Eigentlich sind sich alle einig: Das Zeiler Hallenbad soll erhalten bleiben. Die Frage ist nur: Wie? So lässt sich das Fazit des „Runden Tisches“ zusammenfassen, der am Freitagabend im Rudolf-Winkler-Haus in Zeil stattfand. Von verschiedenen Seiten wurde die Bereitschaft zur Unterstützung signalisiert, konkrete Zusagen gab es allerdings noch nicht.
„Wir haben es uns nicht leicht gemacht“, sagte der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann. „Ich habe mich immer für den Erhalt des Bades ausgesprochen.“ Doch die Summen, die der Erhalt des Schwimmbades kosten würde, seien einfach zu hoch. Deshalb habe der Stadtrat, als klar war, dass eine Generalsanierung bald unumgänglich sein würde, sich „die Gretchenfrage stellen“ müssen. Der Beschluss war schließlich, keine Investitionen mehr zu tätigen. Zum 31. Juli 2019 müsste das Hallenbad demnach schließen.
Rund 70 Besucher kamen zu der Veranstaltung zur Zukunft des Hallenbades. Neben Stadelmann nahmen auf dem Podium Vertreter von Vereinen und Organisation Platz, ebenso wie die Bürgermeister von Eltmann und Sand, Landrat Wilhelm Schneider, die Landtagsabgeordneten Steffen Vogel und Kathi Petersen sowie Paul-Bernhard Wagner, der Büroleiter von Staatsministerin Dorothee Bär. Die Moderation übernahm Fabian Weber aus Ebern, der zuletzt als Listenkandidat der CSU bei der Bundestagswahl auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Mit am Tisch saß auch Julian Müller. Als Vorsitzender des Schwimmvereins hatte der 23-Jährige eine Bürgerinitiative für den Erhalt des Hallenbades ins Leben gerufen und für seine Petition bisher 3800 Unterschriften erhalten. Auf die Frage einer Besucherin, ob eine Petition denn in der heutigen Zeit überhaupt noch etwas bringe, wo es doch mittlerweile so viele Petitionen zu allen möglichen Themen gebe, entgegnete Müller: „Ohne die Petition und die Unterschriften hätten wir wohl heute nicht diese Leute auf dem Podium sitzen.“
SPD-Landtagsabgeordnete Kathi Petersen sagte: „Die Politik muss sich stärker einbringen.“ Sie verwies darauf, dass ihre Partei schon mehrere Anträge zur zusätzlichen Finanzierung von Schwimmbädern im Landtag eingebracht habe, die jedoch alle von der CSU abgelehnt wurden. CSU-Landtagsabgeordneter Steffen Vogel konterte, für eine Oppositionspartei sei es leicht, Forderungen zu stellen, die Regierung müsse sich aber Gedanken über eine gerechte Verteilung machen. So gebe es derzeit eine Arbeitsgruppe, die in Abstimmung mit den Kommunen an dieser Frage arbeite. Ein Gesetzesentwurf solle voraussichtlich noch in diesem Jahr auf den Tisch kommen. Da allerdings auch mit einer höheren Förderung der Eigenanteil für die Stadt Zeil wohl nicht zu stemmen sei, brachte er die Idee eines Allianzbades, ähnlich wie in Hofheim, ins Spiel – ein Gedanke, der später noch von anderen Diskussionsteilnehmern aufgegriffen wurde.
Die Idee dahinter ist einfach: Mehrere Kommunen, von denen nur eine ein Hallenbad hat, teilen sich die Kosten für den Erhalt der Einrichtung, da ja auch Bürger aus den anderen Orten als Badegäste davon profitieren. So ging die Frage an den Landrat und die Bürgermeister von Eltmann und Sand, ob sie sich eine Beteiligung am Zeiler Hallenbad vorstellen könnten.
Landrat Wilhelm Schneider sagte, der Landkreis könne sich nicht am Schwimmbad beteiligen, sondern nur den Schwimmunterricht für Realschulen und Gymnasien fördern. Das Haßfurter Gymnasium hat mit der Welle ein eigenes Schwimmbad, so bleibt nur die Eltmanner Realschule als Schwimmbadnutzer übrig, für den der Kreis einen Anteil bezahlen kann. „Aber damit finanziert man kein Schwimmbad“, meinte der Landrat.
Eltmanns Bürgermeister Michael Ziegler signalisierte grundsätzlich Bereitschaft zur Unterstützung, er könne aber so spontan keine Zusagen treffen. Außerdem verwies er darauf, dass seine eigene Kommune ein Freibad betreibt, dessen erhalt ebenfalls Geld kostet.
Auch der Sander Bürgermeister Bernhard Ruß signalisierte ein Interesse am Erhalt des Bades, warf aber ein, dass es noch mehr Kommunen gebe, die sich beteiligen sollten. „Die Frage ist: Wer gehört dazu? Über eine Kommune haben wir heute noch gar nicht gesprochen: Die Kreisstadt Haßfurt.“ Ruß argumentierte, da die Welle in Haßfurt ein reines Schul- und Vereinsbad sei, habe Zeil das einzige öffentliche Hallenbad in der Mainachse.
Der Zeiler Bürgermeister Stadelmann ergänzte hierzu, dass rund 15 Prozent der Schwimmbadnutzer aus Haßfurt kommen – damit stehen die Haßfurter an zweiter Stelle hinter den Zeilern und noch vor den Sandern. Bernhard Ruß meinte mit Blick auf eine mögliche Beteiligung aus Haßfurt: „Dann haben wir eine andere Situation und dann muss sich das weiterentwickeln.“
Auf die Frage, warum eigentlich der Haßfurter Bürgermeister nicht mit am Tisch sitze, meinte Julian Müller als Sprecher der Bürgerinitiative, die zu dem Termin geladen hatte: „Es war vielleicht ein Fehler, ihn nicht einzuladen.“ Allerdings meinte Müller auch, er habe erst einmal das „nähere Umfeld“ berücksichtigen wollen. „Wenn die nein sagen, brauche ich Haßfurt gar nicht zu fragen.“
Weitgehende Einigkeit bestand darüber, dass, falls es ein Allianzbad in der Mainachse geben soll, der Standort weiterhin Zeil bleiben soll. „Wir wollen das Schwimmbad erhalten, am Standort Zeil, als Allianzbad. Anders wird es nicht gehen“, sagte Thomas Stadelmann und erhielt dabei Unterstützung von Eltmanns Bürgermeister Ziegler: „Das Zeiler Hallenbad gehört zu Zeil wie das Eltmanner Freibad zu Eltmann.“
Ziegler verwies auch auf die wichtige Rolle, die Schwimmbäder spielen. „Wir reden hier nicht von Luxusbädern. Wir wollen keine Saunalandschaften. Es geht darum, dass die Kinder schwimmen lernen.“
Auch andere sprachen den Sicherheitsaspekt an. Es sei wichtig, dass Kinder lernen zu schwimmen, es sei außerdem wichtig, dass die Lebensretter von der Wasserwacht trainieren und in der Übung bleiben können. Dafür seien die Hallenbäder, in denen auch im Winter Unterricht und Training möglich sind, unerlässlich, betonten unter anderem BLSV-Vertreterin Susanne Makowski, Horst Hofmann vom Zweckverband Schule und Johannes Rennert von der Wasserwacht.
Petra Hohenberger vom Hallenbadverein verwies außerdem auf die Nutzung als Gesundheitsbad, das unter anderem für die Rheuma-Therapie wichtig sei und Dorothee Bärs Büroleiter Wagner zitierte seine Chefin mit den Worten: „Schwimmen ist der einzige Sport, bei dem man stirbt, wenn man ihn nicht beherrscht.“
Landrat Wilhelm Schneider gab zu bedenken, dass, auch wenn die Finanzierung des Hallenbades sichergestellt werden könnte, das Bad für längere Zeit wegen der Sanierung geschlossen werden müsste und regte an, sich hier frühzeitig Gedanken über eine Lösung für diese Zeit zu machen.
Zum Schluss lobte Thomas Stadelmann die Zeiler Bevölkerung, die recht besonnen auf die Meldung reagiert hatte, dass die Stadt sich das Schwimmbad nicht mehr leisten kann. „Sie schreien nicht: ,Stadt, was macht ihr für einen Scheiß!'“, freute sich der Bürgermeister. Viel Lob von verschiedenen Seiten gab es für Julian Müller, der beachtliches Engagement zur Rettung des Bades gezeigt habe. Müller selbst versprach: „Mich wird man so schnell nicht los.“ So schloss Moderator Fabian Weber mit dem Fazit: „Es gibt also doch ganz gute Chancen, nach dem, was wir hier gehört haben.“