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Hofheim
Die Unverwechselbarkeit Frankens geht verloren
Die ehemalige Vogtei in Goßmannsdorf aus dem Jahr 1595 wurde von Eberhard Hahn renoviert.
Foto: Martin Schweiger | Die ehemalige Vogtei in Goßmannsdorf aus dem Jahr 1595 wurde von Eberhard Hahn renoviert.
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 10.05.2023 02:37 Uhr

"Landauf, landab nimmt die Zahl der identitätslosen Häuser zu. Vielen Gebäuden fehlt der regionale Bezug. Baugebiete sind austauschbar", beklagte Jürgen Eisentraut, Leiter des ALE (Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken) anlässlich der Eröffnung der Ausstellung über fränkische Baukultur am Donnerstag im Hofheimer Bürgerzentrum. Alte Häuser in Ortskernen würden abgerissen. Die Unverwechselbarkeit vieler fränkischer Orte gehe dabei immer mehr verloren, so Eisentraut.

Sie waren bei der Eröffnung der Ausstellung über fränkische Baukultur dabei: v.l. Architekt Stefan Schlicht, ALE-Leiter Jürgen Eisentraut, Gebäudesanierer Eberhard Hahn und Wolfgang Borst, Vorsitzender der Hofheimer Allianz.
Foto: Martin Schweiger | Sie waren bei der Eröffnung der Ausstellung über fränkische Baukultur dabei: v.l. Architekt Stefan Schlicht, ALE-Leiter Jürgen Eisentraut, Gebäudesanierer Eberhard Hahn und Wolfgang Borst, Vorsitzender der Hofheimer ...

Dass Sanieren statt abreißen auch ein Beitrag zum Klimaschutz ist, betonte Stefan Schlicht, Vorsitzender der Kreisgruppe Unterfranken des Bundes Deutscher Architekten, in seinem Vortrag. Das Bauen sei weltweit für 30 Prozent des CO²-Ausstoßes sowie für 40 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich. Es verbrauche 50 Prozent der Ressourcen und 60 Prozent des Abfallaufkommens steckten im Bauen.

Den Orten wird die Seele genommen

Über 50 Prozent der weltweiten klimaschädlichen Emissionen kämen aus dem Bauwesen, so der Architekt. Der jährliche Bauabfall in Deutschland entspreche rund 74 Millionen Tonnen. Das entspreche rechnerische dem Materialbedarf von zirka 422.000 Wohnungen. "Wenn wir abreißen, verzeichnen wir nicht nur einen Materialverlust, sondern auch einen sozialen und baukulturellen Verlust", so Schlicht.

Diese "graue Energie", die vom Material über den Transport bis zur Konstruktion in Bestandsgebäuden steckt, werde ein wichtiger Maßstab zur energetischen Bewertung. "Wir brauchen eine neue Kultur des Pflegens und Reparierens", betont Schlicht. Drei Prozent der Gebäude machten die Identität eines Ortes aus. Wenn diese drei Prozent aus Leerstandsgründen, Ideenlosigkeit, mangelnder Pflege oder aus vermeintlicher "Unwirtschaftlichkeit" abgebrochen werden, nehme man den Orten ihre Seele, ihre einmalige Identität. "Auf der Suche nach verloren gegangener Identität fahren wir dann in alte italienische Dörfer und Städte und finden es schön", so Schlicht. Die Zukunft des Bauens liege daher in einer neuen Umbaukultur.

Einst Heimat des Vogts des Fürstbischofs

Einer, der das Thema bereits verinnerlicht hat, ist Eberhard Hahn aus Goßmannsdorf. Er hat die ehemalige Vogtei in Goßmannsdorf renoviert. Das denkmalgeschützte Fachwerkgebäude aus dem Jahr 1595 grenzt an die Kirchenburg in Goßmannsdorf und war einst Heimat des Vogts des Fürstbischofs. Für den Erhalt des Gebäudes wurde der Eigentümer von Jürgen Eisentraut geehrt.

Viele weitere Beispiele für gelungene Sanierungen historischer Gebäude und Ersatzneubauten sind in der Ausstellung "Gut gebaut in Unterfranken" im Interkommunalen Bürgerzentrum am Marktplatz 1 in Hofheim noch bis zum 9. Juni zu sehen. Darüber hinaus gibt es Förderhinweise für Bauwillige.

 
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