Der Mais ist kein Dummer. Die paar Tropfen, die die fetten Gewitterwolken über dem Feld bei Ermershausen verloren haben, haben die Pflanzen über ihre Blätter genau zu ihren Wurzeln geleitet. Die Pflanzen können's vertragen. Gerade mal acht Liter pro Quadratmeter hat es geregnet, berichtet Steffen Beiersdorfer. In den vergangenen sechs Wochen. Aber nicht die sich manchenorts im Landkreis abzeichnende Dürre gab den Anstoß, dass der Vorsitzende des Verbandes für Landwirtschaftliche Fachbildung zusammen mit Ämtern für Ernährung, Landwirtscha
ft und Forsten zum Feld-Termin eingeladen hatte, sondern eher genau das Gegenteil.
Sturzbäche aus Feldern
Die Wassermassen, die in den vergangenen Wochen immer wieder für Sturzbäche aus Feldern gesorgt hatten. Und damit Schäden anrichteten – in überschwemmten Anwesen, aber auch auf den Feldern, denn sie nahmen den Äckern das Wertvollste, fruchtbaren Boden. Welche Möglichkeiten Pflanzenbau und Anbautechnik bieten, der Erosion entgegenzuwirken – genau das war Ziel eines Feldversuchs auf dem Maisfeld von Steffen Beiersdorfer.
Wobei: Als der Feldversuch seinen Anfang nahm, Ende August vergangenen Jahres, da konnte noch niemand ahnen, dass dieser Versuch einmal so an Aktualität gewinnen würde. Da nämlich hat Landwirt Beiersdorfer das gesät, was helfen soll, die Wassermassen bei Starkregen auf den Maisfeldern zu bremsen: Zwischenfrüchte.
Versuchs-Parzellen
Senf und die „Bienenweide“ Phacelia sind zwei dieser Zwischenfrüchte, die Beiersdorfer unter anderem auf den Versuchs-Parzellen gesät hatte, berichtete er den Standeskollegen beim Rundgang über die Felder. Deren Vorzüge und Nachteile erläuterten Joachim Dömling vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt und sein Amtskollege, Wasserberater Rainer Schubert, vom Fachzentrum Agrarökologie vom Amt in Karlstadt.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Ämter den Blick auf den Zwischenfruchtanbau lenken. Bereits vor rund zwei Jahren wurde dies im Maroldsweisacher Gemeindeteil Dippach ebenfalls bei einem Feldversuch demonstriert. Zwischenfrüchte binden die Nährstoffe, sie verringern die Auswaschung von Stickstoff. Der steht dann den neu gesäten Kulturen im Frühjahr zur Verfügung. Sie leisten deshalb einen Beitrag zum Schutz des Grundwassers, so Rainer Schubert. Ein weiterer Vorteil, so Joachim Dömling und Steffen Beiersdorfer: wenn die Zwischenfrüchte den Boden im Herbst abdecken, dann können sie durch dichten Bewuchs Unkräuter oder etwa auch Getreide, das bei der Ernte ausgefallen war und wieder aufging, unterdrücken.
Aussaat muss passen
Können – ist dabei die richtige Wortwahl, denn, so Beiersdorfer: dazu muss auch die Witterung bei der Aussaat der Zwischenfrüchte passen. Und das war im vergangenen Herbst nicht immer gegeben. Dennoch waren in den einzelnen Parzellen mehr oder weniger deutlich die Reste von Phacelia & Co. zu erkennen.
Worauf die Fachleute bei der Führung durch das Versuchsfeld das Hauptaugenmerk lenkten: der Schutz der Felder vor Erosion. Und das durch eine besondere Form der Aussaat: die Direktsaat. Das bedeutet: die Zwischenfrüchte werden nach dem Ende des Winters nicht mit Ackergerät, wie etwa Grubber, in den Boden eingearbeitet, sondern, die Sämaschine legt etwa die Maiskörner in Furchen in den Zwischenfrüchten ab.
Diese Art der Aussaat sorgt dafür, dass zwischen den Maisreihen die vertrockneten Pflanzen der Zwischenfrüchte bei Starkregen die Wassermassen bremsen. Aber vor allem hat dies den Vorteil: das Wasser verweilt länger auf der Fläche, kann in den Boden einsickern, denn dort wirken die Gänge von Regenwürmern wie kleine Drainage-Röhrchen. Wurde das Feld vorher umgebrochen oder bearbeitet, geht diese Wirkung ein Stück weit verloren.
Und was hinzu kommt: kommt auf einen Starkregen ein weiterer Starkregen, verschlimmert dies gar die Situation auf dem Feld.
Direktsaat
Durchaus skeptische Blicke gab es bei manchem Landwirt, beim Blick auf die Maispflanzen, die in Direktsaat gesät waren. Sie waren zum Teil in der Entwicklung zurückgeblieben. Dennoch, so Rainer Schubert: Direktsaat verhindere Bodenerosion und „der wertvolle Oberboden bleibt erhalten“. Und für Joachim Dömling macht Mulchsaat das Maisfeld „gewitterfest“. Bis zu 50 Prozent bremst es laut Dömling die Wassermassen ab.
Mit einem Versuch machten Dömling und Schubert die Vorzüge der Direktsaat bei einem „Starkregen-Ereignis“ deutlich: in einer „Röhre“ – einem Versickerungsring – ließen sie eine Regenmenge niederprassen, die 40 Liter pro Quadratmeter entsprechen. 115 Sekunden dauerte es, bis sie auf der Fläche versickert waren, die im Frühjahr bearbeitet worden war. 30 Sekunden schneller war das Wasser versickert, dort, wo Direktsaat stattgefunden hatte. Wobei, so Dömling, beim Versuch zuvor das Wasser dort gar noch schneller versickert war.
Auf Hangflächen
Restlos überzeugt von der Direktsaat zeigte sich am Ende der Veranstaltung einer der Landwirte zwar nicht, wie er im Gespräch berichtetet. Weil eben wohl Ertragseinbußen drohen würden. Aber: hätte er Hangflächen, auf denen Mais angebaut würde, dann würde er diese Aussaat-Form gewiss anwenden.