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SAND
„Ein Damm kann auch brechen“
Ein Schiff transportiert Sand auf dem Main, gleich neben den Flächen, um die die Firma Dotterweich ihren Sandabbau erweitern möchte. Doch der Plan hat viele Kritiker. Unter anderem die Gemeinde Sand und das Wasserwirtschaftsamt fürchten eine Erhöhung des Hochwasserrisikos.
Foto: Elisabeth Janotta | Ein Schiff transportiert Sand auf dem Main, gleich neben den Flächen, um die die Firma Dotterweich ihren Sandabbau erweitern möchte. Doch der Plan hat viele Kritiker.
Von unserem Redaktionsmitglied Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:13 Uhr

Der Gemeinderat ist sich einig, und das über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg: Die Sander wollen keine Ausweitung des Sandabbaus durch die Sand- und Kieswerke Dotterweich (SKD). Auch die Bürgerinitiative „Sand bleibt“ kämpft gegen den Sandabbau, Unterstützung gibt es aus der Nachbarstadt Zeil, deren Gemeinderat sich ebenfalls dagegen ausgesprochen hat.

Doch obwohl die Fläche, auf der die Firma SKD den Sand abbauen möchte, auf dem Grund der Gemeinde Sand liegt, kann der Gemeinderat das Anliegen der Firma nicht einfach ablehnen. „Die Geschichte liegt beim Bergamt“, erklärt der Sander Bürgermeister Bernhard Ruß. Denn der gesetzlichen Regelung nach gelten Sedimente wie Sand als Bodenschätze. Damit fällt deren Abbau unter das Bergrecht und damit sind nicht die Kommunen oder Landratsämter zuständig, auf deren Grund der Abbau stattfindet, sonder das Bergamt. Andere Institutionen wie beispielsweise die betroffenen Gemeinden oder das Wasserwirtschaftsamt konnten damit lediglich Stellungnahmen in die Diskussion einbringen, mitentscheiden dürfen sie nicht.

„Für uns ist Hochwasser ein K.O.-Kriterium“, begründet der Bürgermeister, warum eine breite Mehrheit der Sander Bürger eine Ausweitung des Abbaus ablehnt. Denn der weitere Sandabbau würde den Bau eines Damms nötig machen. Dieser wäre gegen die Fließrichtung des Mains gerichtet. Von vielen Seiten sind nun Befürchtungen zu hören, dass das zu einer erhöhten Hochwassergefahr im Maintal führen könnte. „Ein Damm kann auch brechen, wo natürliches Gelände hält“, meint Ruß.

Diese Sorge teilt auch das Wasserwirtschaftsamt in Bad Kissingen. Deshalb hat es eine Stellungnahme abgegeben, in der es heißt, die Behörde könne einem Ausbau des Sandabbaus in dieser Form nicht zustimmen. „Wir sind nicht zufrieden mit dem Umgang mit Hochwasser“, begründet Frank Pilhofer die Entscheidung. „Es müssen auch kleine Hochwasser berücksichtigt werden“, sagt der Abteilungsleiter für den Landkreis Haßberge beim Wasserwirtschaftsamt. Gleichzeitig dürfe sich auch bei einem sogenannten hundertjährigen Hochwasser die Situation nicht verschlimmern. „Ich sehe das als schwierig an“, meint Pilhofer. Bisher habe das Unternehmen noch nicht genug getan, um Lösungen für beide Probleme zu finden. Beides lasse sich schwer unter einen Hut bringen.

Auch das Landratsamt Haßberge hat im August in der Angelegenheit Stellung genommen. Aus naturschutzrechtlicher Sicht habe die Behörde keine grundlegenden Bedenken, heißt es darin. „Aber aus wasserrechtlicher Sicht sind einige Fragen offen geblieben“, urteilt das Landratsamt und beanstandet „unzureichende Darstellungen beziehungsweise Unstimmigkeiten in den Planungsunterlagen.“

Von der Regierung von Unterfranken ist zu erfahren, dass in dieser Woche ein Gespräch mit dem Bergamt und dem Unternehmen Dotterweich stattfinden soll. Ein genauer Termin stehe aber noch nicht fest.

Doch auch wenn das Bergamt der Firma letztlich den weiteren Sandabbau genehmigen sollte, ist damit nicht gesagt, dass das Sand- und Kieswerk seine Pläne in die Tat umsetzen kann. Denn noch gehören dem Unternehmen die Flächen nicht, die es für die Ausweitung des Ausbaus benötigt.

Zwar sind im Bergrecht sogar Enteignungen möglich, um Bodenschätze abbauen zu können. In Nordrhein-Westfalen sind daher schon ganze Dörfer dem Bergbau zum Opfer gefallen. In Sand kann dieses Instrument aber nicht angewendet werden. So hängt es nun an den Eigentümern der Flächen, ob sie bereit sind, diese dem Kieswerk zu verkaufen.

Einige Landwirte haben bereits angekündigt, ihr Land keinesfalls an die Firma Dotterweich verkaufen zu wollen. Auch die Stadt Zeil, der ein kleiner Teil des rund 25 Hektar großen Plangebiets gehört, weigert sich, Flächen an SKD zu verkaufen. „Haltet durch, wir kämpfen mit euch“, hatte Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann im Juli bei einer Kundgebung der Bürgerinitiative gesagt.

 
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