zurück
HASSFURT (MW)
Ebay-Betrüger zeigt sich selbst an
Redaktion
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:24 Uhr

Dass ein Ebay-Betrüger Gewissensbisse kriegt und sich daraufhin selbst anzeigt, kommt auch nicht alle Tage vor. Aufgrund der Selbstanzeige eines 37-jährigen Arbeiters jedenfalls kam es zur Gerichtsverhandlung. Da der Angeklagte bereits mehrfach einschlägig vorbestraft ist, verhängte das Gericht eine Bewährungsstrafe von zwei Monaten, verbunden mit Auflagen wie dem Gang zur Schuldnerberatung.

Das Problem des alleinerziehenden Mannes: Er hat einen Sack voll Schulden. Als vage Summe seiner Verbindlichkeiten gab er knapp 50 000 Euro an. Obwohl er eine feste Arbeitsstelle in einer Fabrik und damit einen monatlichen Lohn von rund 1000 Euro hat, reicht ihm das hinten und vorne nicht aus. Wie er erläuterte, „jongliert“ er sein Geld hin und her und stopft auf diese Weise immer nur die größten Löcher.

Ende Juli dieses Jahres befand sich der im nördlichen Gebiet der Haßberge lebende Angeklagte wieder mal in einer äußerst brenzligen Lage. Um zur Arbeit zu kommen, musste er sein Auto reparieren lassen und zudem drohte ihm der Stromversorger an, den Saft abzudrehen, falls er die längst überfällige Zahlung nicht leiste. Um irgendwie an Bares zu kommen, fiel dem Mann nur ein plumper Ebay-Betrug ein.

Als vorgeblicher Verkäufer stellte er eine hochwertige Digitalkamera ins Netz. Tatsächlich boten mehrere Interessenten den Preis hoch und ein Fotoliebhaber aus Göttingen erhielt den Zuschlag für 1610 Euro. Der Göttinger zahlte auch zügig, aber der Angeklagte lieferte nichts, weil er die Kamera gar nicht besaß. Der Schwindler entschuldigte sich zwar mehrere Male, aber der Betrogene war natürlich stinksauer. Ob aus echter Reue oder aus Angst, angezeigt zu werden – der 37-Jährige ging kurz darauf zur Polizeiwache in Ebern und erstattete Selbstanzeige.

Acht Vorstrafen hat der Mann auf dem Kerbholz, die Hälfte davon Betrugsdelikte. Erst vom Februar dieses Jahres datiert die letzte Verurteilung. Staatsanwalt Christian Lang kreidete ihm diese Betrügereien negativ an und Strafrichterin Ilona Conver sprach von einer erheblichen kriminellen Energie, weil die Betrugsmasche im Internet genau geplant war.

Neben der Bewährungsstrafe auf drei Jahre verhängte die Vorsitzende Richterin eine ganze Reihe von Auflagen. So muss der Verurteilte sich bei einem Bewährungshelfer melden und mit sämtlichen Unterlagen die Schuldnerberatung aufsuchen. Als Zeichen des „Good-Will“ und als teilweise Wiedergutmachung muss er – in monatlichen Raten von 20 Euro – insgesamt 400 Euro an den Geschädigten zahlen, wobei er den gesamten Kaufpreis schuldig bleibt. Vielleicht kriegt er ja die Kurve, jedenfalls nahm er dankbar das Urteil an und verabschiedete sich vom Staatsanwalt per Handschlag.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Haßfurt
Bewährungsstrafen
Gerichtsverhandlungen
Schuldenberatung
Selbstanzeige
Vorstrafen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top