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Landkreis Haßberge
"Eigentlich zum Heulen": Schnee und kein Liftbetrieb in Neubrunn und Althütten
Von Beginn an aktiv dabei und immer noch mit 83 Jahren am Skihang in Neuschleichach: Der langjährige Zweite Vorsitzende Alfons Neeb gibt Urenkelin Zoe Tipps zum Skifahren.
Foto: Günther Geiling | Von Beginn an aktiv dabei und immer noch mit 83 Jahren am Skihang in Neuschleichach: Der langjährige Zweite Vorsitzende Alfons Neeb gibt Urenkelin Zoe Tipps zum Skifahren.
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:27 Uhr

Bizarre Winterlandschaften, eine geschlossene Schneedecke und die entsprechenden eisigen Temperaturen sorgen derzeit für ideale Möglichkeiten für Skisport, Rodeln und vielleicht auch Eislaufen. Aber Liftbetrieb für das gemütlichere „Bergauf“ oder das „Apres-Ski“ an der Hütte sind weiterhin verboten. Wir fragten beim Skiclub Neuschleichach im Steigerwald und der Ski-Abteilung des FC Neubrunn in den Haßbergen in zwei „Skihochburgen“ nach, was dieser tolle Winter für sie bedeutet.

So kalt wie in den letzten Tagen war es nach Aussagen des Wetteramtes zuletzt vor neun Jahren gewesen und Uwe Derra, der Vorsitzende der Skiabteilung des FC Neubrunn, weist darauf hin, dass man schon auf das Jahr 2007 zurückgehen müsse, wo man an der „Herzleite“ in Neubrunn das letzte Skirennen bei guter Schneelage durchführen konnte. Die Winter seien seitdem sehr milde gewesen, der Schnee wäre nur sehr kurz liegen geblieben und es hätte sich kaum gelohnt, den Schlepplift aufzubauen und in Betrieb zu setzen. Etwas besser waren die Schneeverhältnisse in Neuschleichach, wo am Skilift „nur“ die letzten zwei Jahre nichts ging.

„Aber auch in den Jahren zuvor konnten wir oft nur wenige Tage den Lift in Betrieb setzen, weil der Schnee zu schnell wegtaute. Aber heute haben wir ideale Schneebedingungen und dürfen wegen Corona unseren Lift nicht starten. Das ist ärgerlich, ja eigentlich zum Heulen“, meinte Jürgen Karg, der Vorsitzende des Skiclubs Neuschleichach.

Der einzige richtige Skilift im Landkreis Haßberge

Der Skiclub Neuschleichach ist 1984 gegründet worden und im gleichen Jahr hat man sich auch den einzigen richtigen Skilift im Landkreis gebaut. In den folgenden Jahren kaufte man sich auch noch zwei Schneekatzen zur Pistenprämierung, einen Schneebob und baute eine Schneehütte, die für Skifahrer, aber auch für die Mitglieder inzwischen zu einem beliebten Treffpunkt wurde.

Schließlich hat der Verein rund 200 Mitglieder, für die man ja auch während des Jahres Kesselfleischessen durchführe oder in der Vorbereitung auf die nächste Skisaison Veranstaltungen plane. „Aber schon im letzten Jahr mussten wir wegen Corona alle Termine absagen wie auch unsere Jahreshauptversammlung und jetzt hatten wir für Februar unseren ,Apre-Ski' in und an der Hütte geplant. Aber auch daraus wird ja nichts“, bedauert Jürgen Karg die aktuelle Situation.

Dabei sei man auch auf solche Veranstaltungen angewiesen, denn man habe ja auch laufende Auslagen wie die für den TÜV oder Versicherungen, aber keine Einnahmen. Der Vorsitzende blickt in diesem Moment hinüber auf den „Röthenhang“, wo sich trotzdem viele Kinder, zahlreiche Rodler und sogar einige Skifahrer tummeln und bei idealen Schneeverhältnissen ihrem Winterhobby nachgehen. Allerdings müssen sie dabei den Berg für ihre nächste Abfahrt mühsam erklettern, weil der Lift nebenan wegen Corona stillstehen muss.

Ab und zu schaut auch die Polizei vorbei

Aber ihnen bleibt nichts anderes übrig und sie halten auch die entsprechenden Abstände und Hygienevorschriften ein, denn ab und zu schaut sogar einmal die Polizei am Hang vorbei, war aber bisher anscheinend mit dem Verlauf des sportlichen Treibens auf der Piste sehr zufrieden.

Da sieht man sogar den 83-jährigen Alfons Neeb, der von Anfang an als langjähriger  Zweiter Vorsitzender im Skiclub aktiv dabei ist. „Wenn der Lift in Betrieb wäre, würde ich auf jeden Fall meine Skier anschnallen und hier Ski fahren“, sagte er ganz bestimmt und so sah man ihn ja auch in den letzten Jahrzehnten am Hang. Nun hilft er seiner Urenkeltochter Zoe bei ihren ersten Schritten auf den Skiern vor der Skihütte.

Lift an "Herzleite" in Eigenbauweise erstellt

Blick auf den „Röthenhang“ in Neuschleichach, wo man es bedauert, dass der Lift nicht starten kann.
Foto: Günther Geiling | Blick auf den „Röthenhang“ in Neuschleichach, wo man es bedauert, dass der Lift nicht starten kann.
Es war trotzdem viel Bewegung am Skihang und mit den modernen Bobschlitten ging es schnell den Hang hinunter.
Foto: Günther Geiling | Es war trotzdem viel Bewegung am Skihang und mit den modernen Bobschlitten ging es schnell den Hang hinunter.

Auch in den Haßbergen gab es viele Jahre mit der Skiabteilung des FC Neubrunn eine Hochburg, bei der „Ski alpin“ im Mittelpunkt stand und man sich auf der „Herzleite“ spannende Rennen lieferte. Der berühmte Schlepplift, der in den 60er Jahren von Förderer Elmar Rennert gesponsert und in Eigenbauweise hergestellt wurde, war die Vorarbeit für die damaligen Skisportler um Abteilungsleiter Lothar Hofmann. Alle wollten natürlich ihrem Skisport nachgehen, ihre Schwünge begeistert den Hang hinabziehen und bis ins hohe Alter auch noch bei den Rennen mitfahren. Mitte der 80er Jahre wurde der Schlepplift aus versicherungstechnischen Gründen aber eingestellt, weil auch das Risiko für den Verein bei einem Unfall zu hoch gewesen wäre. Man führte aber weiter Skirennen durch.

Ohne Lift geht es schon etwas beschwerlich den Hang hinauf und ist Hilfe nötig.
Foto: Günther Geiling | Ohne Lift geht es schon etwas beschwerlich den Hang hinauf und ist Hilfe nötig.

Uwe Derra, der jetzige Vorsitzende der Skiabteilung, denkt mit großem Wehmut an diese „Dorfmeisterschaften Ski Alpin“ in Neubrunn zurück. Im Jahre 2005, also vor 15 Jahren war er selbst absoluter Spitzenreiter in allen Disziplinen mit Slalom, Abfahrt und der Kombination. Auf den weiteren Plätzen folgten damals Gert Koch, Horst Derra, Simon Knab und Wolfgang Schorr. Auf gut präparierter Piste betrug die Streckenlänge damals 300 Meter und man erzielte Durchschnittsgeschwindigkeiten von immerhin 50 km/h. Schon damals erfolgte in Neubrunn die Zeitmessung fast profihaft und elektronisch mit Lichtschranke.

Abteilungsleiter Uwe Derra vor der schneebedeckten „Herzleite“ in Neubrunn, auf der vor Jahren Slalom und Abfahrten durchgeführt wurden.
Foto: Günther Geiling | Abteilungsleiter Uwe Derra vor der schneebedeckten „Herzleite“ in Neubrunn, auf der vor Jahren Slalom und Abfahrten durchgeführt wurden.

„Dorfmeisterschaft im Skilauf in Neubrunn war ein voller Erfolg“, titelte der „Fränkische Tag“ damals am 11. März 2005 und berichtete ausführlich über das sportliche Ereignis, das sich Uwe Derra in diesem Jahr auch wieder gewünscht hätte. „Das letzte Skirennen an der Herzleite fand nämlich im Jahre 2007 statt, wo der Schnee auch über 14 Tage liegen blieb. Damals konnte ich als Abteilungsleiter eine Dorfmeisterschaft verbunden mit einer offenen Skimeisterschaft durchführen. Die Stimmung war sehr gut, denn es gab auch mehr als 150 Zuschauer an der Rennstrecke, welche die Skifahrer anfeuerten und auch ihren Spaß an den Rennen hatten.“

Natürlich gab es auch Jägertee und heiße Würstchen

Das „Winter-Event“ wäre in Neubrunn natürlich nicht vollständig gewesen, wenn es an der Strecke nicht auch Glühwein, Punsch, Jägertee, Tee und Kakao für Kinder und heiße Würstchen gegeben hätte.

Große Begeisterung herrschte in den 80er Jahren bei den alpinen Skirennen in Neubrunn und stolz stellte man sich zum Abschlussbild.
Foto: Günther Geiling/Repro | Große Begeisterung herrschte in den 80er Jahren bei den alpinen Skirennen in Neubrunn und stolz stellte man sich zum Abschlussbild.

Uwe Derra bedauert es, dass man bei dieser aktuellen herrlichen Schneelage nicht zu einer Neuauflage wegen Corona einladen konnte. „Ich bin schon einige Male mit meinen Skiern an der Herzleite gewesen, um wieder meine Schwünge zu ziehen. Darüber habe ich sogar ein Video gedreht und Selfies gemacht. Es schmerzt sogar ein wenig, wenn bei dieser außerordentlichen Schneelage kein Skirennen durchgeführt werden kann, denn seit 2007 hatten wir keine so gute und vor allem kalte Schneelage mehr. Wir hätten gerne wieder die „Neubrunner Dorfmeisterschaft“ durchgeführt.

 
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    Der Bericht ist eine schöne Erinnerung. Dort haben meine beiden Kinder das Ski fahren gelernt. Es war immer ein prima Erlebnis für die ganze Familie. Auch viele, der fleißigen und freundlichen Helfer in diesem Verein mal kennen gelernt zu haben, werden wir nicht vergessen. Wir würden es dem Verein von Herzen wünschen, dass sie wieder mal einen optimalen Winter mit Liftbetrieb durchführen könnten. Natürlich würden wir dann gerne sofort wieder kommen.
    Herzliche Grüße aus Lindach
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