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Ebelsbach
Ebelsbach: Warum eine Polizistin sieben Kilo „Speed“ kaufte
Auf dem Parkplatz eines Ebelsbacher Einkaufsmarktes wechselten die Drogen im Wert von rund 12 600 Euro die Besitzerin. Das bescherte dem Landgericht Bamberg eine Menge Arbeit.
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:08 Uhr

Der Parkplatz eines Einkaufsmarktes in Ebelsbach wurde am Mittwoch, den 7. Oktober vergangenen Jahres, zum Schauplatz eines vermeintlich großen Drogengeschäftes. Gegen 16.30 Uhr wollte eine damals 23-jährige Studentin aus Hessen einer Frau sieben Kilogramm Amphetamin, auch bekannt als "Speed", zum Preis von 12 600 Euro verkaufen. Das Rauschgift hatte sie zuvor für 8500 Euro eingekauft.

Was die junge Frau nicht wusste: bei der Käuferin handelte es sich nicht um eine Drogenkundin, sondern um eine sogenannte "NÖP" - eine nicht öffentlich ermittelnde Polizeibeamtin. Die Polizistin übergab der 23-Jährigen das Geld und übernahm anschließend das Amphetamin, das in einer Sporttasche verpackt war. Danach klickten die Handschellen.

Seit dem Drogengeschäft sitzt ein Trio in Haft

Polizeibeamte, darunter eine Unterstützungseinheit aus Nürnberg, nahmen sowohl die 23-Jährige als auch ihren gleichaltrigen Freund, der als Aufpasser fungierte, und den 21-jährigen Fahrer, der den Stoff aus Hessen zum Übergabeort nach Ebelsbach gebracht hatte, fest. Das Trio sitzt seitdem in Untersuchungshaft und muss sich seit Montag am Landgericht sowohl wegen des Coups in Ebelsbach als auch wegen weiterer Rauschgiftgeschäfte verantworten.

In einem Rechtsgespräch einigte sich das Gericht auf einen Strafrahmen für die drei Angeklagten. Danach hat die heute 24-jährige Haupttäterin mit einer Freiheitsstrafe zwischen vier Jahren und zwei Monaten bis zu vier Jahren und zehn Monaten zu rechnen. Ihr Freund, der als Aufpasser fungierte, könnte mit einer Bewährungsstrafe davonkommen. Dem Fahrer, in dessen Zimmer Fahnder unter anderem 400 Gramm Haschisch, zehn Ecstasy-Tabletten und sechs Gramm Kokain fanden, droht eine Freiheitsstrafe zwischen zwei Jahren und acht Monaten bis zu drei Jahren und sechs Monaten.

Anwalt: Angeklagte war bis dahin nur eine Kleindealerin

Laut Anwalt Jan Paulsen, der die 24-Jährige verteidigt, hatte seine Mandantin zuvor nur Drogengeschäfte im Gramm-Bereich getätigt. Im August 2020 verkaufte sie an eine "NÖP" auf einem Feldweg in Hessen etwa acht Gramm Kokain und knapp 50 Gramm Marihuana zum Preis von 1000 Euro. Damals klickten die Handschellen noch nicht. Auch nicht, als die Angeklagte im September 2020 an die "NÖP" auf einem Parkplatz in Hessen zirka zehn Gramm Kokain und fast 500 Gramm Amphetamin für 2150 Euro verkaufte. Die Festnahme erfolgte erst in Ebelsbach.

Dabei wurde auch die 20-jährige damalige Freundin des Drogenfahrers verhaftet, die damals als Beifahrerin dabei war. Sie sagte als Zeugin vor Gericht, dass sie nichts von dem Drogengeschäft gewusst habe. Dennoch sei sie vier Wochen in Untersuchungshaft gesessen. Das Verfahren gegen sie sei jedoch eingestellt worden. Die Hauptverhandlung ist auf drei Tage anberaumt. Ein Urteil wird am Freitag erwartet.

 
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  • L. L.
    Schön dass Bayern weiterhin an der vom Europäischen Gerichsthof für Menschenrechte als Menschenrechtswidrig eingestuften Lockspitzel-Methode festhält.
    Dies ist ein Paradebeispiel, dass nicht nur in Russland und der Türkei Menschenrechte verletzt werden, sondern auch vor der eigenen Haustür. Hoffentlich sehen die Richter das ähnlich und weisen die Polizeidirektion in ihre Schranken bevor der ganze Instanzenzug durchlaufen werden muss...
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  • M. S.
    Die Lockspitze würde aber beinhalten, das die Polizei die Täterhin zum Handeln bzw. Verkauf angestiftet hat. Ich kann nicht lesen, dass so etwas geschehen ist.

    Sieben Kilo Speed sind schon ziemlich kriminell und hätte wohl bei Konsumenten einen großen Schaden angerichtet. Hier kann man der Polizei und den verdeckten Ermittlern nur danken!
    Wer glaubt das jemand aufgrund der Tatsache, dass er an einen verdeckten Ermittler Drogen verkauft hat straffrei davon kommt, der glaubt auch an den Weihnachtsmann. In diesem Sinne freuen sich einige Kommentatoren hier sicherlich schon auf den 24. Dezember.
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