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Ebern
Eberner retten den Grauturm und Gedenken an den Tod eines amerikanischen Soldaten
Am Ort des Gedenkens: Bürgermeister Jürgen Hennemann (von rechts), Claudia Reuter, Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann und Manfred Reuter.
Foto: Helmut Will | Am Ort des Gedenkens: Bürgermeister Jürgen Hennemann (von rechts), Claudia Reuter, Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann und Manfred Reuter.
Helmut Will
 |  aktualisiert: 25.04.2025 03:54 Uhr

Am Ostersonntag erinnerte die Stadt Ebern an ein besonderes Ereignis, das sich vor genau 80 Jahren in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ereignet hatte. Bürgermeister Jürgen Hennemann legte um elf Uhr eine Gedenkschale am Grauturm nieder – geschmückt mit amerikanischen Fähnchen und Wimpeln in den Farben und mit dem Wappen der Stadt Ebern. Anlass war der Tod eines amerikanischen Soldaten und die dramatische Rettung des Eberner Wahrzeichens im April 1945.

Laut Recherchen des ehemaligen Kreisheimatpflegers Günter Lipp, die er in seinem "Ebern-Buch" niederschrieb, war der tödliche Unfall eines amerikanischen Panzerfahrers am 20. April 1945 der Auslöser für eine beispiellose Eilaktion: Ein amerikanischer Panzer hatte versucht, durch den engen Torbogen am Grauturm zu fahren.

Dabei prallte das Geschützrohr gegen das Gemäuer. Der Aufprall war so heftig, dass der Soldat in seinem Fahrzeug tödlich verletzt wurde. Wie die damals 20-jährige Augenzeugin Betty Wesche berichtete, wurde der Leichnam des Soldaten in eine Zeltplane gewickelt, sein verwundeter Kamerad abtransportiert. Daraufhin forderten die amerikanischen Truppen, dass innerhalb von 24 Stunden eine breitere Durchfahrt geschaffen werde.

Ein Akt des Zusammenhalts

Die Befürchtung, der historische Grauturm könnte gesprengt werden, machte schnell die Runde. Auch wenn eine tatsächliche Sprengung heute als eher unwahrscheinlich gilt, war die Angst damals real. Um das Wahrzeichen zu retten, entschloss man sich kurzerhand, das angrenzende Hermsdörfer Haus abzutragen. Was folgte, war ein beeindruckender Akt des Zusammenhalts.

Frauen, Jugendliche und ältere Männer aus Ebern packten mit an, um das Gebäude in kürzester Zeit abzureißen. Der ehemalige Kreisheimatpfleger Günter Lipp beschreibt dieses Geschehen in seinem Ebern-Buch als beispielhaften Einsatz der Bevölkerung in einer Zeit, in der vielerorts nur noch sinnlose Zerstörung herrschte. Ebern war einer der letzten Orte, die von den Kampfhandlungen unmittelbar betroffen waren.

Die Gedenkschale mit Fähnchen der Stadt Ebern und der amerikanischen Flagge zum Zeichen der Erinnerung.
Foto: Helmut Will | Die Gedenkschale mit Fähnchen der Stadt Ebern und der amerikanischen Flagge zum Zeichen der Erinnerung.

Bei der kurzen Gedenkstunde war neben Bürgermeister Jürgen Hennemann Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann und das geschichtlich interessierte Ehepaar Claudia und Manfred Reuter aus Rentweinsdorf anwesend. Die Schale der Stadt Ebern, geschmückt mit amerikanischen- und Fähnchen mit den Farben und Wappen der Stadt Ebern, soll an das Ereignis von vor 80 Jahren erinnern. Aber nicht nur, sondern auch an den Mut und die Entschlossenheit der Eberner Bevölkerung in einer Zeit größter Unsicherheit. Das historische Geschehen lebt weiter – in Büchern, Erzählungen und eben in solchen Momenten des bewussten Erinnerns.

 
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