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UCHENHOFEN
Die Unterstützung eines Dorfs
Sehr gut besucht war die Dorfweihnacht am zweiten Advent in Uchenhofen.
Foto: Christian Licha | Sehr gut besucht war die Dorfweihnacht am zweiten Advent in Uchenhofen.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:49 Uhr

Seit drei Jahren gibt es nun schon die Dorfweihnacht im Haßfurter Stadtteil Uchenhofen. Anfangs noch als „Geheimtipp“ gehandelt, entwickelte sich das vorweihnachtliche Fest am zweiten Advent zu einem Publikumsmagneten.

Aber was ist das Geheimnis des Erfolges? Sicherlich tragen die Uchenhöfer Bratwürste, der Glühwein und in diesem Jahr der Auftritt der 19-jährigen Sängerin Michelle Bald aus Zeil, die durch ihren Fernsehauftritt bei „Deutschland sucht den Superstar“ bekannt wurde. Nicht zuletzt sind es natürlich auch die vielen Handarbeiten und Basteleien, die sehr preiswert zum Verkauf angeboten werden. Aber viele Gäste kommen hauptsächlich, um etwas Gutes zu tun – und das vor Ort, für einen ihrer Nächsten. Den gesamten Erlös aus dem Verkauf erhält nämlich der schwerstbehinderte Jonas Thein aus Uchenhofen und seine Familie.

Ein Schicksalschlag

Für den fröhlichen Jugendlichen, der gerade seine Zwischenprüfung als Industriemechaniker bestanden hatte und davon träumte, später einmal den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Großeltern zu übernehmen, änderte sich im Mai 2013 alles schlagartig. Fünf Tage vor seinem 18. Geburtstag war er mit seinem Opa auf der Weide und verpflegte dort die Schafe. Plötzlich hatte er aus unerklärlichen Gründen starke Kopfschmerzen und daheim wieder angekommen, stieg er vom Traktor und brach im nächsten Moment bewusstlos im Hof zusammen.

Das ganze Jahr wurde für den Basar gebastelt, gestrickt und gehäkelt.
Foto: Christian Licha | Das ganze Jahr wurde für den Basar gebastelt, gestrickt und gehäkelt.

Eine Notoperation rettete sein Leben und lange Krankenhausaufenthalte folgten. Die Ärzte diagnostizierten Aneurysma. Das ist eine Erkrankung, bei der sich ein Blutgefäß in Jonas Kopf sackförmig verengt hatte. Die Gefäßwand riss auf und es kam zu massiven Blutungen zwischen Klein- und Stammhirn. Seit dem sitzt der heute 21-Jährige im Rollstuhl, kann sich nicht bewegen, nicht sprechen und nur schlecht hören. Sein Großhirn ist aber intakt, so dass er alles um sich rum mitbekommt. Nur mit den Augen kann er mit seinen Eltern kommunizieren.

Erlös geht an Jonas

Ein Schicksalsschlag für Vater Jürgen, Mutter Heike und Schwester Franziska, die ihn seitdem liebevoll zu Hause betreuen und pflegen. Heike Thein hat dafür extra ihren Beruf in der Gastronomie aufgegeben, damit sie für ihr Kind immer da sein kann. Unterstützung bekommt sie einmal am Tag von einem Pflegedienst, der sie wenigstens eine Stunde entlastet. Aber selbst diese Zeit nutzt sie für ihren Sohn, beantragt notwendige Hilfsmittel bei der Krankenkasse oder schreibt wieder einmal einen Widerspruch, wenn etwas abgelehnt wurde.

Drei Tage nach der Dorfweihnacht trafen sich nun die freiwilligen Helfer in der „Weihnachtsbastelstube“ im Feuerwehrhaus zur Spendenübergabe. Stellvertretend für die ganze Dorfgemeinschaft, die komplett hinter Jonas und der Spendenaktion steht, ergriff Dagmar Rahimoff das Wort und dankte allen, die zum Gelingen beigetragen haben. Da sind die vielen Besucher, die etwas gekauft oder gespendet haben, die Sponsoren und natürlich alle Helfer, die sich vor, während und nach dem Fest eingebracht haben. „Unser Dorf hat wieder einmal bewiesen, dass man füreinander da ist, wenn jemand Unterstützung braucht“, sagte Rahimoff über ihren 320 Einwohner starken Heimatort.

Viele Ehrenamtliche waren anwesend bei der Spendenübergabe im Feuerwehrhaus.
Foto: Christian Licha | Viele Ehrenamtliche waren anwesend bei der Spendenübergabe im Feuerwehrhaus.

Große Spendenbereitschaft

Und weil wirklich alle Altersklassen bei den Ehrenamtlichen vertreten sind, durfte als jüngste Helferin Nike Helas (11), zusammen mit Erika Pilfusek, die 85 Jahre alt ist, den Spendenscheck an Jonas überreichen. Waren es im ersten Jahr noch rund 3800 Euro, so summierten sich heuer die Einnahmen und damit die Spende auf stolze 7014,34 Euro.

Alle Anwesenden waren gerührt von soviel Spendenbereitschaft, so dass sogar einige Freudentränen flossen. „Wir freuen uns sehr, aber nicht unbedingt wegen dem Geld, sondern wegen der Anteilnahme. Es ist wichtiger für uns, im Dorf den Rückhalt zu spüren“, sagte sich Jürgen Thein, stellvertretend für seinen Sohn. Trotzdem ist die Spende willkommen, denn demnächst soll das Fachwerkhaus der Familie um einen Anbau erweitert werden, weil mit den ganzen notwendigen Geräten für Jonas alles etwas beengt ist. Die Vorbereitungen für den nächste Jahr haben schon begonnen.

 
 
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