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EBELSBACH
Ebelsbach packt ein Mammutprojekt an
Der Bebauungsplan „Am Herrenwald“ mit vorgesehener Verkehrsanbindung an die Staatsstraße 2447, hineingelegt in eine Satellitenaufnahme.
Foto: Repro: Günther Geiling | Der Bebauungsplan „Am Herrenwald“ mit vorgesehener Verkehrsanbindung an die Staatsstraße 2447, hineingelegt in eine Satellitenaufnahme.
Von unserem Mitarbeiter Günther Geiling
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:08 Uhr

Auf den Tasten und aus dem Klavier der Gemeinderatssitzung erklang diesmal richtige Zukunftsmusik, die als Auftakt für ein Investitionskonzert stehen könnte, das die nächsten Jahre immer wieder in den Mittelpunkt rückt. Die Erschließung eines Baugebietes „Am Herrenwald“ über Ebelsbach mit fast 100 Bauplätzen könnte dafür die „Ouvertüre“ darstellen.

Als inspirierte Hauptteile wurden dann die Ortsumgehung in Richtung Stettfeld und sogar eine Anbindung der Ebelsbacher Siedlung quer über den Berg in Richtung Staatsstraße 2447 bei Steinbach angespielt, während man sich mit dem Schlussakkord einer großen Hochwasserfreilegung noch nicht so richtig anfreunden konnte.

Achillesferse Freileitung

Für die Aufstellung eines Bebauungsplanes „Am Herrenwald“ über Ebelsbach hatten die Vertreter des Ingenieurbüros Strunz die Eckpunkte abgesteckt, wie die Flächen mit den Versorgungsanlagen erschlossen und wie auch die günstigste verkehrsmäßige Anbindung erfolgen könnte. „Knackpunkt“ ist dabei auch eine Starkstrom-Freileitung, die zur Ausnutzung des Baugebietes verlegt werden müsste. Das ist bekanntlich nicht billig, denn die Verlegung der Freileitung an den Waldrand sei bei ersten Kostenschätzungen mit einer Million Euro angegeben.

Eleganter wäre die Verlegung des Kabels auf einem Anwandweg ins Erdreich, was mit einer aufwendigeren Technik und mit Kosten von rund 1,9 Millionen Euro erfolgen könnte.

Hinsichtlich der Wasser- und Abwasserversorgung habe man auch den Bestand in der jetzigen Siedlung im Hinblick auf Überlastungen überprüft und hydraulische Untersuchungen durchgeführt. Dabei sei festgestellt worden, dass ein Teil der Haltungen wie in der „Herrensteige“ rechnerisch schon überlastet seien. Das neue Baugebiet solle deswegen im Trennsystem entwässert werden, während man bisher ja überall ein Mischsystem habe. In dieses Mischsystem solle deswegen nur das Schmutzwasser abgeleitet werden.

Das führte schon zu Nachfragen aus dem Gremium. Christian Zehendner meinte: „Ich sehe das kritisch, wenn unser Kanalsystem schon jetzt an manchen Stellen überlastet ist“ und Helmut Zirnsak befürchtete Probleme in Kellerwohnungen. „Wenn bis zu 100 Häuser auch nur mit Schmutzwasser angeschlossen werden, stellt sich für mich schon die Frage, ob man in manchen Bereichen der alten Siedlung nicht Kanalstücke auswechseln müsste.“

Für die Regenwasserableitung sah man in einem ersten Planentwurf Regenrückhaltebecken im Osten mit einer Ausweichmöglichkeit auch noch über „Hohlwege“ und das „Kirschental“ und im Westen ebenfalls über Regenrückhaltungen und eine Ableitung über einen Graben entlang der Straße bis hinunter ins Gewerbegebiet. Auf beiden Seiten sind dabei aber auch jeweils zwei größere Rückhaltebecken mit einem Fassungsvermögen zwischen 250 Kubikmeter und 410 Kubikmeter vorgesehen. Diese sollten zumindest zweijährige Regenereignisse abfangen. Bei der Trinkwasserversorgung, die in Zonen aufgeteilt ist, sah der Rat keine Probleme.

Nadelöhr Gleisenau

Ganz anders war es jedoch bei der Verkehrserschließung. Norbert Wippich sah Probleme, weil möglicherweise alles durch das „Nadelöhr Gleisenau“ müsse. Helmut Schöpplein sah dies ähnlich. „Wenn wir so eine Erschließung des neuen Baugebietes machen wollen, kommen wir um eine weitere oder andere Anbindung nicht herum“.

Planer Matthias Strunz präsentierte hierfür mehrere Varianten mit Anbindungen im Osten über den „Schwarzdornweg“ und Gleisenau, über eine Zufahrt in der Nähe des Hochbehälters oder zum Gewerbegebiet und über den Hang in Richtung Staatsstraße 2447 in Richtung Steinbach. Manche Varianten seien schon deswegen zum Scheitern verurteilt, weil Längsneigungen von teilweise über 20 Prozent in Kauf genommen werden müssten. Das sei natürlich für eine Straße nicht zu empfehlen. So blieb also nur die „längste Variante“ von der Staatsstraße von Steinbach kommend entlang des Hanges bis hinauf zum Hochbehälter übrig.

Biotope im Weg

Die Geländetopografie hinter dem Gewerbegebiet „Lohwiese“ ist so, dass die Längsneigung im unteren Teil nur 5 bis 8,8 Prozent beträgt und im oberen Bereich bei 12 Prozent liegt. Allerdings berühre man dabei einige Biotopflächen. Ingenieur Strunz zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass man hier eine Lösung mit den Behörden finden könne. Bei der Einmündung in die Staatsstraße 2447 wäre dann auch ein Kreisel möglich, bei dem auch an die Einbindung des Industriegebietes mit der Stadt Eltmann diskutiert werden sollte. An groben überschlägigen Kosten nannte Strunz eine Summe von 1,6 Millionen Euro, die außerhalb des Baugebietes für diese Straße anfielen.

Allen Räten war bewusst, dass man Erschließung und diese Straßenanbindung nicht auf einmal erledigen könne. So stellte auch der Planer eine Aufteilung des Baugebietes „Am Herrenwald“ in drei Bauabschnitten vor. Der Abschnitt I im Osten, von Gleisenau kommend, sei 3,3 Hektar groß und könnte mit 32 Baurechten versehen werden. Ein besonderer Charm wäre, dass nach dem Baugesetz hier in einem verkürzten Verfahren ein Bebauungsplan abgearbeitet und hier beginnen könnte. Hier störe auch die Freileitung noch nicht. Die Grobkosten wurden hier mit 1,5 Millionen Euro beziffert, wobei das bis jetzt nur grob zu ermitteln sei und keine Planung dahinter stecke.

Der Bauabschnitt II sei für 34 Baurechte ausgelegt, aber hier sei die Verlegung der Freileitung notwendig. Der Bauabschnitt III betreffe die Flächen im nördlichen Bereich am Wald entlang und sei für 27 Bauplätze gedacht. Die Größe der angenommenen Bauplätze betrage derzeit zwischen 500 und 700 Quadratmeter. Hier müsse sich die Gemeinde aber noch überlegen, welche Grundstücke und welche Art von Bebauung sie anbieten wolle.

Plan für Gesamtgebiet

Bürgermeister Walter Ziegler sah in der Vorgehensweise, erst den Bauabschnitt I anzugehen, aber auch einen Bebauungsplan für das gesamte Gebiet mit allem, was dazu notwendig sei, auch die Anbindung der großen Straßenvariante, als sinnvoll an. Dies sei zwar kein einfacher Prozess, aber eine gute Möglichkeit dies alles planerisch aufzubereiten.

Helmut Zirnsak wunderte sich, dass man das alles nun so optimistisch sehe. „Das ist eigentlich das, was Ebelsbach schon immer wollte.“ In Zusammenhang mit dem Kreisel hatte man jedoch etwas Bedenken, dass Eltmann nicht dieselben Interessen habe und vielleicht hier nicht mitspiele. Bürgermeister Walter Ziegler sprach aber jetzt von einer anderen Situation. Ebelsbach habe nach Süden nur eine Anbindung und bei der Ausweisung des neuen Baugebietes wäre eine weiter Anbindung dringend notwendig.

Ingenieur Matthias Strunz schlug vor, diese Grobplanung nun mit allen beteiligten Behörden zu diskutieren, um einen Konsens zu erreichen. „Wenn die Gemeinde hier mit dem Willen kommt – wir wollen das – findet man eine Lösung.“ Dies will man nun auch vorantreiben.

Ortsumgehung Ebelsbach

Ein weiterer Punkt war die Grundsatzentscheidung für die Ortsumgehung Ebelsbach Staatsstraße 2277 in Richtung Stettfeld mit einem kombinierten Hochwasserschutz. Zu einem Behördengespräch im November soll der Bürgermeister nämlich die Meinung und Entscheidung für die Gemeinde mitteilen. Vorrangig sah Bürgermeister Walter Ziegler hier die Ortsumgehung, die bei einer Baulänge von 1142 Meter und einer Fahrbahnbreite von 7 Metern mit Baukosten von rund 2,5 Millionen Euro veranschlagt sei. Über die Notwendigkeit dieser Ortsumgehung bestand Einvernehmen, aber hinsichtlich des Hochwasserschutzes gingen die Meinungen weit auseinander. Susanne Langer fragte: „Mir kommt es bei der ganzen Diskussion so vor, als wenn nur wir in Ebelsbach Hochwasserprobleme hätten. Was ist mit den umliegenden Gemeinden?“

Martin Horn schreckte das Pumpbauwerk, das riesige Pumpen erfordere. „Hier fressen uns später allein die Wartungskosten schon auf.“ Helmut Zirnsak ergänzte „ich bin nun 60 Jahre alt und habe so ein Hochwasser in Ebelsbach noch nicht gesehen.“ Er sprach sich auch gegen eine Option für spätere Nachrüstung aus. Schließlich gebe es für alles ein Restrisiko. Helmut Schöpplein sah dies jedoch anders „wir sollten uns die Möglichkeit für einen späteren Hochwasserschutz offenhalten“.

Es gab noch viele Äußerungen, aber am Schluss wurde, auf Grund der hohen Kosten von gut 15 Millionen Euro für den Hochwasserschutz, die Straße zum neuen Baugebiet als vordringlicher gesehen. So beschloss der Gemeinderat bei einer Gegenstimme nur die Errichtung der Ortsumgehung in Richtung Stettfeld ohne kombinierten Hochwasserschutz. Die Planungen für die Ortsumgehung sollten aber weiterverfolgt werden.

Auch hier sollen Bauwillige in Zukunft ein Zuhause finden: Blick auf das Bauerwartungsland „Eichholz“ in Schönbrunn.
Foto: Günther Geiling | Auch hier sollen Bauwillige in Zukunft ein Zuhause finden: Blick auf das Bauerwartungsland „Eichholz“ in Schönbrunn.
 
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