
Sieben arbeitsreiche Jahre liegen hinter Johannes Schäfer und seiner Frau Verena. Gemeinsam und mit der Hilfe von Familie und Freunden haben die beiden im Burgpreppacher Ortsteil Ueschersdorf einen alten Bauernhof kernsaniert und in ein modernes Zuhause mit historischem Charme verwandelt. Ein Grundstück von rund 1150 Quadratmetern nennen die Schäfers ihr Eigen. Herzstück ist neben dem Innenhof, um den alle Gebäude gruppiert sind, das stattliche Wohnhaus mit Sandsteinsockel und rotem Fachwerk ab dem ersten Obergeschoss.
"Eine Woche nach meinem 26. Geburtstag war der Notartermin", erinnert sich Johannes Schäfer an den Kauf des Dreiseithofs. Der heute 33-Jährige stammt aus Ueschersdorf. Sein Vater und jetzt sein Bruder betreiben im Ort einen großen Bauernhof, wie er berichtet. Dass er selbst in der Heimat bleibt, war aber nicht selbstverständlich. "Ich habe lange Jahre mit dem Gedanken gespielt wegzugehen", erklärt Schäfer. Zum Studium zog es ihn in die Stadt, und dabei für ein Praktikum eine Zeit lang auch in den Ruhrpott. "Da habe ich gemerkt, was ich hier habe", sagt der Ueschersdorfer und lacht.
Den alten Dreiseithof gekauft und aus dem Dornröschenschlaf geholt
Er entschied sich, in der Heimat zu bleiben, und machte sich auf die Suche nach etwas Eigenem. Der alte, leerstehende Dreiseithof sei dabei das Einzige gewesen, was ihm gefallen habe. Zugewuchert und im Dornröschenschlaf präsentierte sich das Anwesen dem Betrachter damals. Aber mit viel Fantasie habe er sich vorstellen können, was sich aus dem Hof machen ließe, sagt Schäfer. Also suchte der Ueschersdorfer das Gespräch mit dem Vorbesitzer, dem Sohn eines Lehrerehepaars, das zuletzt dort gewohnt hatte. Sie wurden sich einig.

"Dann musste ich nur noch meine Frau überzeugen, dass sie mit einzieht", sagt der 33-Jährige und schmunzelt. Was wiederum nicht selbstverständlich war, denn die beiden waren damals erst seit Kurzem ein Paar. "Es hat sich aber dann schnell so ergeben", sagt seine damalige Freundin und heutige Frau Verena mit einem Lächeln. Die 31-Jährige stammt aus Jesserndorf. Innerhalb von gerade einmal rund acht Monaten schafften es die Schäfers, im Inneren kernzusanieren. Im Oktober 2017 begannen sie mit dem Ausräumen. Rechtzeitig zum Beginn der Ernte zogen sie im Folgejahr ein.

Vor allem die Familie half den beiden tatkräftig, auch seine Oma packte dabei mit an, wie Johannes Schäfer berichtet. Etwa zehn Personen bildeten den "harten Kern" aus Helferinnen und Helfern. Sein Schwiegervater sei Schreiner in Rente, ergänzt der 33-Jährige. Für ein Sanierungsprojekt wie den Dreiseithof ein echter "Glücksgriff". Sein Vater habe die anderen Gewerke begleitet. Nachmittags oder abends, wenn er von der Arbeit gekommen sei, hätten sie sich immer abgesprochen, erklärt Schäfer, der selbst unter anderem in mehreren Nächten den Strom im Gebäude legte.
"Ohne die Hilfe der Familie hätten wir es in der Zeit nicht geschafft"
Einige tausend Stunden an Eigenleistung flossen in die Kernsanierung des Dreiseithofs, der um das Jahr 1870 datiert, in Teilen aber wohl noch älter ist. "Ohne die Hilfe der Familie hätten wir es in der Zeit nicht geschafft", sagt Verena Schäfer. "Es war grenzwertig für alle", ergänzt ihr Mann. Nach der Ernte hätten sie ein Vierteljahr lang erst einmal nichts gemacht. "Nur Arbeit und Couch." Aber: "Das Hauptproblem ist, wenn man mal aufgehört hat, wieder anzufangen", sagt der 33-Jährige mit einem Lachen. Doch auch das Äußere und die weiteren Teile des Hofs wollten noch saniert werden.

Zeitgemäß wohnen sei ihre erste Prämisse gewesen, berichten die beiden mit Blick auf ihr jetziges Zuhause. Außerdem entschieden sie sich, alles eher natürlich zu halten. So setzten sie unter anderem auf Leinölfarben und Kalkputze. Die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz sei anfangs etwas holprig gewesen, habe dann aber sehr gut funktioniert. "Man muss von Anfang an wissen, was man will. Man braucht ein geschlossenes Konzept, mit allem, was einem wichtig ist", sagt Johannes Schäfer rückblickend.

Nicht nur der Denkmalschutz, auch die Kosten mussten im Auge behalten werden. Das Erste, was er für den Hof gekauft habe, seien Eichenbalken für die Fenster gewesen, die maßgefertigt werden mussten, da das Gemäuer ringsum nicht verändert werden durfte. Da habe er schonmal geschluckt, berichtet der 33-Jährige. Den Grundstock für die Finanzierung des aufwendigen Bauprojekts hat der Ueschersdorfer in Teilen bereits in jungen Jahren gelegt, als er vor seinem Studium mehrere Jahre Schicht arbeitete. Heute ist er als Fertigungsplaner und Anlagenbeschaffer tätig.
Viele Stunden an Eigenleistung machten das Projekt erst finanzierbar
Die vielen Stunden an Eigenleistung, die die Schäfers in die Kernsanierung steckten, halfen, Kosten zu sparen. Ein Objekt wie den Dreiseithof in der Qualität und mit dem Anspruch herzurichten, sei nur möglich, "wenn die Arbeit nichts kostet", sagt Johannes Schäfer. "Das Material ist schon teuer genug." Auch was das betrifft, gelang es, eigene Wege zu finden. So verwendeten die Schäfers für ihr Hoftor zum Beispiel Holz beziehungsweise Bäume aus dem eigenen Wald, die einem Windwurf zum Opfer gefallen waren. Gebrauchte Ziegel konnten sie andernorts von einer alten Scheune abdecken.

Die Sandsteinplatten, die jetzt den Aufgang zum Haus bilden, sammelte der Ueschersdorfer nach und nach selbst zusammen. "Man ist dann mit einem ganz anderen Blick unterwegs", berichtet er. "Man sieht Platten, hält an und klingelt. Der eine verkauft, der andere nicht." Die Handwerker indes hätten Verständnis dafür gehabt, dass sie möglichst viel selbst machen wollten. "Da haben wir bei allen Glück gehabt", sagt der 33-Jährige. Und auch wenn die Substanz des Gebäudes prinzipiell noch sehr gut gewesen sei, kam doch die ein oder andere morsche Stelle zum Vorschein.

Heute können Johannes Schäfer und seine Frau Verena entspannt über die Strapazen der Sanierung lachen, während sie in ihrem Innenhof neben einer noch jungen Linde sitzen und gemeinsam die Bauzeit Revue passieren lassen. Ob nicht auch ein Neubau in Ueschersdorf in Frage gekommen wäre? Es gebe auch heute noch günstige Bauplätze im Ort, berichtet der 33-Jährige. Dann lässt er seinen Blick durch den idyllischen Innenhof zu den historischen Gebäuden ringsum schweifen und sagt: "Aber das ist doch einfach etwas anderes. Ich würde es jederzeit wieder machen."