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Bamberg
Drogenprozess vor dem Landgericht: Der Angeklagte schweigt
Zwei Männer aus dem Landkreis Haßberge sitzen in Untersuchungshaft, nachdem sie sich gegenseitig angezeigt hatten. Einer von ihnen steht nun vor Gericht.
Einem Angeklagten aus dem Landkreis Haßberge wird vorgeworfen, harte Drogen wie unter anderem Methamphetamin (Symbolbild) konsumiert und damit gehandelt zu haben. Dafür muss er sich nun vor dem Landgericht Bamberg verantworten.
Foto: Fredrik von Erichsen, dpa | Einem Angeklagten aus dem Landkreis Haßberge wird vorgeworfen, harte Drogen wie unter anderem Methamphetamin (Symbolbild) konsumiert und damit gehandelt zu haben.
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:30 Uhr

 Weil ein 38-Jähriger aus dem südlichen Landkreis einen anderen Mann der Polizei wegen Drogenbesitzes "ans Messer lieferte", rächte sich dieser und zeigte seinerseits den 38-Jährigen an, ebenfalls wegen Drogendelikten. Die Staatsanwaltschaft ist dabei der lachende Dritte: Sie stellte Strafantrag gegen die zwei Männer, die nun beide in Untersuchungshaft sitzen. Am Dienstag musste sich der 38-jährige Lagerist vor dem Landgericht Bamberg verantworten. Ihm wird vorgeworfen, selbst mit Drogen gehandelt und einen anderen dazu anstiftet zu haben.

Glaubt man den Aussagen vor Gericht, dann hätte er überhaupt nicht auf der Anklagebank Platz nehmen müssen, wäre ihm am 7. März dieses Jahres nicht eine dumme Idee gekommen: Demnach bestellte er bei seinem ehemaligen Arbeitskollegen, der ebenfalls wegen Drogenhandels angeklagt ist, zwei Kilogramm Amphetamin zum Preis von 12 000 Euro. Doch er hatte nie vor, den Stoff auch abzunehmen, geschweige denn zu bezahlen. Stattdessen informierte er die Kriminalpolizei Schweinfurt darüber, dass bei dem mutmaßlichen Dealer aus dem nördlichen Landkreis etwas Illegales zu finden sei.

Drogenfund bei der Hausdurchsuchung

Bei einer Hausdurchsuchung vier Tage später wurden die Beamten dann auch fündig. Sie stießen nach Angaben des ermittelnden Kripo-Beamten auf ein "Sammelsurium von Drogen", beschlagnahmten 1,6 Kilogramm Amphetamin und nahmen den verdutzten Bewohner des Hauses fest. Nachdem ihm die Beamten mitgeteilt hatten, von wem sie den Tipp erhalten hatten, belastete seinerseits den, der ihn "verpfiffen" hatte.

Er gab an, dass der Angeklagte angeboten habe, ihm für 1300 Euro 26 Gramm Methamphetamin vom sogenannten "Vietnamesenmarkt" in Tschechien zu besorgen. Er habe ihm das Geld gegeben, aber drei Tage später nur 13 statt der vereinbarten 26 Gramm der künstlichen Droge erhalten. Als ihn dann der Angeklagte später gebeten habe, zwei Kilogramm Amphetamin für 12 000 Euro zu besorgen, witterte er die Chance, auch ihn über den Tisch zu ziehen. Er habe ein Kilogramm bestellt, das er dann auf zwei Kilogramm strecken wollte, sagte er im Zeugenstand vor Gericht.

Zahlreiche Vorstrafen

Durch die Aussage des Inhaftierten wurde der Angeklagte am 11. Mai festgenommen und sitzt seitdem in U-Haft. Vor Gericht schwieg er zu den Vorwürfen. Für ihn steht viel auf dem Spiel, denn ein Unbekannter ist er für die Justiz beileibe nicht.

Elf Vorstrafen stehen in seinem Strafregisterauszug. Im jungen Alter von 15 Jahren begann seine kriminelle Karriere mit einer gefährlichen Körperverletzung, als er sich in einer Jugendeinrichtung prügelte. Es folgten Diebstahl, Tank- und Mietbetrug und eine weitere Körperverletzung im Jahr 2012. Im Jahr 2013 wollte er Schulden bei seiner Schwiegermutter mit den Ersparnissen seiner beiden Kinder bezahlen und schlug bei der Geldübergabe der Schwiegermutter zweimal ins Gesicht.

Im Mai 2017 wurde er dann wegen Rauschgiftdelikten zu einer viereinhalbjährigen Freiheitsstrafe verurteilt und in einer Entziehungsanstalt untergebracht. Bereits zwei Jahre später wurde er aus der Haft entlassen. Der Rest der Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Schwere Kindheit, Drogen und Spielsucht

Leicht hatte es der Angeklagte in seiner Kindheit allerdings nicht. Seinen leiblichen Vater hat er bis zu seinem 15. Lebensjahr nicht kennengelernt. Er fand sowohl seinen Großvater als auch seinen Bruder, nachdem sie sich das Leben genommen hatten. Sein Stiefvater war ein gewalttätiger Alkoholiker.

Seine erste Ehefrau erwischte er zweimal in flagranti mit deren Ex-Mann im Bett. Es folgte die Trennung sowie ein verlorener Sorgerechtsstreit um seine beiden Kinder, was er mit Drogen kompensieren wollte. Hinzu kam die Spielsucht, die unter anderem dazu führte, dass er auf einem Schuldenberg von 30 000 Euro sitzt.

Schicksalsschlag legt den Schalter um

Zwei Therapieaufenthalte halfen nur vorübergehend. Ein neuer Nackenschlag folgte im September vergangenen Jahres, als seine neue Lebensgefährtin das gemeinsame Kind verlor. Dieser Schicksalsschlag habe bei ihm "den Schalter rum gedreht" und er habe wieder angefangen zu konsumieren, gab er zu Protokoll. Mittlerweile sei seine Frau wieder schwanger, gab er als Lichtblick bekannt.

Laut Psychiater Dr. Christoph Matern leidet der Angeklagte nicht unter einer Psychose. Er sei intelligent. Die Steuerungsfähigkeit sei nicht beeinträchtigt, trotz des jahrelangen Konsums harter Drogen wie Methamphetamin. Eine erneute Unterbringung im Maßregelvollzug erachtete der Arzt nicht als erfolgsversprechend, allenfalls eine kurze, sechsmonatige Therapie.

Verteidiger Maximilian Glabasnia verlangte die Anhörung weiterer Zeugen. Die Verhandlung wird am 27. Juli um 9 Uhr fortgesetzt.

 
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