Gerade in den Weihnachtsferien freuen sich viele Familien auf gemeinsame Freizeit. Gerade wer schulpflichtige Kinder hat, ist dafür auf die Schulferien angewiesen. Doch nicht in jedem Beruf ist es möglich, dass alle Mitarbeiter gleichzeitig frei haben.
"Wenn man seinen Beruf ernst nimmt, muss der Partner dazu passen", sagt Norbert Mohr, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Haßfurt. Die Polizei arbeitet in einem Drei-Schicht-Betrieb. Unabhängig von Wochenenden oder Feiertagen folgt der Dienstplan einer festen Abfolge. Die Dienstgruppe, zu der unter anderem Jan Leykauf, Michael Weidmann und Aleksandr Schmidt gehören, hatte in diesem Jahr am 24. Dezember die Früh- und die Nachtschicht. Leykauf und Schmidt arbeiteten zu dieser Zeit, Weidmann hatte sich in diesem Jahr frei genommen. "Ich habe kleine Kinder, deswegen war mir daran gelegen", sagt er. "Aber ich hätte auch gemusst, wenn es nicht anders gegangen wäre."
"Man weiß, worauf man sich einlässt"
Einen Satz gibt es im Gespräch mit Leuten, die in den Ferien oder sogar an den Feiertagen arbeiten müssen, häufig zu hören: "Man weiß ja, auf was man sich einlässt, wenn man sich für den Beruf entscheidet." Und auch in einer Beziehung müsse man bereit sein, sich auf den Beruf des Partners einzustellen. "Meine Frau hat mich schon so kennengelernt, da war ich in der Ausbildung", sagt Michael Weidmann. Dass er sich in diesem Jahr an Weihnachten freinehmen konnte, hat auch etwas damit zu tun, dass seine kinderlosen Kollegen Rücksicht genommen haben. "Es stört mich nicht", sagt Jan Leykauf über die Arbeit an Weihnachten. "Ich mache es sogar gern und hoffe, dass später andere auf mich Rücksicht nehmen." Auch seine Freundin hat ihn erst kennengelernt, als er schon bei der Polizei war.
Für Aleksandr Schmidt war 2018 das zweite Jahr, in dem er an Weihnachten arbeiten musste. "Meine Eltern akzeptieren das" sagt er. Seine Freundin sei zwar traurig, wenn er ausgerechnet in der Weihnachtszeit zum Dienst muss, "aber sie akzeptiert, wenn ich sage, dass es nicht anders geht."
Auch in einem Altenpflegeheim muss rund um die Uhr jemand da sein; auch am Wochenende oder in den Ferien. Der Dienstplan im Hans-Weinberger-Haus, dem AWO-Heim in Zeil, ist allerdings nicht ganz so fest in Stein gemeißelt wie der der Polizei. "Wir teilen jedes Jahr einen Dienstplan blanko aus", sagt Einrichtungsleiterin Hildegard Hückmann. Etwa vier bis sechs Wochen vor Weihnachten beginnt damit die Zeit, in der sich die Mitarbeiter selbst für die Dienste an den Feiertagen und an Silvester eintragen können.
"Das regelt sich bei uns alles von selbst", berichtet Hückmann. "Der eine trägt sich an Weihnachten ein, der andere an Silvester." Oft lassen die Mitarbeiter, die nicht verheiratet sind, diejenigen an Weihnachten mit der Familie feiern, die kleine Kinder haben. "Wir haben ein gutes Team, da gibt's keine Probleme", sagt Hückmann. Auch zuhause gebe es kaum Probleme wegen der Arbeitszeiten. "Die Familie weiß ja, dass man in einem Pflegeberuf arbeitet."
Etwas planbarer ist die Zeit mit der Familie für Mitarbeiter im Einzelhandel, denn die Geschäfte müssen an den Feiertagen schließen. Dennoch wäre ein längerer Winterurlaub für Hartmut Köhler schwer planbar. Seit 20 Jahren arbeitet er im Elektrohandel und nach den Feiertagen geht es am 27. Dezember wieder los. "Ich mache das schon jahrelang", sagt der Mitarbeiter von Euronics XXL Schlegelmilch in Haßfurt. "Für mich ist das ganz normal."
Er selbst hat eine Frau und zwei Kinder im Alter von 13 und 14 Jahren. "Wir arrangieren uns", sagt er. Immerhin sei es angenehm, dass er am 24. Dezember nur bis zur Mittagszeit arbeiten muss und sich am Abend auf die Bescherung vorbereiten kann. "Wir müssen ja auch für die Kunden da sein", sagt er über die Arbeit in der "Zeit zwischen den Jahren". "Es würde nichts nutzen, wenn die Hälfte der Belegschaft frei hat."
Doch kommen nach dem starken Weihnachtsgeschäft überhaupt viele Kunden in den Laden? "Der 27. und 28. sind extrem umsatzstarke Tage", sagt Köhler. Viele Leute haben frei und nehmen sich die Zeit zum Einkaufen. "Ein Weihnachtswunsch wird oft auch nach Weihnachten erfüllt", sagt der Verkäufer, denn nach den Feiertagen werden häufig Gutscheine eingelöst oder geschenktes Geld ausgegeben.
Und wie ist die Stimmung am Arbeitsplatz bei denen, die am heiligen Abend oder an den Feiertagen im Dienst sind? "Ruhen kann die Arbeit nicht", sagt der Polizeibeamte Jan Leykauf. Trotzdem seien er und die Kollegen am 24. Dezember etwas entspannter als an anderen Tagen. Vielleicht nehme man sich auch mal etwas mehr Zeit für eine Unterhaltung mit den Kollegen. An den Feiertagen sei die Stimmung bei der Arbeit allerdings wieder wie immer. "Es geht auch ein bisschen an uns vorbei", sagt sein Kollege Aleksandr Schmidt. Das Arbeitsklima bei der Haßfurter Polizei sei ohnehin "generell gut", meint Michael Weidmann.
Auf die Frage, wie viel es für die Polizei an solchen Tagen zu tun gibt, meint Weidmann: "Ein Straftäter hält sich an keinen Feiertag." Grundsätzlich falle an Weihnachten im Schnitt genauso viel oder genauso wenig Arbeit an wie an jedem anderen Tag. In diesem Jahr habe es keine besonderen Vorkommnisse gegeben, sagt Dienststellenleiter Mohr.
"Für mich ist es ein Arbeitstag wie jeder andere", sagt Belinda Ganter. Die Medizinische Fachangestellte hatte im Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken Nachtdienst über Weihnachten, ebenso wie Pfleger Mike, der seinen Nachnamen nicht nennen möchte. Auch er betont: "Man weiß es ja, wenn man sich für den Beruf entscheidet." Zur Feier mit der Familie meint er: "Das wird halt alles vorgeschoben oder nachgeholt."
Oberärztin Kathrin Gumprecht-Fleck hat ebenfalls zwischen den Jahren gearbeitet. Vom 27. bis zum 30. Dezember hatte sie Dienst im Krankenhaus, am 23. und am 31. war sie als Notärztin im Einsatz. Das neue Jahr begann damit für sie mit einem Brandeinsatz und einer Rettung mit der Drehleiter. Aus dem Freundeskreis bekomme die Ärztin zwar manchmal Mitleidsbekundungen für diese Arbeitszeiten, sie selbst habe aber kein Problem damit. Auch die Familie habe es akzeptiert. Die Arbeitszeiten seien eben nicht wie in vielen anderen Berufen. "Sonst wäre es auch langweilig", ergänzt Pfleger Mike.
Arbeit an Weihnachten, Freizeit an Silvester
Auch im Krankenhaus gebe es viele Absprachen bei den Dienstplänen, üblicherweise nähmen die Mitarbeiter aufeinander Rücksicht und meist gilt das ungeschriebene Gesetz: Wer an Weihnachten arbeitet, hat dafür an Silvester frei – und umgekehrt. Grundsätzlich loben die drei Krankenhausmitarbeiter das gute Arbeitsklima im Haßfurter Krankenhaus. Die Stimmung sei an Weihnachten nicht anders als an anderen Tagen, auch wenn Patienten oft frohe Weihnachten wünschen. Auch der Umgang mit den Kollegen sei an diesen Tagen so wie immer. Doch eine Tradition muss im Krankenhaus zu Weihnachten sein: Krankenhausseelsorger Manfred Griebel läuft am heiligen Abend durchs Haus und singt mit den verschiedenen Abteilungen.
"Wenn Stress ist, ist Stress", sagt Kathrin Gumprecht-Fleck. Typische Fälle, mit denen es das Krankenhaus an Weihnachten und Silvester zu tun bekommt, seien Bauchschmerzen, übermäßiger Alkoholkonsum und die Folgen von Familienstreitigkeiten. Außergewöhnliche Ereignisse habe es in diesem Jahr nicht gegeben. Besonders groß sei der Andrang im Krankenhaus am 27. Dezember gewesen, berichtet die Ärztin. Denn in den Ferien schließen viele Hausärzte ihre Praxis. "Die Leute haben reihenweise hier gestanden."
"Wir sind uns alle einig: Auch wenn es mal stressig ist, mögen wir unseren Beruf", sagt sie abschließend und ihre beiden Kollegen nicken zustimmend. "Wichtig ist, dass die Familie hinter einem steht."
Nur mal so aus Neugier:
Wäre es politisch unkorrekt, zu sagen, dass an den kirchlichen Feiertagen bevorzugt die Leute eingeteilt werden, die einer anderen Glaubensgruppe angehören bzw. aus der Kirche ausgetreten sind?
Wahrscheinlich würde das wohl dem Gleichheitsprinzip widersprechen, oder?
IHR SEID DIE WAHREN HELDEN, AUCH WENN EUCH NIEMAND APPLAUDIERT. IHR SEID DIE WAHREN HELDEN,WEIL OHNE EUCH NICHTS FUNKTIONIERT ( für Ärzte, Pflegepersonal, Polizei, Feuerwehr und alle anderen)