Als „Leuchtturmprojekt“ bezeichnete bereits Domkapitular Clemens Bieber die Einrichtung St. Bruno. Der Leiter der Hauptabteilung V (Soziale und karitative Dienste) des Bischöflichen Ordinariats in Würzburg hatte sich im Vorfeld stark für das „Neuland“ eingesetzt und dieses angeschoben. Für ihn strahlt St. Bruno aus. Zum einen in die Haßberge, wo man demnächst Kirche in ihrer ganzen Vielfalt findet – Unterstützung und Möglichkeiten der Begegnung. Aber auch in die Diözese hinein – gerade in einer Umbruchsituation, in der über größere Pfarreien nachgedacht wird. „Ich glaube, dass Haßfurt ein Beispiel für andere Dekanate und Regionen sein wird, was möglich ist.“
Es geht um das „neue“ Haus St. Bruno in der Haßfurter Promenade, in dem es sich 32 Jahre nach seiner Eröffnung sowie intensiver Umbau- und Renovierungsarbeiten in den vergangenen und nächsten Jahren nicht mehr nur um Pflege und Betreuung von Senioren dreht. „Caritas und Kirche unter einem Dach“ – so lautet das neue Motto. Der Kreiscaritasverband als Betreiber des Hauses, der Diözesancaritasverband als Eigentümer der Immobilie, die Stadt Haßfurt sowie die Diözese Würzburg, haben gemeinsam ein Konzept entwickelt.
„Man hat sich damals bewusst für den Bau mitten im Herzen der Stadt entschieden. Alle waren der Meinung, dass es möglich ist, das Haus nun wieder neu und modern aufzustellen, ohne auf die grüne Wiese ausweichen zu müssen“, verweist Johannes Simon angesichts der Neuausrichtung auf durchaus finanziell attraktivere Möglichkeiten. Die Mehrkosten haben bei der Entscheidung für den bisherigen Standort also nicht den Ausschlag gegeben. Simon, seit 2009 ehrenamtlicher Vorsitzender des Kreiscaritasverbandes, leitet von Beginn an die vor 14 Jahren gegründete Internetplattform „Pfarrbriefservice.de“ für Pfarrbriefredaktionen im deutschsprachigen Raum, sowie das Referat Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Medien des Bistums Würzburg. In diesen Funktionen war und ist es ihm seit Jahren ein Anliegen, verschiedene kirchliche und karitative Angebote zentral zusammenzuführen und so die Wege für die Besucher zu erleichtern. „Sehr viele verschiedene Angebote unter einem Dach“, macht der 56-jährige Pastoralreferent deutlich.
Das ursprüngliche Konzept des Heims wird sich verändern: Das neu aufgestellte Alten- und Pflegeheim St. Bruno mit seinen dann vier Wohnbereichen ist ein Begegnungszentrum aller Generationen. Von einem „Biotop des Zusammenlebens“ spricht Simon ein bisschen vollmundig, wie er selbst einräumt, in diesem Zusammenhang. Es liege dann „in der Natur der Sache“, dass sich verschiedene Lebenswelten begegnen. Menschen und deren Lebensgeschichten. „Das habe ich mir von Anfang an so gewünscht“, bekräftigt Johannes Simon, diesmal vorrangig als Vorsitzender des Caritasverbandes Haßberge. Viele Gespräche habe er deshalb in den letzten Jahren geführt und Verbindungen geschaffen. „Ich wollte, dass dieses Haus St. Bruno weiterhin eine Bedeutung hat und noch an Bedeutung gewinnt. Das sieht er durch das „Haus Sankt Bruno Haßfurt – Caritas und Kirche unter einem Dach“ gegeben.
Nachdem der erste von mehreren Bauabschnitten Ende Februar abgeschlossen worden war, begannen die Mitarbeiter von „Pfarrbriefservice.de“, Johannes Simon sowie Elfriede Klauer, Christian Schmitt (beide Redaktion) und Irmgard Oeser (Sekretariat), nach dem Umzug Anfang Juli mit ihrer Arbeit im Dachgeschoss des nagelneuen Westflügels. Auch Dekanatsreferent Günter Schmitt sowie die Hospizbeauftragte des Malteser Hilfsdienst, Claudia Stadelmann, sind bereits im neuen Haus St. Bruno zu finden. Die ersten Erfahrungen sind positiv. „Die Menschen können uns jetzt leichter erreichen“, ist Johannes Simon vor allem von der zentralen Lage in der Kreisstadt begeistert. Er bezeichnet den Einzug als „richtig“ und Raumausstattungen, Arbeits- oder Besprechungsmöglichkeiten „einfach top“. Die Menschen können jetzt – was am Wichtigsten ist – „beiläufig mal vorbeikommen, um eine Frage zu stellen oder um sich Rat oder Material zu holen.“ Die offizielle Einweihung findet am Freitag, 23. September, statt. Dazu kommen Generalvikar Thomas Keßler sowie der Erfurter Bischof Dr. Ulrich Neymeyr, der Mitglied der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz ist.
„Von der Improvisation zur Institution“, beantwortet Johannes Simon mit fünf Worten die Frage nach dem Hauptgrund des Umzuges. Seit der Gründung von „Pfarrbriefservice.de“ war die Redaktion in seinem Wohnhaus im sechs Kilometer entfernten Knetzgau untergebracht. „Das war natürlich sehr improvisiert“, erinnert er sich an die Anfänge zurück. Kein Wunder, dass der Wunsch beziehungsweise die Vision nach anderen Räumlichkeiten mit mehr „Professionalität“ und Ausstattung sich schnell entwickelte. Konkret wurde der Umzug erst mit der im November 2014 begonnenen Sanierung von St. Bruno – und mit der Vision eines neuen Miteinanders. Das spielt für Simon nämlich eine ebenso große Rolle: das Miteinander aller im Haus Sankt Bruno arbeitenden und wohnenden Menschen, egal in welchem Bereich. Jetzt eröffnen sich „Möglichkeiten, gemeinsam mit dem Pflegepersonal sowie den Bewohnern Lebenswelten kennenzulernen, sich miteinander auszutauschen und so auch diese ganze Vielfalt des Lebens zu erleben“, freut sich der Pastoralreferent auf eine spannende Zeit.
In den nächsten Monaten und Jahren bekommt das Haus weiteren Zuwachs: die Caritas Sozialstation Rita Wagner, die Fachstelle für pflegende Angehörige, die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle, der Sozialdienst katholischer Frauen, der Dekan, der Seelsorger des Hauses, die Haßfurter Pfarrbücherei wie auch verschiedene Selbsthilfegruppen werden bis zur Fertigstellung der Bauarbeiten in spätestens drei Jahren dort ihre Dienste anbieten. Des Weiteren steht der Kirchenmusik in den Haßbergen im Gebäude schon länger der Orgelsaal zur Verfügung. Zu guter Letzt wird die Hauskapelle vergrößert, obwohl die Anzahl der Heimplätze von derzeit 100 bis zur geplanten Fertigstellung 2019 auf 80 reduziert wird. „Wir wollen sie zugänglich machen für die Pfarrei Haßfurt sowie für den gesamten Landkreis, um dort Gottesdienste auch in größeren Gruppen in ansprechender Atmosphäre feiern zu können“, macht Simon deutlich. „Ein Cafe im Eingangsbereich wird das Haus für Bewohner und Gäste attraktiv machen.“