„Mit klassischer Musik das Jahr beenden“ weckt bei vielen Menschen sicherlich sofort Erinnerungen an klassische Musikinstrumente und herausragende Musik einer Epoche. Können damit aber ausgerechnet Orgel und Posaunen gemeint sein? In der St. Magdalenenkirche in Ebelsbach war diese Begegnung schon zum zehnten Male der Fall. Beim Jubiläumskonzert mit dem „Consortium musicum“ zum Jahreswechsel konnten alle Konzertbesucher miterleben, zu welch verblüffender Virtuosität und Vielseitigkeit ein Posaunenquartett fähig ist und mit der Orgel oder auch im Wechselspiel mit ihr ein Klangerlebnis der besonderen Art erzeugt wird.
Die Kulturgemeinde Ebelsbach-Eltmann kann in diesem Jahr auf ein weiteres Jubiläum zurückblicken, denn sie besteht seit 50 Jahren und war in dieser Zeit immer bemüht, herausragende kulturelle Veranstaltungen nach Ebelsbach zu holen. Dazu zählten viele Jahre im „Blauen Saal“ des Schlosses von Ebelsbach Konzerte mit den Bamberger Symphonikern und seit nunmehr zehn Jahren beendet man jedes Jahr klassisch mit dem „Consortium musicum“ aus den Niederlanden.
Ein seltenes Zusammenspiel
Mit der „Suite Quator“ des belgischen Komponisten Flor Peeters erfolgte der Auftakt. Aus seinem Nachlass erklang eindrucksvoll im Zusammenspiel von Orgel und Posaunen die „Intrada“ mit schrägen Akkorden und auflockernden Phasen und anschließend hörte man die „Hymne an den Frieden“. Dazu passte das getragene Werk des „Requiem für einen verstorbenen Soldaten“.
Der Blick ging dann umso mehr hinauf auf das gewaltige Orgelprospekt der „Hoffmann-Orgel“ mit ihren 2483 Pfeifen und 36 Registern, deren vielfältigen und spieltechnischen Eigenschaften die Konzertbesucher bei der „Toccata in d“ von Johann Sebastian Bach, einem frühen Meisterwerk Bachs im Alter von 20 Jahren, genießen und spüren konnten.
Johann Sebastian Bach notierte hierbei sogar Manualwechsel für die Organisten, eine für damalige Zeit, aber auch für Bachs Orgelwerke selbst ungewöhnliche Vorgehensweise, welche der ehemalige Stadtorganist von Kerkrade Tjeu Zeijen gekonnt auf den drei Manualen und dem Pedal mit einem Wechsel an Akkorden und Läufen prächtig ausspielte.
Ganz anders dann das „Pastorale“ des französischen Komponisten von Cesar Freund. Mit seinem musikalischen Genre versetzte er die Zuhörer in eine ländliche Stimmung mit Stoffen aus dem idealistischen Hirtenleben mit dem modulatorischen „Andantino“ oder wechselnden Takten und Tempis in scharfem Kontrast beim „Allegretto“.
Die besondere Kombination von Orgel und Posaune hätte man nicht besser aufzeigen können als mit dem „Canzon Vigesi Masettima“ von Giovanni Gabrieli (1556-1612), einem venezianischen Kirchenmusiker am Markusdom in Venedig. Bei der frühbarocken „Canzone“ (Festmusik) bildete die Orgel die vier Ober-, während das Posaunenquartett (Harry Ries, Dion Kowalski, Luc Scholtes und Dominique Steins) die vier Unterstimmen präsentierte.
Majestätisch und erhaben
Beim „Salterella“ für vier Posaunen und vor allem dem „Noel Etranger“ von Louis-Claudi Daquin (1694-1772) bekam man einen Eindruck von herausragenden Orgelimprovisatoren, aber auch von der Kombination und dem Zusammenspiel mehrerer Posaunen aus der Familie mit Altposaune, Tenorposaune und Bassposaune, die majestätisch und erhaben klingen, aber auch mit ihrem Spiel und der Zugtechnik mit gutem Legato, Portato und auch Glissando in den Vordergrund traten.
Harry Ries, der auch gerne „Meister auf der Posaune“ genannt wird, moderierte dabei den musikalischen Abend mit liebenswerten holländischem Akzent und gab auch einen Eindruck, wie man solch ein Musiker werde und welche Passion dazu notwendig sei.
Großer Applaus für die Künstler
Von Orgel und Posaunen hörte man gemeinsam dann noch eine „Farandole“, einen schnellen Paartanz aus der Provence mit Begleitung durch Tambourin und das zur Weihnachtszeit passende „Gloria Deo“ von M.L Lightfoot, mit dem das Programm von außergewöhnlichen Werken, hier in Gospelart, zum Abschluss kam. Natürlich durften zur Weihnachtszeit auch Kinder nicht fehlen, die sich mit bekannten Weihnachtsliedern in das Programm einbrachten. Baukje Scheuven zeigte dies an der Violine und Brecht Scheuven mit ihrer Querflöte. Instrumentalisten und Konzertbesucher stimmten schließlich gemeinsam das „Großer Gott, wir loben dich an“, ehe großer Applaus die Künstler verabschiedete.