Es gibt auch im zweiten Jahr des Krieges in der Ukraine Kraft und Willen, sich auch musikalisch und künstlerisch gegen den Krieg und für den Frieden einzusetzen: "Der Kriegszustand darf auf keinen Fall vergessen werden!" sagt Eduard Resatsch, der aus dem ukrainischen Lemberg (Lviv) stammt. Der Bamberger Symphoniker hat nicht nur als Cellist einen Namen, sondern auch international als Komponist. So haben beispielsweise jetzt im Mai die New Yorker Philharmoniker gleich drei Mal sein Stück "Prayer for Ukraine" aufgeführt.
Und am Pfingstsonntag, 28. Mai, erlebt seine neueste Komposition die Uraufführung bei einem der wichtigsten Musikfestivals der Welt, dem "Prager Frühling": "Symphonische Lieder Up in flames" titelt das Auftragswerk, für das Eduard Resatsch Gedichte der ukrainischen Literatin Lina Kostenko (93 Jahre, Kiev) vertont hat. Die Premiere mit den Prager Phiharmonikern im Saal Rudolfinum wird Oksana Lyniv dirigieren, der ersten Frau, die in Bayreuth bei den Richard Wagner-Festspielen mitwirken durfte. Den Gesangspart übernimmt die ukrainische Sopranistin Yulia Kostenko, die vor allem auf italienischen Opernbühnen auftritt.
Eine Art unbändiger Energie
Komponist Resatsch erläutert sein Werk "Up in flames" so: "Flammen werden in meiner Musik im weitesten Sinne des Wortes aufgefasst – als Flammen der Liebe, Flammen des Krieges." Die Wildheit der Flammen rufe bei ihm die Vorstellung einer bestimmten Art unbändiger Energie hervor, die Essenz des musikalischen Kosmos, eine Art Lebewesen, "das liebt, atmet, schreit, brüllt, singt, sich auflöst, wächst und ständige Transformation durchläuft". Eine Transformation, die entweder im Vakuum der Stille oder im Griff des Lärms stattfinde.
Das Konzert, bei dem auch Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss zu hören sind, wird vom tschechischen Fernsehen in Koproduktion mit dem französischen Themensender Mezzo aufgezeichnet.