
Vor wenigen Wochen machte die Nachricht von zwei außergewöhnlichen Diebstählen im Landkreis Haßberge die Runde: Irgendwann in der ersten Juni-Woche verschwanden von einem Waldgrundstück bei Pfaffendorf (Gemeinde Maroldsweisach) zwei Bienenkästen samt Völkern und Königin. Ein paar Tage später kamen in einem Bienenhaus nördlich von Wagenhausen bei Untertheres ebenfalls zwei Bienenvölker abhanden.
Die Ermittlungen der Polizei sind abgeschlossen
In beiden Fällen kamen die Täter davon. "Die Ermittlungen sind abgeschlossen", sagt Kurt Etzel, Stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Haßfurt, die beim Bienenklau von Wagenhausen genauso wenig Erfolg hatte wie die Kollegen aus Ebern, die in Pfaffendorf ermittelten. Für beide Dienststellen waren diese Fälle nicht alltäglich. Seit Jahren sei im Haßbergkreis kein Bienendiebstahl mehr bei der Polizei angezeigt worden, hieß es bei den Beamten in Haßfurt und auch in Ebern.
Bienendiebe sind keine Laien
"Solche Diebstähle kommen immer wieder mal vor", weiß Jürgen Schubert, Vorsitzender des Kreisverbands der Imker. Vor allem in Jahren, in denen die Varroa-Milbe die Bienenvölker dezimiert, käme es gehäuft zu solchen Vorkommnissen. Verluste wegen dieses Schädlings hängen meist mit ungünstigem Klima und unzureichender Pflege der Bienenvölker zusammen, sagt Schubert. Dieses Jahr sei aber bezüglich der Varroa-Milbe kein auffälliges. In der Region seien kaum Bienenvölker eingegangen. Der Imker-Vorsitzende vermutet die Täter in den eigenen Reihen: "Wer, außer einem Imker, kann denn sonst etwas mit einem Bienenvolk anfangen?", fragt er. Seine Schlussfolgerung: "Diese Diebe sind keine Laien. Ich denke es, ist ein lokales Problem. Das sind Imker aus der Gegend, die ihren eigenen Bienenbestand aufbessern wollen."

Mit dieser Vermutung steht der Fachmann nicht alleine da. "Wenn es nicht um Beschädigung, um Vandalismus geht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Täter selbst Imker sind", meint Etzel. Und auch die Eberner Kollegen vermuten einen Imker aus der Region hinter dem Diebstahl in ihrem Zuständigkeitsbereich. In beiden Fällen aber gab es zu wenig Hinweise, um den Täter dingfest zu machen. Die Spurensicherung am Tatort gestalte sich oft schwierig. Wer einen Bienenkasten in der freien Natur in einen Lieferwagen einlädt und davonfährt, der hinterlasse meist nur wenige Spuren. Mit Glück finde sich ein Reifen- oder Schuhabdruck. Beides werde durch Umwelteinflüsse aber relativ schnell zerstört, erklären die Ermittler. Spezielle Kennzeichnungen am gestohlenen Bienenkasten könnten einen Täter zwar überführen, doch dafür bräuchte es erst einmal einen hinreichenden Verdacht, der eine Durchsuchung rechtfertigt, sagt Etzel.
Versicherung übernimmt den finanziellen Schaden
Fest steht für Schubert, dass Bienendiebstähle abends oder nachts passieren müssen, wenn die fleißigen Insekten in ihren Stock zurückgekehrt sind. Einen wirksamen Schutz gegen Diebstahl bieten am ehesten feste und verschlossene Bienenhäuser oder der Standort im eigenen Garten. "Wenn ein Imker allerdings mit seinen Bienenvölkern wandert, zum Beispiel um Rapshonig zu ernten, dann stehen die Kästen in der freien Natur. Da ist die Diebstahlgefahr entsprechend höher", sagt Schubert, dem selbst schon Bienenvölker abhanden gekommen sind oder mutwillig zerstört wurden. Der finanzielle Schaden indes ist bei einem Bienenstockdiebstahl überschaubar. Je nach Qualität koste ein Volk 150 bis 200 Euro. Und wer Mitglied in einem Imkerverein ist, der sei automatisch versichert. Nicht nur gegen Diebstahl, sondern auch für den Fall, dass ein Bienenvolk einen Unbeteiligten angreift und verletzt.