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HASSBERGKREIS
Dieser Baum bewegt die Gemüter der Menschen
Ansgar Albert aus Birnfeld erzählte der Teilnehmerschar der Sommerreise des Historischen Vereins Landkreis Haßberge aus dem Leben der vielhundertjährigen Dorflinde seines Heimatortes.
Foto: Historischer Verein | Ansgar Albert aus Birnfeld erzählte der Teilnehmerschar der Sommerreise des Historischen Vereins Landkreis Haßberge aus dem Leben der vielhundertjährigen Dorflinde seines Heimatortes.
Von Klaus Kunkel
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:08 Uhr

„Linden“ hat der Organisator der beliebten „Sommerreisen“ des Historischen Vereins Landkreis Haßberge Burkhard Hauck zum Hauptthema der heurigen Veranstaltungsreihe gewählt. Diese prachtvollen Bäume bewegen seit Alters die Gemüter der Menschen, werden besungen und sind Inhalt der Poesie, unter ihnen spielte sich gesellschaftliches Leben ab, wurde getanzt, gefeiert oder aber auch zu Gericht gesessen.

Nach der Türkenlinde in Ottendorf, deren Ursprung auf ein konkretes historisches Ereignis zurückgeht, nämlich der Sieg über die türkische Belagerungsarmee vor Wien im Jahre 1683, führte die zweite „Sommerreise“ des Historischen Vereins nach Birnfeld bei Stadtlauringen, das vor der Gebietsreform dem ehemaligen Landkreis Hofheim angehörte. Hier steht auf markantem Punkt in der Ortsmitte ein vielhundertjähriger Lindenbaum, der zusammen mit der klassizistischen Dorfkirche aus der Regierungszeit Großherzog Ferdinands II. von Toscana ein prächtiges Ensemblebild abgibt. Ansgar Albert, Nachbar und Kenner der Ortshistorie, erzählte aus den Zeitläuften, die das eingetragene Naturdenkmal bisher überstanden hat.

Sie wird zwar als „1000-jährig“ apostrophiert, wann sie gepflanzt wurde ist indes unklar, genau weiß man aber, dass sie im Jahre 1719, als das Schloss, welches heutzutage ein Seniorenheim birgt, erbaut worden war, mit zwei Säulenreihen umrundet wurde, um ihren weitausladenden Ästen sichere Auflage zu gewähren. Nicht nur in alter Zeit traf man sich unter ihr zum fröhlichen Beisammensein und zu „amtlicher Beschlussfassung“, sondern noch bis in den fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hielt der Bürgermeister hier bei schönem Wetter nach dem Sonntagsgottesdienst Gemeindeversammlungen ab.

Besonders arg mitgenommen wurde der stattliche Baum bei einem Unwetter am 1. August 1958. In der Folgezeit gab man sich alle Mühe, den Zeugen vieler Jahrhunderte der Dorfgeschichte mit aufwendigen Sanierungs- und Stützmaßnahmen am Leben zu erhalten.

Die nächste Sommerreise führt am kommenden Donnerstag, 17. August, in ein regelrechtes Lindenmuseum und zwar nach Neudrossenfeld bei Bayreuth. Hier haben Studenten des Architekturhistoriker Prof. Dr. Rainer Graefe mit über 40 Exponaten in einzigartiger Weise einen maßstabsgerechten Querschnitt durch alle Bauarten von Lindenbäumen im ganzen europäischen Raum dargestellt. Anschließend steht eine Einkehr im historischen Brauereigasthof „Drossenfelder Bräuwerck“ auf dem Programm. Die Anfahrt erfolgt mit Privat-Pkw; wegen der Bildung von Fahrgemeinschaften wende man sich an Tel. 0171/17 35 139. Treffpunkt ist um 17.00 Uhr in der Ortsmitte dort zwischen Schloss und Kirche.

 
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