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ESCHENAU
Die unendliche Vielfalt von Tonwerken
„Tonfor(u)m“: Unter dem Thema „Tonfor(u)m“ zeigen Künstler aus Süddeutschland und Japan ihre Keramik- und Porzellan-Arbeiten in der Galerie im Saal. Unser Bild zeigt (von links) die Galeristin Eleonore Schmidts-Stumpf, die Künstler Barbara Schwämmle und Elisabeth Schaffer, Peter Picciani, der die Arbeiten der japanischen Künstler verwaltet, die Künstler Gabi Ehrminger, Silvia Ullmann und Jochen Rüth sowie den Galeristen Egon Stumpf.
Foto: Langer | „Tonfor(u)m“: Unter dem Thema „Tonfor(u)m“ zeigen Künstler aus Süddeutschland und Japan ihre Keramik- und Porzellan-Arbeiten in der Galerie im Saal.
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Langer
 |  aktualisiert: 16.06.2015 16:01 Uhr

Acht Künstler aus Süddeutschland und Japan zeigen derzeit unter dem Thema „Tonfor(u)m“ ihre Keramik- und Porzellan-Arbeiten in der Galerie im Saal. „Sie treten den Beweis der unendlichen Vielfalt und unerschöpflichen Phantasie bei der Schaffung von Tonwerken an“, sagte Egon Stumpf, der mit seiner Frau Eleonore Schmidts-Stumpf die Galerie leitet, bei der Vernissage.

Die ausgestellten Kunstwerke gehören normalerweise nicht zum Programm einer Kunst-Galerie“, erklärte die Galeristin. „Doch wir leben hier im Steigerwald am Rande gesellschaftlicher Hierarchien und dürfen frei fantasieren, auch räsonieren und quasi unseren eigenen Kulturraum schaffen“, ergänzte Egon Stumpf. „Denn grundsätzlich ist es unser Anliegen, die Grenzen zwischen Kunst und Kunsthandwerk oder angewandter und freier Kunst zu entideologisieren.“ Keramische Kunst ziele auf die menschliche Fähigkeit ab, Ästhetisches wahrzunehmen und zu schätzen, letztlich Freude zu bereiten und den Alltag zu schmücken. Zwar seien die ausgestellten Arbeiten generell dem Kunsthandwerk zuzuordnen. Doch sie seien laut Eleonore Schmidts-Stumpf von mehrfach ausgezeichneten Künstlern geschaffen worden, die die Grenze vom Töpfer für Gebrauchsgegenstände zum Künstler für keramische Plastiken überschritten und sich damit einen Namen gemacht hätten.

So kann der Betrachter angesichts der filigran erscheinenden Gefäßkeramik, der aufgebauten Stücke wie Türme oder Figuren sowie der Plastiken von Silvia Ullmann nur staunen. Die Künstlerin legt sehr viel Wert darauf, dass man den Ton sieht. Sie verwendet statt einer Glasur Farboxyde, Sande und Mehle zur Gestaltung der Oberfläche, in der das Geheimnis liegt.„Der Ton inspiriert mich, und deshalb mische ich ihn mir selbst“, sagte sie.

Schon auf den ersten Blick wirken auch die Doppelwandgefäße von Gabi Ehrminger bezaubernd. Sie brennt ihre Arbeiten nach uralter Tradition bei niedrigen Temperaturen. Denn sie poliert die Oberfläche anschließend und verleiht ihren Werken damit einen schimmernden Glanz. Weil sie zwischen dem Ton und dem Brennmaterial auch Pflanzen einbringt, kommen diese auf faszinierende Weise auf den Gefäßen zum „Blühen“.

Dass Jochen Rüth Interesse an der Bildhauerei hat, sieht man seinen formschönen Vasen, Wandobjekten und schalenförmigen Objekten an. Der Künstler liebt die Arbeit mit den vier Elementen Luft, Feuer, Wasser und Erde. Weil er besonders gerne mit dem Feuer experimentiert und den Schwarzbrand anwendet, sind seine Werke dunkelgrau bis schwarz und strahlen eine besondere Faszination aus. „Ich gebe dem Feuer viel Raum bei der Gestaltung. Denn es wäre langweilig, beim Öffnen des Brennofens schon zu wissen, was herauskommt“, erklärte er. Dass in einer seiner Vasen Blumen stehen, begründete er damit, dass dies den Kontrast zwischen dem Vergänglichen und dem Leben offenbare.

An organischen Formen ist Barbara Schwämmle interessiert. Sie bezieht ihre Inspiration aus der Natur und ist mit sehr farbigen Vasen und Objekten vertreten, die an Blumen, Fruchtformen oder Seeanemonen erinnern. Weil sie im Brennofen den Sauerstoff reduziert, färbt auch der Rauch ihre Objekte, die in diffiziler Detailarbeit aufgebaut werden und sehr lebendig wirken.

Elisabeth Schaffer ihrerseits hat einige ihrer Porzellanarbeiten ausgestellt. „Porzellan ist sehr empfindlich beim Brennprozess, doch die weiße Farbe und die Möglichkeit, die Objekte mit Farben zu gestalten, faszinieren mich sehr“, teilte sie mit. Um die Farbigkeit zu erreichen, trägt sie farbiges Porzellan auf Gipsplatten oder in hohle Gipsformen auf. Dann gießt sie das flüssige Porzellan darüber, fügt nach dem Trocknen die entstandenen Platten zusammen, schleift sie und brennt sie zweimal. „Ich versuche meine Arbeiten aus dem strengen Maßstab herauszuführen, um ein räumliches Phänomen zu erschaffen“, so die Künstlerin.

Die Arbeiten dreier japanischer Keramiker vervollkommnen die Ausstellung. Masami Kobayashi beschäftigt sich mit der keramischen Skulptur und verlässt damit die traditionelle japanische Keramik. Toshihiro Juhaku Inoue wiederum ist der traditionellen japanischen Technik der Porzellanherstellung verpflichtet. Seine Werke sind im Museum für moderne Kunst in Tokio zu sehen, und sogar der Kaiser von Japan hat sich von ihm zahlreiche Ritualgefäße anfertigen lassen. Sein Sohn Hideki Inoue absolvierte seine Keramiker-Ausbildung in Deutschland und wurde in Japan bereits mehrfach für seine Arbeiten ausgezeichnet. Dass die japanischen Künstler vertreten sind, ist dem Bildhauer Peter Picciani aus Bad Königshofen zu verdanken, der ihre Arbeiten verwaltet und Ausstellungen organisiert.

Keramische Skulptur: Von Masami Kobayashi ist eine keramische Skulptur zu sehen.
Foto: Langer | Keramische Skulptur: Von Masami Kobayashi ist eine keramische Skulptur zu sehen.
 
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