
Wolfgang Brühl bleibt Vorsitzender des SPD-Kreisverbands Haßberge. Der 48 Jahre alte Eltmanner erhielt im Saal des Brauerei-Gasthofs Hartleb in Maroldsweisach am Freitag 42 von 47 Delegiertenstimmen. Es gab eine ungültige Stimme, vier Mitglieder votierten gegen Brühl. Am Ende errang er 89,36 Prozent der Stimmen – und damit rund fünf Prozentpunkte mehr als vor zwei Jahren. Das beste Ergebnis holte am Freitag der Eberner Bürgermeister Jürgen Hennemann. Für ihn als Beisitzer stimmten 46 der 47 Anwesenden.
Wolfgang Brühl stehen fortan vier statt drei Stellvertreter zur Seite. Neben Helmut Dietz (Memmelsdorf) und Paul Hümmer (Sand), die bestätigt wurden, wurden die beiden Nachwuchs-Vertreter Caroline Petersen (Haßfurt) und Felix Schwarz (Wonfurt) neu in das Führungsgremium gewählt. Kassiererin bleibt Brunhilde Giegold (Ebern), als Schriftführerin wurde Nicole Meyer (Stettfeld) bestätigt. Die Arbeitsgemeinschaften bleiben ebenso unter bewährter Leitung. Johanna Bamberg-Reinwand (Zeil) führt die SPD-Frauen, Werner Thein (Maroldsweisach) die Senioren, Werner Strätz (Kirchlauter) die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) und Nicole Keupp (Dankenfeld) die Jungsozialisten (Jusos).
Die Anzahl der Beisitzer im Kreisvorstand wurde auf Antrag der SPD-Führung von 17 auf 13 Posten reduziert. Gewählt wurden in das Gremium Bernd Bieber (Königsberg), Manfred Hemmerich (Ebelsbach), Jürgen Hennemann (Ebern), Marco Heumann (Haßfurt), Karl-Heinz Kandler (Neubrunn), Susanne Kastner (Maroldsweisach), Jürgen Kolbert (Eltmann), Bernhard Ruß (Sand), Hannelore Schlee (Stettfeld), Stephan Schneider (Haßfurt), Konrad Spiegel (Hofheim), Thomas Stadelmann (Zeil) und Gertrud Strätz (Sand). Als Revisoren fungieren weiterhin Hedwig Absmann und Manfred Michel (beide Memmelsdorf).
In seinem Rechenschaftsbericht bezeichnete Kreisvorsitzender Wolfgang Brühl die SPD als eine starke und treibende Kraft in den Haßbergen. Man stelle sieben Bürgermeister im Landkreis und verfüge über eine 13 Personen starke Kreistagsfraktion. Diese Manpower wolle man auch künftig einbringen, um den Landkreis nach vorne zu bringen. So sei beispielsweise noch eine Menge zu tun, um das Netz der Krankenhäuser in der Region leistungsfähig zu halten. Auch der Beitritt zum Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN), der zum 1. Januar 2018 vollzogen werde, sei eine große Chance für den Landkreis. Ebenso sei es richtig, das System der Wertstoffhöfe in den Haßbergen aufrecht zu erhalten und nicht auf einen Gelben Sack zu setzen. In den nächsten Jahren werde es zudem weiter darum gehen, die Lebensqualität für Senioren hoch zu halten. Es genüge hierbei nicht, einfach nur Barrierefreiheit zu fordern.
Auch seine SPD nahm Wolfgang Brühl in die Pflicht. „Wir werden die Modernisierung der Partei fortsetzen“, kündigte er an. So müsse man die Kommunikation über Internet-Medien weiter verbessern.
In einer kurzen, aber sehr engagierten Rede hat der Vorsitzende des Juso-Unterbezirks Rhön-Haßberge, Felix Schwarz, den Delegierten des Parteitags ins Gewissen geredet. Es reiche nicht, nur auf die vielen Ortsvereine und Mitglieder der SPD zu verweisen und darauf stolz zu sein. „Das sieht gut aus, keine Frage. Aber nur auf dem Papier. Wir brauchen aktive Ortsvereine, um die Menschen zu erreichen“, sagte der Abiturient. Da einige Vereine aufgrund des demografischen Wandels zu klein geworden seien, „muss man auch über Zusammenschlüsse nachdenken“, erklärte der 18-Jährige. Außerdem kommuniziere die SPD nicht engagiert genug, dass es die Agenda-Politik von Kanzler Gerhard Schröder gewesen sei, die derzeit Deutschland wirtschaftlich erblühen lasse. Ungeachtet notwendiger Korrekturen dürfe man sich für diesen Erfolg nicht schämen. „Man kann die Menschen nur begeistern, wenn man von sich selbst begeistert ist“, schloss Felix Schwarz – und erhielt dafür donnernden Applaus.
Zuvor hatten Paul Hümmer für die AfA und die stellvertretende Landesvorsitzende der SPD, Marietta Eder (Schweinfurt), für einen arbeitnehmerfreundlichen Kurs in der Bundespolitik geworben. „Die Einführung eines Mindestlohns war eine historische sozialpolitische Leistung“ und habe eher Arbeitsplätze geschaffen denn vernichtet, erklärte Paul Hümmer. Daher müsse man neoliberalen Tendenzen, die einen Abbau von Arbeitnehmerrechten vorsehen, Einhalt gebieten.
Das sah auch Marietta Eder so. Schlecht bezahlte Arbeit sei ungerecht und sorge für Altersarmut: „Scheiß-Jobs ergeben Scheiß-Renten.“ Deshalb sei auch die betriebliche Mitbestimmung enorm wichtig. Die SPD müsse die Partei sein, die Betriebsräte stärke.
Umfragetief? Die SPD im Landkreis Haßberge will sich von aktuellen Erhebungen der Meinungsforscher nicht verunsichern lassen. „Die Zahlen mögen für die SPD nicht gut aussehen, aber die Stimmung im Land ist eine andere“, sagte Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar (Maßbach), die sich heuer erneut um ein Mandat im Wahlkreis Bad Kissingen/Haßberge/Rhön-Grabfeld bewirbt. Sie rief die Delegierten in Maroldsweisach dazu auf, mit aller Kraft für die SPD Wahlkampf zu machen. Dann lasse sich im September ein gutes Ergebnis erreichen. Nicht zuletzt die Wahl in Großbritannien habe gezeigt, dass man mit den richtigen Themen punkten und Rückstände in den Umfragen wettmachen könne.
Die SPD tue gut daran, dass Thema Gerechtigkeit in den Fokus ihrer Kampagne zu nehmen, sagte Dittmar. „Deutschland geht es gut. Keine Frage. Es gibt keinen Grund, unser Land schlecht zu reden. Aber wir werden es uns auch nicht verbieten lassen, Ungleichheiten anzuprangern.“ So seien Änderungen im Rentensystem unumgänglich, wenn man Altersarmut bekämpfen wolle. Hier seien vor allem junge Menschen benachteiligt. Auch eine bessere Frauenförderung sei geboten, da „Altersarmut größtenteils weiblich ist“. Schließlich herrsche auch im Gesundheitswesen zunehmend Zwei-Klasse-Medizin. „Die Menschen spüren, dass es Handlungsbedarf gibt.“ Die SPD kämpfe für Verbesserungen.
Die SPD im Landkreis Haßberge kann sich über solide Finanzen freuen. Kassiererin Brunhilde Giegold informierte den Parteitag darüber, dass man derzeit mehr als 20 000 Euro auf der hohen Kante liegen habe. Die vergangenen beiden Jahre seien gut gelaufen. Dies sei auch nötig gewesen. Nach den letzten Wahlkämpfen habe man 2015 lediglich knapp über 5000 Euro zur Verfügung gehabt. Nun sei man auch finanziell schlagkräftig genug für neue Wahlkämpfe. Der Vorstand wurde daraufhin einstimmig entlastet.