„Die Bürgermeister interessiert nur schnell, unkompliziert und billig.“ Diesen Eindruck hat mancher kritische Beobachter im Zusammenhang mit dem Breitbandaussbau in den entlegenen Landstrichen, so auch in dem einen oder anderen Örtchen im Heimatkreis. Hier und dort kommt der Verdacht auf, die „günstige Lösung“ beim schnellen Internet könnte die Nutzer in Sachen Service, Preis und Leistung auf Dauer teurer zu stehen kommen.
Fragen wie diese werden vor allem dann gestellt, wenn sich eine Kommune beim Breitbandausbau nicht für einen ganz großen Anbieter wie die Telekom oder Kabel Deutschland entscheidet, sondern für ein regionales Unternehmen. Für wen das Herz in solchen Fällen schlägt, hänge aber immer vom Einzelfall ab, erklärte dieser Tage Dorothee Bär, die im Bundesverkehrsministerium für Digitale Infrastruktur zuständige parlamentarische Staatssekretärin, unserer Zeitung auf Anfrage: „Einerseits läuft ein großer Anbieter weniger Risiko, sich zu übernehmen“, führte die CSU-Politikerin aus, „andererseits hat ein lokaler Anbieter vielleicht ein besonders gutes Gefühl für die Situation vor Ort und geht mit vollem Einsatz an den Ausbau heran.“
Letztendlich müssten die Kommunen sorgfältig abwägen, fasste es Bär zusammen, und bekräftigte: „Und wir unterstützen sie dabei.“ Dabei verwies die Bundestagsabgeordnete auf das Breitbandbüro des Bundes samt den angeschlossenen Kompetenzzentren der Länder, die ihr Fachwissen zu allen relevanten Netztechnologien zur Verfügung stellten. Laut Bär informiert das Breitbandbüro auch über bestehende Modellprojekte und „Best Practices“ – und hier gebe es Beispiele von großen wie kleinen Anbietern, stellte die Staatssekretärin heraus.
Die Stadt Eltmann hat gerade erst den Vertrag über den Breitbandausbau und Betrieb für ihre Stadtteile Limbach, Eschenbach, Dippach, Roßstadt und Weisbrunn unterzeichnet – er läuft wie üblich über sieben Jahre. Den Zuschlag für die schnelle Internetversorgung mit einer garantierten Leistung in Download von 30 Megabit pro Sekunde (MBit/s) hat die Firma NGN Fiber Network KG (Aubstadt) im Verbund mit süc//dacor, einem für die Endkundenprodukte zuständigen Tochterunternehmen der Stadt Coburg erhalten. Bürgermeister Michael Ziegler (CSU) versicherte auf HT-Anfrage, im Rathaus habe man die Bewerbung auf die öffentliche Ausschreibung hin vom Bayerischen Breitbandzentrum (Amberg) prüfen lassen und „alle Unterlagen, von den Preisen bis zur Leistung“, auch der Regierung von Unterfranken vorgelegt.
Als Ergebnis sei dabei herausgekommen, „dass wir NGN den Auftrag vergeben mussten“, weil Kommunen dazu verpflichtet seien, den günstigsten Anbieter auszuwählen. Prüfung und Beratung seitens Regierung und Breitbandexperten bekräftigen Ziegler dabei in der Überzeugung, dass es auch keinen Grund gebe, an der Kompetenz des auserwählten Anbieters zu zweifeln. Uwe Meyer, Geschäftsführer der süc//dacor, sagte im Gespräch mit der Redaktion, der Verbraucher könne doch vergleichen. „Dann werden sie feststellen, dass Preis, Service und Leistung stimmen“ und auch nicht anders seien als etwa bei der Telekom, sonst hätte sein Unternehmen nie den Zuschlag bekommen.
Norbert Zösch, Leiter des Stadtwerks Haßfurt, hat bis 1. Januar selbst Endkunden über das städtische Tochterunternehmen „Schnell im Netz“ mit Internet versorgt. Da die Bürger in der Kernstadt und in den Stadtteilen von Haßfurt heute die Möglichkeit haben, zwischen verschiedenen Anbietern zu wählen, hat sich Internetpionier Zösch aus dem Endkundengeschäft zurückgezogen und „Schnell im netz“ zum „Rechenzentrum Haßfurt“ umgewandelt („Schnell im Netz“ selbst ist nach Schweinfurt umgezogen und wird dort von Mitgründer Stephan Hager weiterbetrieben). Die Anlagentechnik sei heute bei allen Anbietern gleich, sagte Zösch zum HT, und auf Dauer seien auch keine großen Preisunterschiede zu erwarten. Er glaube auch nicht, dass private Anbieter weniger zuverlässig sind als die Telekom. Und was die Gefahr einer Insolvenz anbelange, so sei es ja auch nicht ausgeschlossen, dass es einen ganz Großen erwische. „Und wenn nur noch große Konzerne zum Zuge kommen, müssen wir uns die Frage stellen, ob es dann noch echten Wettbewerb gibt“, gab Zösch zu bedenken.
Marco Depner, Kämmerer und Breitbandpate der Gemeinde Knetzgau, hat beobachtet, dass sich der Markt der Breitbandanbieter inzwischen ohnehin gelichtet hat. „Die Firmen, die geglaubt haben, sie können sich eine goldene Nase verdienen, sind wohl verschwunden“, bemerkte Depner. Es agierten nur noch Firmen, die sehr genau wüssten, was sie tun.
„Die Telekom macht bei uns gute Arbeit“, sagte der Breitbandpate, ließ aber durchblicken, dass er heute davon ausgeht, dass andere Anbieter genauso gut arbeiteten. Im April hat Knetzgau mit dem Telekom die Verträge zur „Ausbauphase II“ unterzeichnet, die den Menschen in Eschenau, Unterschwappach, Hainert und Teilgebieten von Zell und schließlich, spätestens in Frühsommer 2016, auch den Wohnauern schnelles Internet bringen wird, mindestens 30 MBit/s.
Die künftigen Bewohner des Neubaugebiet Höret II im Kernort selbst bekommen dabei sogar schnellstmögliche Internet, über Glasfaser nämlich. Dass eines Tages jedes Dörfchen an Glasfaser angeschlossen ist, will niemand so recht glauben. Nicht nur, weil der technische Aufwand für Anbieter viel zu groß wäre - und es immer die Alternative über Funk gibt. Sondern auch, „weil der Bedarf einfach nicht da ist“, wie Norbert Zösch meinte. Die Erfahrung scheint zu zeigen, dass die Verbraucher zwar nach dem rasantesten Internet schreien, es dann aber gar nicht brauchen oder nicht zahlen wollen, wenn sie es nutzen könnten.
Manfred Kremer, bekannt als Handy-Manni und Inhaber des Ebelsbacher Handyshops, weist Geschäftsleute und Bürger, die noch unentschlossen sind, wie sie ihre Internetversorgung aufmotzen können, auf eine Alternative hin, die seiner Meinung nach noch viel zu unbekannt ist. Er meint damit die Hybrid-Technik, eine Kombination aus Festnetz und Mobilfunk. Es ist das Angebot „Magenta Zuhause Hybrid“ der Telekom, bei dem sich der Kunde über die schnelle LTE-Funk-Technik Leistung hinzukaufen kann, wenn die Versorgung über sein DSL-Kabel (Festnetz) unbefriedigend ist – was im Landkreis noch keine Seltenheit darstellt. „Der Nutzer kann so zuhause flat in alle Mobilfunknetze telefonieren und mobil in LTE-Geschwindigkeit surfen“, erklärt Kremer. Dazu gibt es verschiedene Leistungs- und Preispakete, in Abhängigkeit vom Wunsch der Kunden und von der Leistungsfähigkeit der vorhandenen Hybrid-Infrastruktur. Wie schnell man sich in seiner Region dank LTE-Angebot der Telekom bewegen kann, verraten Netzabdeckungskarten, die man googeln kann.
Es sei in jedem Fall sinnvoll, sich vor dem Breitbandausbau und der Anbieterauswahl über die Hybridtechnik zu informieren, rät Kremer Kommunen und Endverbrauchern. Dass die Telekom aufgrund ihrer Größe generell einen Wettbewerbsvorteil hat, glaubt er nicht. „Private Anbieter haben auf ihre Leitungen ein Monopol, die Telekom muss ihre Konkurrenz aber auf ihre Leitungen lassen, wenn diese keine eigenen hat“, sagte Handy-Manni zum HT.