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ZEIL
Ein Altbürgermeister und ein Ehrenbürger
Von unserem Redaktionsmitglied Martin Sage
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:31 Uhr

Für eine Runde Schafkopf reicht es nicht, dazu sind es zu wenige. Aber eine Partie Skat können die Zeiler Ehrenbürger schon bald miteinander spielen, denn ab Juli sind sie zu dritt. Und dann wird es auch nicht nur einen Altbürgermeister geben, sondern deren zwei.

Das hat der Zeiler Stadtrat am Montagabend beschlossen, in nicht öffentlicher Sitzung zunächst. Aber weil es ja eine freudige Nachricht ist und das Gremium „ohne jede Diskussion den Beschluss jeweils einstimmig gefasst hat“, wie Bürgermeister Thomas Stadelmann vermerkte, teilte das Stadtoberhaupt den lokalen Medien am Dienstagmorgen also mit: Sein Vorgänger Christoph Winkler wird am 19. Juli feierlich zum Altbürgermeister ernannt, und Stadtrat Ludwig Leisentritt im Rahmen desselben Festaktes im Rudolf-Winkler-Haus zum Ehrenbürger erhoben. Die beiden herausragenden Persönlichkeiten haben im Vorfeld ihrer „Beförderung“ bereits zugestimmt.

Das Trio der lebendigen Ehrenbürger bilden ab Juli dann der einstige Landtagsabgeordnete und jahrzehntelang engagierte Lokalpolitiker Heiner Schneier (SPD), der langjährige (1988 bis 2005) Zeiler Stadtpfarrer Alfred Östreicher und eben Ludwig Leisentritt. Und nicht nur Christoph Winkler (Überparteiliche Zeiler Liste, ÜZL) ist nach seiner Amtszeit zum Altbürgermeister aufgestiegen, sondern auch sein Vorgänger schon, der Zeil von 1980 bis 1992 regierende Erich Geßner (CSU).

Wie in den meisten Kommunen im Lande ist auch in Zeil die Ehrenbürgerwürde die höchste Auszeichnung, die die Stadt an Persönlichkeiten zu vergeben hat, die sich in herausragender Weise um das Wohl der Bürger und das Ansehen ihrer Heimat verdient gemacht haben. Ob dies der Fall ist, darüber befindet der Stadtrat. Gleiches gilt für den Ehrentitel Altbürgermeister, der an Männer und Frauen verliehen wird, die als Rathauschef eine Ära definiert und dabei ihrer Gemeinde einen überaus positiven Stempel aufgedrückt haben.

Dass es Christoph Winkler verdient hat, sich fortan Altbürgermeister nennen zu dürfen, „daran gibt es überhaupt keinen Zweifel“, stellte sein Nachfolger im Gespräch mit dem HT am Dienstag fest. Den Antrag hatte Winklers politische Heimat, die ÜZL–Fraktion, gestellt. Winkler lenkte von 1992 an 18 Jahre lang Zeils Geschicke. Seine vielen Verdienste wurden zuletzt im April 2010 gewürdigt, als er nach der Wahlniederlage gegen Thomas Stadelmann (SPD) unter Beisein der gesamten Prominenz des Landkreises feierlich in den Ruhestand verabschiedet wurde. Damals schon war klar, dass der heute 59-Jährige nachfolgenden Generationen vor allem aufgrund dreier Leistungen im Gedächtnis bleiben wird: Erstens ist es Winklers Initiative und Engagement zu verdanken, dass sich die Zeiler Mainlände heute als moderner und leistungsstarker Hafen präsentiert. Zweitens hatte der einstige Bundeswehroffizier frühzeitig erkannt, wie wichtig es für eine Kommune ist, ein umfassendes Betreuungsangebot für Kinder zu schaffen – Zeil übernahm hier die Vorreiterrolle für den gesamten Landkreis. Und drittens hat sich Christoph Winkler als Vater des Dokumentationszentrums Zeiler Hexenturm verewigt.

Ludwig Leisentritt verdankt seine Erhebung zum Ehrenbürger seinen vielfältigen Verdiensten um seine Heimatstadt und dabei insbesondere „in Würdigung seines umfangreichen Wirkens als Heimatforscher und Stadtarchivar“, wie es am Montagabend im Beschlussvorschlag der Verwaltung hieß. Da sprach Parteifreund Stadelmann von dem „unerschöpflichen Quell“ von Anekdoten aus Zeil und der Region, aus dem sich der 75-Jährige einen Namen gemacht habe. Zu einer Fülle von Themen habe der künftige Ehrenbürger unterhaltsame heimatkundliche Bücher geschrieben und Vorträge gehalten. Der breiten Leserschaft der Heimatzeitungen ist der ehemalige Unterbezirksgeschäftsführer der SPD vor allem durch seine Beiträge zu den unterschiedlichsten Aspekten der Geschichte der Heimat bekannt – zuletzt klärte Ludwig Leisentritt darüber auf, wie vor 80 Jahren die Nazis in der Region die Macht ergriffen. Oder er beleuchtete den Weg der Emanzipation der Haßberglerinnen oder die Geschichte der Zahlheilkunde zwischen Haßberge und Steigerwald. „Die Stadt und ihre Bevölkerung können stolz sein, einen derartigen Mitbürger zu besitzen“, ist sich Bürgermeister Stadelmann sicher – und der gesamte Stadtrat ist da der gleichen Meinung.

-> Einen weiteren Bericht über die Stadtratssitzung finden Sie, liebe Leser, auf Seite 5 dieser Ausgabe.

Kommunalpolitiker, Heimatforscher, Stadtführer und Stadtarchivar: Ludwig Leisentritt wird zum Ehrenbürger der Stadt Zeil erhoben.
Foto: ArchivHT | Kommunalpolitiker, Heimatforscher, Stadtführer und Stadtarchivar: Ludwig Leisentritt wird zum Ehrenbürger der Stadt Zeil erhoben.
 
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