem Tod ihrer Besitzer ins Tierheim, wieder andere wurden abgegeben, nachdem Herrchen und Frauchen nicht mehr mit ihnen zurechtkamen. „Man sollte sich halt erst mit der Rasse beschäftigen“, sagt Kraus. Manche Hunderassen brauchen viel Bewegung und müssen sich regelmäßig „auspowern“, womit sie als Haustier nur für jemanden geeignet sind, der sich auch selbst gerne draußen bewegt.
Eine neue Anlaufstelle
Am ersten Betriebstag sind bereits einige Gäste da. Manche wollen sich nur einmal umschauen, andere fragen, ob sie ehrenamtlich helfen können. Ernsthaftes Interesse an einem Tier hat aber noch keiner gezeigt. „Wir freuen uns, dass es so gut angenommen wird“, sagt Leiterin Britta Merkel. Gerade dass sich schon jetzt einige ehrenamtliche Helfer gemeldet haben, findet sie gut.
Einen Neuankömmling gibt es am Dienstag auch: Eine Mitarbeiterin bringt in einem Korb einen winzigen Vogel.
Die verletzte kleine Bachstelze hat sie neben einem Nest gefunden, das von einer Katze geplündert wurde. Ob der Jungvogel die nächsten Stunden überleben wird, ist allerdings fraglich. Britta Merkel kümmert sich um den kleinen Vogel und versucht, ihn zu füttern.
„Ich finde es schön, dass es jetzt hier losgeht“, kommentiert Karin Kraus. Gut sei vor allem, dass es nun wieder eine Anlaufstelle für Fundtiere im Landkreis gibt.
Weitere Infos gibt es im Internet unter www.tierheim-hassberge.de