Als im Jahr 1990 die Deutsche Fachwerkstraße ins Leben gerufen wurde, ging es vor allem darum, Touristen an Orte mit sehenswerten Fachwerkgebäuden zu führen. Doch ein Blick auf eine Deutschlandkarte zeigt: In der Gesamtübersicht der Fachwerkstraße mit all ihren Regionalstrecken ist Bayern und Franken ein weißer Fleck, obwohl gerade Franken für seine Fachwerkarchitektur bekannt ist. Deshalb setzen sich nun die Bürgermeister mehrerer fränkischer Orte dafür ein, eine Strecke durch Franken in die Fachwerkstraße aufzunehmen. Einer von ihnen ist Jürgen Hennemann aus Ebern, der in einer Pressemitteilung über das Vorhaben berichtet.
"Eine wahre Häufung gibt es in Ober- und Unterfranken, besonders in den Haßbergen", heißt es in der Mitteilung über Fachwerkgebäude. Dabei beruft sich Hennemann auch auf Professor Manfred Gerner, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte, dem Träger der Deutschen Fachwerkstraße. Dieser sei "richtig ins Schwärmen" gekommen, als er beim Vorbereitungstreffen für eine Regionalstrecke in Franken Beispiele der Fachwerkarchitektur insbesondere in den Haßbergen mit Bildern vorstellte.
Auch in Zeil gibt es Schätze zu entdecken
Zu den Besonderheiten der Haßberge zählte er viele Marktplätze in Fachwerkoptik und Fachwerkrathäuser, das fränkische Barock- und Renaissance-Fachwerk und das Netzfachwerk, das nur in Franken zu sehen sei. Ein herausragendes Beispiel sei das Rathaus in Ebern von 1690. Hier seien die Holzfächerungen sehr dicht und mit vielen Details zu bewundern. Auch an kleinen Türmchen, wie dem Aufgang zum Grauturm, sei das Fachwerk mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Aber nicht nur in Ebern, auch in Zeil gebe es im Fachwerkbereich Schätze zu entdecken, heißt es in der Pressemitteilung aus dem Eberner Rathaus.
Jürgen Heckel, Bürgermeister von Bad Windsheim, machte den Anfang. Er schrieb seine Amtskollegen in Franken zum Jahresbeginn 2020 an, um hier Verbündete im Einsatz für die Schaffung einer fränkischen Regionalstrecke der Fachwerkstraße zu finden.
Im Fachwerk steckt touristisches Potenzial
In den Haßbergen seien es die Bürgermeister Jürgen Hennemann aus Ebern und Helmut Dietz aus Untermerzbach gewesen, die "den Ball aus Bad Windsheim" aufgriffen. 2020 nahmen sie an Abstimmungstreffen mit der Arbeitsgemeinschaft Fachwerkstädte teilgenommen. Beide Gemeinden haben im ersten Halbjahr ihren Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft erklärt und wollen das Thema nun touristisch bearbeiten lassen. "Es steckt, neben den Burgen und Schlössern, der Ruhe und dem Genuss, in den Haßbergen auch im Thema Fachwerk touristisches Potential", ist sich Bürgermeister Hennemann sicher.
In der Pressemitteilung weist die Stadt Ebern auch auf das Buch "Straße der Fachwerkromantik" hin. Geschrieben hat es Helmut Hey, ehemals Wirtschaftsförderer im Landratsamt Haßberge. Mittlerweile sei diese 1988 erschienene Buch allerdings vergriffen und weitgehend in Vergessenheit geraten. Das Buch habe damals schon versucht, das fränkische Fachwerk bekannter zu machen.
Routenführung und touristische Ziele
"Als andere Kommunen noch haderten, ob sie bei der Fachwerkroute Franken mitmachen sollen, waren die beiden Bürgermeister schon aktiv und vernetzten sich mit weiteren interessierten Gemeinden", heißt es aus dem Eberner Rathaus. Neben Bad Windsheim, Ebern und Untermerzbach seien mittlerweile auch Ochsenfurt, Marktbreit und Seßlach beigetreten. Von Bad Königshofen, Cadolzburg, Herzogenaurach, Marktzeuln, Tauberbischofsheim, Zeil und Königsberg gebe es immerhin Interessensbekundungen.
Zuletzt trafen sich Vertreter der Gemeinden in Bad Windsheim im September zum Austausch über den Sachstand der geplanten Fachwerkroute Franken. Dort wurden erste Routenführungen besprochen, ebenso wie die touristische Zielrichtung. So gehe es darum, Angebote für Kultur- und Bildungsreisen, Wohnmobilisten sowie Motorrad- und Oldtimerfreunde zu machen. "Themen wie Fachwerk und Wellness können genauso wie Radfahren, Wandern und Genuss bespielt werden", heißt es in der Pressemitteilung aus Ebern.
Laut Volker Holzberg, dem Vorsitzenden des Marketingausschusses der Fachwerkstraße, gibt es einen großen deutschen und skandinavischen Markt. Wie die Stadt Ebern berichtet, werden nun Abstimmungen mit der Burgenstraße und dem Tourismusverband Franken vorgenommen, um sich zu vernetzen und das Vermarktungspotential zu nutzen.
"Eine einmalige Chance"
Bis Ende Dezember sollen weitere Kommunen mit bedeutendem Fachwerk angesprochen werden, die eingeladen werden, mitzumachen. "Auch hier engagieren sich die beiden Bürgermeister gemeinsam und sprechen Amtskollegen aus der Region an", heißt es aus Ebern. So sei Jürgen Hennemann bei seinem Amtskollegen Bruno Kellner in Rattelsdorf auf offene Ohren gestoßen. Rattelsdorf, zu dem mit Mürsbach das "Fachwerkdorf schlechthin" gehöre, dürfe nicht fehlen. Kellner habe sich sofort auf die Interessentenliste setzen lassen.
Auch Ummerstadt und Bad Staffelstein seien zwingend Kandidaten für die fränkische Fachwerkstraße, so Bürgermeister Helmut Dietz. "Ich halte es für eine einmalige Chance, bei den ersten Gemeinden der Frankenroute der Fachwerkstraße dabei zu sein." Das müssten der Haßberge Tourismus und Franken Tourismus aufgreifen und integrieren.
Sein Amtskollege Jürgen Hennemann aus Ebern pflichtet ihm bei: "Hier können wir unsere Heimat, unser Franken, gut nach außen darstellen. Das hat Potenzial." Im kommenden Frühjahr möchten die Interessenten zur Gründung der Regionalstrecke Franken einen Vorschlag für die Streckenführung erarbeiten. Die Fachwerkstraße soll, wie alle großen Ferienstraßen, durchgehend beschildert werden und die Mitgliedskommunen sollen am Ortseingang und im Ort darauf hinweisen.
Man muss nicht dafür kämpfen, sondern dem Verein einfach beitreten, was dem Steuerzahler bei fragwürdigem Nutzen bloß wieder Geld kostet. Die freuen sich, je mehr Mitglieder, desto höhere Einnahmen.