Hellingen bei Königsberg feiert in diesem Jahr sein 1200-jähriges Bestehen. Neben vielen über das Jahr verteilten unterschiedlichen Feiern vergaß Hellingen aber nicht Edmund Stubenrauch, den Dichter und Haßgau-Sänger, der in diesem Dorf geboren wurde und auch seine letzte Ruhestätte fand. Für den Gedenktag wurde der 21. September ausgewählt, der Tag, an dem Edmund Stubenrauch vor 165 Jahren in dem Dorf das Licht der Welt erblickte.
Der Gedenktag begann mit einem Rundgang an Stubenrauchs Geburts-, Wohn- und Sterbehaus in der Hirtengasse. Dort wurden die Teilnehmer von Karlheinz Buld, dem Organisator des Gedenktages, begrüßt. Unter den Teilnehmern konnte er den Vorsitzenden des Historischen Vereins im Landkreis Haßberge, Thomas Schindler, sowie Kreisheimatpfleger Wolfgang Jäger willkommen heißen. Im Rahmen des Rundganges wurden Orte besucht, an denen Edmund Stubenrauch oft verweilt hat, darunter auch der Dorfbrunnen, die St. Georgskirche und der Friedhof. Zudem wurden an den besuchten Stätten durch Sina Schüler und Karlheinz Buld Gedichte des Dichters vorgetragen.
Der Rundgang endete am Sportheim, wo nach einer kurzen Stärkung Kreisheimatpfleger Wolfgang Jäger in einem interessanten Vortrag mit einer Powerpoint Präsentation aus der Geschichte zu Edmund Stubenrauch erzählte, einem Schriftsteller und Dichter, der zu seiner Zeit großes Ansehen hatte, aber inzwischen in Vergessenheit geraten ist.
Geboren wurde Edmund Stubenrauch am 21. September 1859 in Hellingen als Sohn der Eheleute Georg und Margarete Stubenrauch, eine geborene Sellner. In Hellingen ging er zunächst in die Volksschule.
1868 starb sein kleines Schwesterchen Marie Luise Philippine Stubenrauch (1866-1868). Vier Jahre nach dem Tod der kleinen Schwester, 1872, kam Edmund Stubenrauch in das Gymnasium Casimirianum in Coburg, da ihm sein Vater "einen höheren Stand geben wollte". Doch der sensible Edmund Stubenrauch hatte andere Neigungen. Als ihn sein Vater Georg Stubenrauch mit einem Brief 1874 zur Rückkehr nach Hellingen bewegen wollte, gab dieser als Grund Änderungen der Besitzverhältnisse von Seiten des Großvaters an.
Diese veranlassten Edmund nach Hellingen zurückzukehren. 1875 brach er das Studium in Coburg ab. 1879 musste er seinen Militärdienst in Meiningen ableisten. Anschließend kehrte er wieder nach Hellingen zurück, heiratete 1881 im Alter von 22 Jahren ein Mädchen aus seinem Dorf mit namens Barbara Kettler, mit er insgesamt fünf Kinder hatte. Nachdem sein Vater bald verstarb, musste sich Edmund intensiv um die heimische Landwirtschaft kümmern.
Trotz dieser Belastung war Edmund schon in frühester Jugend literarisch tätig. So schrieb er ein fünfaktiges Ritterschauspiel mit dem Titel "Kuno von Altenstein", welches durch eine wandernde Schauspieltruppe aufgeführt wurde. Zudem veröffentlichte er seit 1874 Gedichte, anfangs in der lokalen Presse in Schweinfurt und Würzburg, später in bedeutenden literarischen Blättern wie dem "Deutschen Dichterfreund". Gedichte, die er während seiner Militärzeit verfasste, gab er 1880 in dem Band "Muskete und Feder" heraus.
Von großer Bedeutung für Stubenrauch und sein literarisches Schaffen war die Freundschaft mit dem Marschendichter Herrmann Allmers aus Rechtenfleth bei Bremen. Mit Edmund Stubenrauch stand dieser viele Jahre im Briefwechsel, weilte sogar wiederholt in Hellingen und förderte ihn in ideeller und materieller Hinsicht.
Der Höhepunkt des literarischen Schaffens von Stubenrauch waren die "Herzoglieder", die er 1893 anlässlich des Todes seines fürstlichen Gönners Ernst II. Von Sachsen-Coburg-Gotha veröffentlichte. Mit der Veröffentlichung der Gedichtsammlung "Pflug und Laute" 1895, die er seinem Freund und Gönner Herrmann Allmers widmete, war Edmund Stubenrauch auf dem absoluten Höhepunkt seines Schaffens. Sie enthält den wertvollsten Teil seines lyrischen Werkes. Dadurch wurde er auch außerhalb seiner Heimat bekannt. Eine besondere Auszeichnung für ihn war die Verleihung einer silbernen Medaille für Kunst und Wissenschaft durch Herzog Alfred von Sachsen-Coburg-Gotha. 1897 wurde er zum Ehrenmitglied im landwirtschaftlichen Verein in Hellingen ernannt.
1898 wurde Edmund Stubenrauch, "auf polizeiliche Anordnung", in eine Heil- und Pflegeanstalt in Hildburghausen eingewiesen, wo er bis zum Jahr 1923 bleiben musste. Er litt an einer psychischen Erkrankung, die ihm, wie aus seinen Briefen an Herrmann Allmers hervorgeht, selbst bewusst war. 1899 erhielt Barbara Stubenrauch von der Heil- und Pflegeanstalt in Hildburghausen einen Brief, aus dem hervorging, dass an eine Besserung Edmund Stubenrauchs "nicht gedacht werden" konnte.
1923 wurde er, nach 25 Jahren, aus der Heil- und Pflegeanstalt entlassen und kehrte in seine Heimatgemeinde Hellingen zurück. Dort starb er am 27. März 1925 im Haus seiner Tochter Ada Bormann. Ein besonderer Grabstein auf seiner letzten Ruhestätte im Friedhof von Hellingen erinnert an den Sohn der Gemeinde, dessen literarisches Wirken zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist.
Aufmerksame Zuhörerin war bei diesem Vortrag auch Frau Hannelore Rectanus aus Königsberg, eine Nachfahrin von Edmund Stubenrauch.