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HASSFURT
Dreimal Fleisch und zweimal Wein die Woche
Mit großer Freude präsentierte der Vorstand des Historischen Vereins Landkreis Haßberge das neueste Buch von Dr. Volker Grumbach über das Bürgerspital in Haßfurt. Unser Bild zeigt (von links) Schatzmeister Klaus Kunkel, 1. Vorsitzenden Wolfgang Jäger, Dr. Volker Grumbach und 2. Vorsitzenden Stadtarchivar Thomas Schindler.
Foto: Ulrike Langer | Mit großer Freude präsentierte der Vorstand des Historischen Vereins Landkreis Haßberge das neueste Buch von Dr. Volker Grumbach über das Bürgerspital in Haßfurt.
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Langer
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:17 Uhr

Vor 400 Jahren, am Palmsonntag, 27. März 1616, übersandte der Würzburger Fürstbischof und Landesherr Julius Echter dem Haßfurter Bürgerspital die Spitalordnung. Aufgrund dieses Jubiläums befasste sich Dr. Volker Grumbach aus Haßfurt mit der Geschichte des Spitals. Sein Buch „Das Bürgerspital zum Heiligen Geist in Haßfurt – 400 Jahre Spitalordnung Julius Echters“, das in der Schriftenreihe des Historischen Vereins Landkreis Haßberge erschienen ist, stellte er nun im kleinen Saal der Stadthalle vor. Musikalisch bereichert wurde die Präsentation vom Gesangsquartett „Cantabile“ aus Schweinfurt mit Liedern aus der Renaissance.

Das Interesse der Bürger aus dem Landkreis an der Buchvorstellung war sehr groß. Immerhin waren rund 80 Zuhörer gekommen, um mehr über das Bürgerspital zu erfahren. Der Vorsitzende des Historischen Vereins, Wolfgang Jäger, freute sich besonders über die Anwesenheit der beiden ehemaligen Landräte Walter Keller und Rudolf Handwerker. Wie er erklärte, habe der Verein bereits 15 Bände veröffentlicht. „Sechs davon hat alleine Volker Grumbach geschrieben“, betonte er. Für das Buch über das Bürgerspital habe der Autor zwölf Jahre intensive Archivrecherchen und akribische Quellenarbeit betrieben und dem Leser neues Wissen erschlossen. Seinen Dank richtete Wolfgang Jäger sowohl an Volker Grumbach als auch an Bürgermeister Günther Werner und den Stadtrat für die finanzielle Unterstützung.

„Es ist wichtig, dass wir uns mit der Geschichte befassen. Denn unsere Zukunft entsteht aus unserer Vergangenheit und nur wer weiß, woher wir kommen, weiß, wohin wir gehen“, sagte 3. Bürgermeister Stephan Schneider. Er dankte Volker Grumbach, dass er sich mit der Geschichte des Bürgerspitals, dessen dritter Bau zur gleichen Zeit wie die benachbarte Ritterkapelle entstanden ist, befasst hat.

In seinem äußerst interessanten Bilder-Vortrag erläuterte dann der Autor den Beginn des Spitals im 15. Jahrhundert, den Bau von 1597/98 unter Julius Echter, die Spitalordnungen, die Spitalgeschichte, den Tagesablauf eines Pfründners um 1790 und zuletzt die Spitalkapelle mit dem Flügelaltar (wir berichteten).

Der Beginn des Spitalbetriebs, über den es keine Urkunde gibt, begann laut einem Bericht der Bürgermeister und des Rats der Stadt Haßfurt an Fürstbischof Franz von Hatzfeld vom 9. Dezember 1636 im Jahr 1434. 1594 war dieses Spital in schlechtem baulichen Zustand und seine Einkünfte waren unzureichend. Dies kam dem Landesvater und Fürstbischof Julius Echter zu Ohren und so ließ er 1597 einen Neubau beginnen, der die bestehende Kapelle einbezog. Um die Kosten zu tragen, musste die Stadt Korn und Weizen so teuer wie möglich veräußern. Der Erlös von 1490 Gulden reichte dann für die Finanzierung aus. 1598 war mit dem Innenausbau das Werk vollendet: ein 25 mal 10 Meter großer, repräsentativer, einflügeliger, zweigeschossiger Renaissancebau mit Treppengiebeln, dessen Dachstuhl noch original erhalten ist.

Julius Echter, der zu den Baukosten nichts beitrug, spendete aber 500 Gulden für den Kapitalstock des Spitals, aus dem der Unterhalt der Pfründner bezahlt wurde. Der Haßfurter Amtmann Sebastian Neustetter legte 500 Gulden in den Kapitalstock und auf Geheiß Echters musste die Stadt ebenfalls noch 500 Gulden beisteuern. Für den Bau des Juliusspitals hatte die Stadt Haßfurt einen Kredit von 1000 Gulden gegeben. Diese Summe wurde auf das Spital übertragen, so dass der Kapitalstock insgesamt um 2500 Gulden vermehrt wurde. „Echters Verdienst war es vor allem, die Stadt zum Bau des Spitals gedrängt und alle Bedenkenträger verdrängt zu haben“, sagte Dr. Volker Grumbach. „Ohne ihn wäre das Spital eingegangen.“

Für das Zusammenleben im Spital waren Regeln unumgänglich und so übersandte Julius Echter 1599 eine vorläufige und am 27. März 1616 eine endgültige Spitalordnung. Sie legte fest, wer in den Genuss einer Pfründe kommen durfte, dass die Pfründner die Gottesdienste und Andachten besuchen, täglich einen Rosenkranz beten, an Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Mariae Himmelfahrt beichten und kommunizieren und für die allgemeinen Anliegen der Christenheit (gemeint ist die Einheit) sowie für alle Wohltäter und auch für Julius Echter beten sollten.

Weiter wurde ein friedlicher und freundlicher Umgang angemahnt. Die Pfründner sollten sich gegenseitig helfen und es wurde von ihnen ein frommer Lebenswandel erwartet. Die Pfleger sollten das Spitalvermögen gewissenhaft verwalten, es mehren und jährlich eine Abrechnung vorlegen. Die Verpflegung sollte sättigend und ausreichend sein. Fleisch kam dreimal pro Woche auf den Tisch. „Das ist bemerkenswert, pflegte doch selbst im Mittelstand noch 200 Jahre später ein Braten nur an Sonn- und Feiertagen auf den Tisch zu kommen“, so der Autor. Zudem sollten die Pfründner am Freitag und am Sonntag je eine halbe Maß Wein erhalten. Sie wurden bekocht und erhielten mittags und abends eine Mahlzeit, die sie gemeinsam einnahmen. Ein Frühstück gab es erst ab 1862. Auch für geheizte Räume in der kalten Jahreszeit trug Julius Echter Sorge. Ohne Erlaubnis, Kirchgang ausgenommen, durften die Pfründner das Spital nicht verlassen. Um Wirtshäuser und Glücksspiele sollten sie einen großen Bogen machen. Klagen, zum Beispiel über das Essen, waren dem zuständigen Beamten zu melden und nicht im Städtchen zu verbreiten.

Wer gesundheitlich noch in der Lage war, sollte sich nützlich machen und etwa Strümpfe stricken oder spinnen. Wie ein roter Faden zieht sich durch die Spitalordnung Julius Echters Sorge um das Seelenheil und das Wohlergehen der Pfründner und um die Wirtschaftlichkeit des Spitals.

Detailliert ging Volker Grumbach auch auf die gesamte Entwicklung des Spitalbetriebs ein, erläuterte die neue Spitalordnung, die unter Ludwig von Erthal (1779-1795) erlassen wurde, und erinnerte daran, dass das Spital 1984 – nach 550 Jahren – seine Tore schloss. Denn in diesem Jahr zogen die Pfründner in das neue Caritas-Alten- und Pflegeheim St. Bruno um. Nach seinem Vortrag beantwortete er auch Fragen aus dem Publikum und signierte auf Wunsch seine Bücher.

Das Buch „Das Bürgerspital zum Heiligen Geist in Haßfurt – 400 Jahre Spitalordnung Julius Echters“ von Dr. Volker Grumbach ist als Band 15 in der Schriftenreihe des Historischen Vereins Landkreis Haßberge erschienen. Es hat 229 Seiten, kostet 25 Euro und ist sowohl in den Buchhandlungen Glückstein und Hübscher in Haßfurt als auch beim Stadtarchivar Thomas Schindler im Rathaus (montags bis mittwochs, Tel. 09521/688144) erhältlich.

Das Interesse der Bürger aus dem Landkreis an der Buchvorstellung („Das Bürgerspital zum Heiligen Geist in Haßfurt – 400 Jahre Spitalordnung Julius Echters“) von Dr. Volker Grumbach aus Haßfurt (links) war sehr groß. Immerhin waren rund 80 Zuhörer in den kleinen Saal der Stadthalle gekommen.
Foto: Ulrike Langer | Das Interesse der Bürger aus dem Landkreis an der Buchvorstellung („Das Bürgerspital zum Heiligen Geist in Haßfurt – 400 Jahre Spitalordnung Julius Echters“) von Dr.
Dr. Volker Grumbach aus Haßfurt stellte in einer Veranstaltung des Historischen Vereins Landkreis Haßberge sein neuestes Buch mit dem Titel „Das Bürgerspital zum Heiligen Geist in Haßfurt – 400 Jahre Spitalordnung Julius Echters“ der Öffentlichkeit vor.
Foto: Ulrike Langer | Dr. Volker Grumbach aus Haßfurt stellte in einer Veranstaltung des Historischen Vereins Landkreis Haßberge sein neuestes Buch mit dem Titel „Das Bürgerspital zum Heiligen Geist in Haßfurt – 400 Jahre ...
 
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