
Mitte Dezember feierte ein junges Unternehmen namens R2 CrossFit in Ebelsbach seinen ersten Geburtstag. Viele werden sich darunter wenig vorstellen können. Das klingt stark nach Körperertüchtigung. Also doch nur eine weitere Muckibude? Nein, sagt Andreea Roth, Inhaberin, Geschäftsführerin und Fulltime-Trainerin in Person. CrossFit – außer in Ebelsbach auch in Bamberg, Schweinfurt und Gerolzhofen – ist keine klassische Fitnessbude, sondern „eine einzigartige Sport-Community“. Einen wesentlichen Unterschied drücken die „Crossfitter“ in ihrem Motto aus: „Wir haben keine Maschinen, wir sind die Maschinen.“
Die großen Kraftmaschinen fehlen
In Wirklichkeit gibt es auch bei CrossFit Helfer wie Hanteln, Power-Racks, Cardiogeräte. Aber die absoluten Kraftmaschinen wie im „normalen“ Fitness-Studio fehlen in Ebelsbach. Hier laufen auch nicht lauter Modellathleten und Bodybuilder herum, aber „wir sagen der verdammten Couch-Potato den Kampf an“, sagt Andreea Roth. Egal ob Anfänger oder Vollprofi, jeder bekommt seine individuelle Betreuung. „Wir schauen uns die Leute an, was sie können. Im Laufe der Zeit werden Intensität, Schwierigkeitsgrad und Bewegungsumfang gesteigert. Es bringt nichts, gleich Übungen zu probieren, die man noch nicht kann.“
Anders als in der „normalen“ Muckibude gibt es hier feste Gruppen, die in Ebelsbach aus maximal zwölf Personen bestehen. Und die können durchaus unterschiedliche Fitnessgrade aufweisen. Während der eine locker auf die Holzkiste springen kann, schafft es sein Nachbar gerade, hinaufzusteigen. Aber vielleicht kann er in ein paar Monaten auch auf die Kiste hüpfen?

CrossFit ist ein Trainingsprogramm aus funktionellen Bewegungen, erklärt Andreea Roth, in ständigen Variationen und ausgeführt bei hoher Intensität. „Diese Bewegungen“, so Roth, „sind alltagsnah, sie bilden alles ab, was man braucht, um zu Hause zum Beispiel die Kinder zu tragen, einzukaufen.“ Dazu zählen so einfache Übungen wie Klimmzüge und Liegestützen.
Individuelle Betreuung, eine Gemeinschaft in einer festen Gruppe, in der sich die Mitglieder untereinander unterstützen, und konstante Variationen sollen den Aktiven helfen, ihre Grenzen zu erweitern. „Wenn du dich bei jedem Training zu Höchstleistungen anspornst, wirst du Ergebnisse erzielen, die weit über das hinausgehen, was du für möglich gehalten hast“, so Roth. „Meist ist es der Kopf, der sagt: Es geht nicht mehr. Der Körper kann oft noch.“
Die Aktiven bestätigen das. Kathrin Weidinger aus Obertheres hatte noch nie Sport betrieben, „aber ich wusste, ich muss was tun“. Als sie von CrossFit hörte, meldete sie sich an und stellt heute fest: „Gut, dass ich das gemacht habe“. Denn „ich hatte ja keine Ahnung, wie unfit ich wirklich war“. Aber es „ist Wahnsinn, wie schnell man eine gewisse Grundbeweglichkeit wiederherstellen kann“. Susanne Kleylein-Klein aus Ebelsbach wurde von ihrem Ehemann zu CrossFit „gebracht“, um fit zu werden. Inzwischen ist die ganze Familie einschließlich Sohnemann hier aktiv. Sie ist begeistert, ihr Gatte Matthias auch. Er hatte nach einem Bänderriss ein Probetraining absolviert und blieb gleich dabei.

CrossFit ist noch eine sehr junge Trainingsmethode. Sie wurde in den frühen 80er-Jahren in den USA entwickelt, 1995 öffnete dort die erste CrossFit-Box. Etwa fünf Jahre später kam der neue Fitnesstrend nach Deutschland – und hat inzwischen einen Hype ausgelöst. Sportlerinnen und Sportler konzentrieren sich oft auf einen bestimmten Aspekt der körperlichen Fitness: Sie stemmen Gewichte oder laufen einen Marathon. CrossFit hingegen verbindet alle Fitnessaspekte miteinander.
Sportwissenschaft sieht auch kritische Aspekte
Sportwissenschaftlinnern und -wissenschaftler sehen die Hauptgefahr beim CrossFit allerdings in Überlastungserscheinungen und Verletzungen, da in einem bestimmten Zeitraum möglichst viele Wiederholungen geschafft werden müssen, zum Teil im Challenge-Modus gegen andere. Das könne zulasten der Bewegungstechnik gehen. Dabei steige das Risiko von Verletzungen. Einsteiger sollten deshalb niemals ohne Coach trainieren. Und wer mit CrossFit anfangen möchte, sollte unbedingt zuerst eine Einsteiger-Session besuchen.

Andreea Roth, die über Umwegen zu dem Sport kam, hat zahlreihe Qualifikationen erworben, darunter auch Certified CrossFit Level 3 Trainerin. Das heißt, sie ist hauptberuflicher CrossFit-Coach. Sie wird unterstützt von ihrem Partner Michael und zwei weiteren Betreuern, die sich um die Aktiven kümmern.
Und warum hat sie ihren Bürojob gegen eine eigene Sportarena getauscht? „Ich freue mich zu sehen, wie die Leute besser werden und zu erleben, wie hart jeder an sich arbeitet. Tag für Tag sehe ich Veränderung, ob Fitness, Lebensstil oder Mindset. Teil dieser Veränderung zu sein, ist ein tolles Gefühl. Coaching ist für mich eine Leidenschaft. Ich liebe es, anderen dabei zu helfen, besser zu werden.“
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