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Ebern
Eberns Weg zur modernen Stadt nach 1945
Historische Aufnahme eines Panzer bei der Truppenparade in der Eberner Innenstadt.
Foto: Repro: Günther Geiling | Historische Aufnahme eines Panzer bei der Truppenparade in der Eberner Innenstadt.
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 20.03.2022 02:19 Uhr

Ab dem 20. März wird die Ausstellung "Eberns Weg zur modernen Stadt nach 1945" jeweils am Sonntag von 14 bis 17 Uhr im Heimatmuseum zu besichtigen sein. Die Ausstellung geht auf eine Arbeit des P-Seminars (Praktikums-Seminar) am Friedrich-Rückert-Gymnasiums zurück.

"Was hier geleistet wurde, ist wirklich eine tolle Sache. Ich war selbst als Zeitzeuge dabei, und es hat Spaß gemacht mitzuwirken. Die Ausstellung war eine große Herausforderung und nur über solche Bilder und Texte kann man sich heute den Aufstieg von der Ackerbaustadt zur Industriestadt besser vorstellen." Dies betonte Bürgermeister Jürgen Hennemann bei der Eröffnung der Ausstellung vor zahlreichen Gästen in der Aula des Gymnasiums.

Solche P-Seminare sind ein fester Bestandteil der Oberstufe, bei dem Schülerinnen und Schüler im Laufe der elften und zwölften Jahrgangsstufe mit ihren Lehrern Projekte erarbeiten. So hatte sich in den vergangenen eineinhalb Jahren die Gruppe mit Kursleiter Martin Pöhner mit verschiedenen Themen der jüngeren Stadtgeschichte auseinandergesetzt und sich für die "Nachkriegsgeschichte" der Stadt begeistert.

Für viele kaum mehr vorstellbar, als 1954 die Berufsschule gebaut war, inzwischen alles bebaut ist und statt der Berufsschule dort nun der neue Kindergarten steht.
Foto: Repro: Günther Geiling | Für viele kaum mehr vorstellbar, als 1954 die Berufsschule gebaut war, inzwischen alles bebaut ist und statt der Berufsschule dort nun der neue Kindergarten steht.

Jannik Hepp begrüßte zur Ausstellung viele Gäste, Sponsoren, darunter auch die Zeitzeugen Altbürgermeister Rolf Feulner und Irmi Feulner, Bürgermeister Jürgen Hennemann, Walter Dold, Norbert Spielmann, Bernhard Fischenich und Karl-Heinz Krebs. Er gab einen Einblick in die Grundidee der Seminararbeit, zu der jeder Schüler ein Rollup mit Texten und Bildern gestalten musste. "Das war aber keine Internet-Recherche, sondern eine wochenlange und sehr aufwendige Arbeit. Im Mittelpunkt standen dazu Interviews mit Zeitzeugen und ebenso galt es eine Ausstellung mit Originalobjekten zusammenzutragen."

1945 ragte die Stadt kaum über die Stadtmauer hinaus

Bürgermeister Hennemann sah es schon als eine erste Herausforderung, wo man bei den Themen anfange und was man in den Mittelpunkt stellen wolle. "Ich habe mir das Luftbild aus dem Jahre 1944 angeschaut, beim dem die Stadt kaum über die Stadtmauern hinausragt, außer ein paar Häuser im Mühlenviertel und am Krankenhaus. Das kann man sich heute kaum mehr vorstellen und deswegen ist dies eine tolle Arbeit für die Nachwelt." Er wünschte der Ausstellung viele Besucher und dass sich das Gymnasium auch weiter einbringe, Forschungen für die Gesellschaft oder Vereinsgeschichten mit weiteren Projekten zu beleuchten.

Die Gäste zeigten großes Interesse an der Ausstellung, hier vor den Rollups 'Die Entwicklung der Verkehrswege – Eisenbahn und Straßenverkehr'.
Foto: Günther Geiling | Die Gäste zeigten großes Interesse an der Ausstellung, hier vor den Rollups "Die Entwicklung der Verkehrswege – Eisenbahn und Straßenverkehr".

Lukas Hälterlein stellte vor allem die Rollups vor und nannte die Sponsoren, ohne die diese nicht hätten finanziert werden können. Dabei nannte er vor allem Bankdirektor Christian Senff von der Raiffeisenbank Lichtenfels-Ebern, Bürgermeister Jürgen Hennemann von der Stadt Ebern, Landrat Wilhelm Schneider, Metzgermeister Marion Müller und Andrea Schrempf von Rewe Ebern.

Dann stellten die Schülerinnen und Schüler die insgesamt 22 Rollups vor, und da passte es, dass Hälterlein gleich mit dem Rollup "Die Entwicklung des Einkaufens" begann. Dieses erinnert daran, dass man damals noch versucht hatte, sparsam zu leben und falls möglich, viele Produkte zuhause anzubauen. "So hielt man Hühner oder baute Kartoffel und Bohnen an." Natürlich war man nicht ganz autark und musste doch einige Produkte einkaufen.

Mit der Milchkanne zum Einkaufen

"Zum Beispiel konnte man bei ,Wilschka' Milch kaufen. Das hieß, dass man mit einer Kanne zu diesem Geschäft lief und dort dieses auffüllen konnte. Das war zum einen sehr umweltfreundlich, weil man keine Wegwerfpackungen brauchte, zum anderen förderte es aber auch das soziale Miteinander, da man sich dort beim Milchkaufen über den Weg lief."

Erst in den 1960er-Jahren seien die ersten Selbstbedienungsläden aufgekommen, aber viel kleiner als die heutigen Supermärkte. In der Ausstellung wird auf die typischen "inhabergeführten Geschäfte" wie bei "Rößner" am Marktplatz mit Wolle oder dem Highlight Gummibärchen aus dem Glas für Kinder verwiesen und viele andere mehr.

Das Rollup von Anna Thein "Die Eberner Schwimmbäder" ließ nicht vergessen, dass das erste Freibad in Ebern aus dem Jahre 1933 stammte, das dann 1967 durch das jetzige Freibad abgelöst wurde, für das man sich für den Standort am "Losberg", wegen seiner schönen Aussicht, entschied. Es sei 1970 eingeweiht worden und gleichzeitig habe man auch das Hallenbad bekommen, das 2011 nach 41 Jahren Nutzung abgerissen wurde. Zum Glück sei es 2016 durch das jetzige Hallenbad ersetzt worden.

Kugelfischer von Papa Schäfer und Weihnachtsfeiern für Kinder

Natürlich sei man bei "Eberns Weg" nicht an der Geschichte des "Kugelfischerwerkes" vorbeigekommen, wobei Paul Deininger und seine Rollup erinnerte an die ersten Anläufe im Jahre 1939. "Schließlich wurde 1941 begonnen, das alte Sägewerk in Ebern, das neben der Bahnlinie stand, zu einem neuen Zweigbetrieb der Firma Kugelfischer in Schweinfurt umzubauen, die zur kriegswichtigen Industrie zählte." 1943 lief eine Planung mit Schleifscheibenfertigung an.

"Nach dem Bombenangriff am 12.8.1943, bei dem ein großer Teil des Kugelfischerwerkes in Schweinfurt zerstört wurde, begann man zusätzlich mit der Verlagerung des Wälzlagervertriebs aus Schweinfurt nach Ebern. Als am 21.7.1944 auch das Werk in Eltmann durch einen Fliegerangriff fast vollständig zerstört wurde, verlegte man auch die Kugellagerfertigung nach Ebern."

Blick in die Reihen der Schüler und Gäste bei der Eröffnung der Ausstellung 'Eberns Weg zur modernen Stadt nach 1945'.
Foto: Günther Geiling | Blick in die Reihen der Schüler und Gäste bei der Eröffnung der Ausstellung "Eberns Weg zur modernen Stadt nach 1945".

Wie die Schüler recherchierten, lag 1949 die Zahl der Beschäftigten schon bei 531 und stieg stetig an auf 1000 (1954) 1 842 (1963) und erreichte 1977 die Maximalzahl von 2626 Mitarbeitern. Die familiäre Ausrichtung und Einladungen sogar der Kinder zu Weihnachts- und Osterfeiern wurde dabei nicht vergessen.

1993 sei das Werk dann verkauft worden und hieß "Fahrzeug-Technik-Ebern" (FTE). Es sei aber 1999 noch das Zweigwerk Fischbach dazugekommen, bevor es dann 2017 das französische Unternehmen "Valeo" übernahm und derzeit noch 1300 Mitarbeiter beschäftigt seien.

Ebern sogar Militärstützpunkt in der Nähe der Grenze zur DDR

"Ebern wird Bundeswehrstandort" steht auf dem Rollup, das Jannik Hepp vorstellte und bei dem er meinte, dass "Militär in Ebern natürlich ein interessantes Thema" wäre, was viele heute gar nicht mehr so mitbekommen. 1959 bis 62 sei im Westen der Stadt die "Balthasar-Neumann-Kaserne" entstanden und konnten die ersten zwei Kompanien des Panzergrenadierbataillons 101 einziehen. Nach dem Hinzuziehen weiterer Kompanien wurde Ebern damit zu einem großen Militärstützpunkt.

"Im Dezember legten erstmals 300 Rekruten ihr feierliches Gelöbnis ab und im Jahr 1969 besuchte der damalige Bundesverteidigungsminister und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt den Standort Ebern, um sich einen Überblick über die Lage in den Standorten zu machen." 1992 endete dann die 31-jährige Geschichte des Panzergrenadierbataillons 103.

Dieses Bild wurde zwischen 1945-1949 in der 'Ritter-von-Schmitt-Straße' aufgenommen mit dem Transportmittel eines Lastkraftwagens nach dem Krieg und sogar einem Pferdegespann.
Foto: Repro: Günther Geiling | Dieses Bild wurde zwischen 1945-1949 in der "Ritter-von-Schmitt-Straße" aufgenommen mit dem Transportmittel eines Lastkraftwagens nach dem Krieg und sogar einem Pferdegespann.

Martin Würstlein gab dann einen Eindruck über die "Zeitzeugeninterviews", denn diese müssten ja die Geschehnisse erlebt haben. Natürlich seien auch die Fragestellungen wichtig und was man fragte. Elias Frank gab einen Abriss "vom Textentwurf", zu dem man viel recherchieren müsse bis zum fertigen Rollup mit seinem Design.

Hier sei die Unterstützung von Steffen Schanz mit Bildern und vom Bürgerverein eine große Hilfe gewesen. "Es ist eine schöne Ausstellung geworden und wir sind alle stolz darauf, dass man als Gruppe eine solche Ausstellung präsentieren kann."

Schließlich sprach Schulleiter und gleichzeitig Kursleiter Martin Pöhner seinen Schülern einen ganz besonderen Dank für ihr Engagement und ihre herausragende Arbeit aus. Es sei für ihn ein aufregendes und spannendes Seminar gewesen. Ebenso freute er sich über die Zusammenarbeit mit dem Bürgerverein Ebern bei Stefan Andritschke und dass man für die Ausstellung die Räume des Heimatmuseums zur Verfügung stelle.

Schulleiter und Kursleiter Martin Pöhner (rechts) bedankt sich bei Stefan Andritschke vom Bürgerverein, dass die Ausstellung an den kommenden Sonntagen von 14 bis 17 Uhr im Heimatmuseum zu sehen ist.
Foto: Günther Geiling | Schulleiter und Kursleiter Martin Pöhner (rechts) bedankt sich bei Stefan Andritschke vom Bürgerverein, dass die Ausstellung an den kommenden Sonntagen von 14 bis 17 Uhr im Heimatmuseum zu sehen ist.
 
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Kommentare
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  • wandelhandel
    Und kein Wort, das Ebern Kreisstadt war! Sehr selektive Darstellung in der Presse!
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  • wandelhandel
    Das Ding heißt Ackerbürgerstadt und nicht Ackerbaustadt!
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