
Der eine gestaltet zum siebten Mal das Programm der Eberner Musiktage und ist deren musikalischer Leiter, der andere ist in Ebern geboren und als lyrischer Tenor prädestiniert für Vertonungen von Gedichten Friedrich Rückerts. In diesem Jahr erlaubten es die Terminkalender der beiden endlich, gemeinsam aufzutreten. Solist des zweiten Abends der diesjährigen Veranstaltungsreihe vom 22. bis 24. September ist Julian Freibott mit Werken von Franz Schubert sowie Robert und Clara Schumann in einer Bearbeitung für Tenor und Streichquartett von Peter Rosenberg.
Julian Freibott hat in Bamberg einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden. Er ist nicht mehr fest am Theater Erfurt engagiert, tritt dort nur noch gelegentlich auf. Somit ist er deutlich flexibler in der Wahl seiner Termine geworden und die Anreise nach Ebern dauert kaum eine halbe Stunde. Barbara Gemeinhardt, Organisatorin der Musiktage, hat schon lange ein "großes Auge" auf den "Lokalmatador" geworfen und freut sich, dass es nach mehreren Anfragen endlich gelungen ist, Freibott zu verpflichten. Der wiederum hatte schon lange damit geliebäugelt, ein Teil des Rückert-Ensembles zu sein.
Vertonte Gedichte des Namensgebers des Eberner Gymnasiums

Band XIX der Jahrbücher der Rückert-Gesellschaft ist ganz dem Thema "Friedrich Rückert und die Musik" gewidmet. Demnach gibt es über 2000 Vertonungen von Gedichten des Namensgebers des Eberner Gymnasiums, womit er in einer Reihe mit Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Hölderlin, Rainer-Maria Rilke und anderen Größen der deutschen Dichtkunst steht. Rückert, der zunächst wenig Sinn in der Vertonung seiner Texte sah, entwickelte mit dem Erfolg der Kompositionen ein immer stärkeres Interesse an der Musik; Robert und Clara Schumann zählten zu seinen bevorzugten Komponisten.
Entsprechend groß ist die Auswahl an Liedern. "Manchmal spielen wir einige Stücke mehrmals, wie zum Beispiel die 'Kindertotenlieder' von Gustav Mahler, aber das ist die Ausnahme", schmunzelt Peter Rosenberg. Jedes Jahr aufs Neue gilt es, aus dem Fundus auszuwählen, was zum restlichen Programm des Abends passt, welche Lieder der Stimmlage und den Vorlieben der Interpreten entsprechen und welche dem künstlerischen Anspruch der Veranstaltungsreihe gerecht werden.
Schulklassen werden wieder zu den Proben eingeladen

Diese Entscheidungen bedürfen einer ausreichenden Vorlaufzeit, lange vor den eigentlichen Proben. Knapp drei Monate vor dem Veranstaltungstermin fand deshalb ein Treffen in Ebern statt, um im persönlichen Gespräch letzte Details zu klären. Dabei kam auch zur Sprache, wie wichtig es ist, das Publikum für klassische Musik zu erhalten und junge Menschen für diese Musikrichtung zu begeistern. Letzteres ist bei etablierten Orchestern und Theatern längst Chefsache und wird auch in Ebern ernst genommen.
Wie in den vergangenen Jahren werden wieder Schulklassen zu den Proben eingeladen. Es ist auch geplant, Freikarten für die Kinder der Musikschule auszugeben, was wiederum deren Eltern motivieren könnte, mit dem Nachwuchs ein Konzert zu besuchen.
Schon Goethe bezeichnete Rückerts Gedichte als Lieder und legte sie allen Musikern wärmstens ans Herz. Im Programm der diesjährigen Musiktage Ebern haben sie auch wieder ihren festen Platz neben den anderen Großen: Johannes Brahms, Antonin Dvoràk und Wolfgang Amadeus Mozart.
Peter Rosenberg und Julian Freibott sehen die weitere Entwicklung der klassischen Musik "auf einem sehr guten Weg" – und der soll unbedingt auch über Ebern führen.