
Wenn der Pfarrer von Miltenberg im Urlaub ist, dann wird er vertreten – vom Bischof. Was wie ein schlechter Witz klingt, stimmt tatsächlich: Bis Ende August kümmert sich Bischof Francis Aquirinus Kibira aus Uganda um die Seelsorge in der Pfarreiengemeinschaft „Sankt Martin Miltenberg-Bürgstadt“. Das berichtet das Bischöfliche Ordinariat Würzburg.
Der Geistliche ist auch in Pfarrweisach kein Unbekannter. Schon bevor der heute 59-Jährige 2014 zum Bischof geweiht wurde und die Verantwortung für das Bistum Kasese im Westen des Landes übernahm, war Kibira öfter im Bistum als Urlaubsvertreter aktiv, unter anderem in den Pfarreien Sankt Anton und Maria-Hilf in Schweinfurt sowie in Heidenfeld und Pfarrweisach.
„Ich habe von 1987 bis 1991 am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom studiert. In dieser Zeit habe ich in Linz einen Deutschkurs besucht und ab 1989 dann mehrfach im Bistum Fulda als Aushilfe gewirkt“, erzählt der Bischof.
Nach längerer Unterbrechung freue er sich, jetzt wieder einmal in Würzburg arbeiten zu können. „Ich bin einfach für ein paar Wochen weg von meinen Alltagssorgen, ohne dass meinem Bistum Kosten entstehen. Und gleichzeitig weitet sich mein weltkirchlicher Blick“, sagt Bischof Kibira.
Nach Miltenberg sei er im Übrigen mehr durch einen Zufall gekommen. Er habe sich gewünscht, im Raum Aschaffenburg eingesetzt zu werden. „Von Aschaffenburg aus kann ich leicht mit dem Zug Freunde in ganz Deutschland besuchen“, erläutert der afrikanische Bischof.
Das Bistum Kasese in Uganda
Sein Bistum, das etwas mehr als ein Drittel der Fläche der Diözese Würzburg hat, liegt an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. Auf dem Gebiet der Diözese, das nahezu deckungsgleich mit der politischen Provinz ist, leben rund eine Million Menschen. Rund 40 Prozent davon sind nach Kibiras Angaben katholisch, etwa 35 Prozent Anglikaner, der Rest verteile sich auf christliche Freikirchen, Adventisten, Muslime und Naturreligionen.
„Das Land ist meist gebirgig, die Menschen leben zum größten Teil von Kleinlandwirtschaft, oder, wenn sie an den beiden Seen Lake George und Lake Edward wohnen, vom Fischfang.“ Letzterer werde zum Teil des schnellen Geldes wegen, das ausländische Fischhändler böten, mitunter wenig nachhaltig betrieben. „Hier wie in vielen anderen Bereichen ist das Problem, dass es wenige und meist schlechte staatliche Schulen gibt. Bildung hilft“, lautet Kibiras Überzeugung.
Nur durch Wissen lasse sich zum Beispiel vermeiden, dass die Menschen den billigen Parolen politischer Bauernfänger hinterherliefen. „Viele verlassen frustriert die Schule, ohne einen Abschluss und damit ohne eine Perspektive für die Zukunft.“ Es sei nichts Ungewöhnliches, wenn Teenager heirateten und eine Familie gründeten. „Kinder kriegen Kinder!“
Hinzu komme, dass es vor allem in den entlegenen Gebieten nicht ungewöhnlich sei, dass Männer zwei oder drei Frauen hätten.
„Ich habe eine Vision: Es braucht möglichst viele gute Schulen, auch berufsbildendende, um den jungen Leuten langfristig eine echte Perspektive zu bieten.“ Er träumt unter anderem von einem kirchlichen Krankenhaus, das neben der medizinischen Versorgung auch für Krankenschwestern und Laborpersonal eine Ausbildung bieten soll.
Im liturgischen Bereich steht der ugandische Bischof ebenfalls vor Herausforderungen: „Unser Bistum ist noch sehr jung, es wurde 1989 von der Diözese Fort Portal abgespaltet.“ Allerdings geschah das, ohne dass es eine eigene Kathedrale gab.
Die Pfarrkirche von Kasese, die als Dom dient, ist deutlich zu klein. „Wenn alle dicht an dicht stehen, passen gerade mal 300 Menschen hinein. An den Feiertagen behelfen wir uns bislang mit Zelten rund um die Kirche.“ Das sei aber auch nur eine Notlösung, betont der Bischof.
Zum einen sähen die Menschen außen nichts vom Geschehen am Altar. „Und wenn es richtig regnet, so wie dieses Jahr an Karfreitag, dann werden sie gnadenlos nass geregnet.“ Deswegen sammelt der Bischof seit seinem Amtsantritt für den Neubau einer Kathedrale.
Spenden für Kirchenbau
„Nach europäischen Gesichtspunkten ist es ein einfacher Bau, dennoch belaufen sich die Kosten auf 1,2 Millionen Euro.“ 150 000 Euro für den Bau wolle er unbedingt selbst gemeinsam mit seinen Gläubigen aufbringen. „Das ist für unser armes Land viel Geld.“ Für das Fundraising hat er unter anderem einen Spenden-Marathonlauf organisiert, berichtet Bischof Kibira. Sogar Ordensfrauen seien für die gute Sache ein paar Kilometer gejoggt. Und auch der Bischof, der in seiner knappen Freizeit Basketball und Tennis spielt, ging für den Dom auf die Laufstrecke– „aber nur die kürzeste Distanz, die angeboten war“.
Wirklich große Sorgen bereiten dem Bischof auch die Nöte der Flüchtlinge aus dem Kongo, die in einer entlegenen Kirche in der Bergregion Zuflucht gefunden haben. „Da kommen regelmäßig bis zu 200 Frauen mit ihren Kindern, um vor den Kämpfen in ihrem Heimatland Schutz zu suchen. Ich habe eigens einen Priester in den Ort entsandt, damit der sich um sie kümmert. Die Vereinten Nationen scheren sich kein bisschen um die Leute. Sie sagen: Die gehen immer wieder zurück, sobald es wieder ruhiger wird, deswegen sei der UN-Kommissar für Flüchtlinge nicht für sie zuständig.“
Um dennoch helfen zu können, brauche es Geld für sanitäre Einrichtungen, einfache Schlafräume und Lebensmittel.
„Wenn Kinder aus Uganda einmal nach Unterfranken kämen, sie würden staunen“, ist sich Kibira sicher. Die Menschen in Afrika hätten wenig bis nichts, lebten dafür im Moment und hätten das „Lächeln der Armut.“ Hier in Deutschland seien die Menschen mitunter missmutig, wenn der Bus fünf Minuten zu spät komme. „Aber dabei können sie sicher sein, dass er in jedem Fall auch kommt.“
Umgekehrt sei er begeistert von der Gastfreundschaft und Großzügigkeit, die er in Deutschland immer wieder erfahre. So habe Pfarrer Jan Kölbel ihn persönlich in Aschaffenburg am Bahnhof abgeholt und nach Miltenberg gebracht. „Erst neulich hat mich eine Dame eingeladen, bei ihr daheim ihr und ihren Freunden von meinem Land zu erzählen.“
Auch erlebe er viele überzeugte und engagierte Christen. Das mache ihm angesichts der Herausforderungen im Bistum Kasese viel Freude und Mut. „Ich vertraue in meiner Schwachheit auf Gott – und auf die Leute, die Gott lieben.“
Bischof Francis Kibira hat ein deutsches Spendenkonto eingerichtet: IBAN DE78 5206 0410 0000 9873 44. Unter der E-Mail-Adresse frkibira@yahoo.co.uk informiert er Interessenten gerne detailliert über die Projekte in seinem Bistum.