
Eigentlich hätte die Theatergruppe des Stettfelder Gesangvereins in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert, doch die eigentliche Feier wurde aufs kommende Jahr verschoben. So ganz aufs Jubiläum wollte man dann doch nicht verzichten und so drehte sich in "Auf die Bühne, fertig, los!", der neuen Komödie von Christian Ziegler, die unter der Regie von Hausherrin Maria Egglseder im Hof der alten Mühle aufgeführt wurde, alles ums Theater.
Im Mittelpunkt stand das 100-jährige Jubiläum eines Theatervereins, bei dem ausgerechnet das allererste Stück der Gründungstruppe "Die Rumpelwally vom Meineidhof" auf die Bühne kommen sollte. Dumm nur, dass außer der Vereinsvorsitzenden Luitgard (Birgit Amling) und der Regisseurin Katharina (Issi Häußinger) niemand Lust hatte es zu spielen. Da Bühnenbildner Felix (Thorsten Kneuer) die Kulisse nicht fertig, Luitgards Mann Rudi (Georg Klarmann) die Kostüme fürs falsche Wochenende bestellt hatte und auch sonst schiefging, was schiefgehen konnte, geriet die Generalprobe zum Desaster.
Im zweiten Akt stand dann die Premiere der "Rumpelwally" an und in der Parodie auf alte Volksstücke entspann sich eine hochdramatische Geschichte, an der Ludwig Ganghofer seine helle Freude gehabt haben dürfte. Da liebte die Magd Annamirl (Bettina Fößel) den Bauernsohn Anderl (Michael Then), der aber auf Wunsch seiner Mutter Walburga (Birgit Amling), Genoveva (Martina Kneuer), die Tochter von Bräu Johann (Christian Ziegler) heiraten soll. Die will aber lieber den Wilderer Simmerl (Udo Busch), der sich ständig mit dem Grenzsoldaten Anton (David Krüger) in den Haaren liegt. Die verschlagene Hausiererin Rumtrager-Resi (Christine Krug), die die dunklen Geheimnisse Johanns und Walburgas kannte, und Annamirls Patentante Helene (Andrea Ullrich), die sich ein gutes Ende wünscht, trugen ebenfalls ihren Teil zur Handlung bei. So endet das Stück im Stück in bester Volksdrama-Manier schließlich mit vereinten Paaren und dem Tod der Antagonisten durch einen Blitzschlag.
Doch die Stettfelder Schauspieler wären nicht sie selbst, wenn sie dem "herzergreifenden Drama" keine lustigen Seiten abgewinnen könnten. Vom betont übertriebenen Schauspiel mit ganz großen Gesten und einem am Ende einfallenden Bühnenbild, das wie immer von Hofrequisiteur Rainer Ullrich nach Maß gebaut worden war, wurde beste Unterhaltung geboten.
Auch die "Dialektkünste" der Spielerinnen und Spieler stießen auf begeistertes Echo. Eine Besucherin aus Rosenheim konnte vor Lachen nicht mehr an sich halten: "Ihr habt euch einmal quer durch die Alpen dialektisiert", lachte sie. "Da war von nieder- und oberbayerisch, über schweizerisch und österreichisch alles dabei!"
Von: Christian Ziegler (Stettfelder Freilichtbühne)


