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KREIS HAßBERGE
Die richtigen Reifen, Ruhe und Gelassenheit
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:49 Uhr

Am Wochenende kam der erste Kälteeinbruch des Jahres. Spätestens jetzt sollte jeder, der es bisher noch nicht gemacht hat, sein Auto bereitmachen für den Winter. „Die Faustregel ist: Von O bis O, also von Oktober bis Ostern“, erzählt Dieter Amrhein von Reifen Diem in Haßfurt.

In dieser Zeit sollten Autofahrer die Winterreifen auf ihrem Fahrzeug haben. Eine Winterreifenpflicht besteht bei „winterlichen Straßenverhältnissen“. Wie diese definiert sind, ist zum Teil Ermessenssache, die Faustregel gibt die Zeit an, in der diese auftreten können. „Bei Temperaturen unter sieben Grad sind Winterreifen besser“, erklärt Amrhein. Bei Frost sowieso, ebenso wie bei Schnee oder Schneematsch. Grund dafür ist eine andere Zusammensetzung der Gummimischung. Im Gegensatz zu Sommerreifen sind Winterreifen etwas weicher, was bei niedrigen Temperaturen den Grip erhöht.

Weitere Unterschiede werden in einer Pressemeldung der Initiative Reifenqualität des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DRV) beschrieben: „Während Winterreifen mit feinen Profileinschnitten, Lamellen genannt, versehen sind, die dazu dienen, die bestmögliche Bodenhaftung auf verschneiten und matschigen Untergründen herzustellen, haben Sommerreifen ein wesentlich gröberes Profil, um Wasser gut ableiten zu können.“

Auch der Zustand der Reifen spielt eine Rolle. „Laut Gesetzgeber muss das Profil mindestens 1,6 Millimeter tief sein“, berichtet Amrhein. Automobilverbände wie der ADAC weisen aber darauf hin, dass das ein absoluter Mindestwert sei, demnach sollten eigentlich keine Reifen mit einer Profiltiefe unter vier Millimeter verwendet werden. Zudem sollten auch Wenigfahrer alle acht bis zehn Jahre die Reifen durch neue ersetzen. „Mit der Zeit verflüchtigen sich die Weichmacher in der Gummimischung, bis die Reifen zu hart sind“, begründet das Dieter Amrhein.

Auch die Qualität der Reifen spiele eine große Rolle, so Amrhein. „Wir raten den Leuten auf jeden Fall zu Markenfabrikaten“, sagt er. Denn diese werden entsprechend auf ihre Tauglichkeit getestet. Billige Reifen, gerade aus asiatischer Produktion, würden hingegen oft ohne ausreichende Tests auf den Markt gebracht. „Viele No-Name-Produkte haben noch nie Schnee gesehen“, warnt Amrhein.

Als „winterliche Verhältnisse“ zählen laut Straßenverkehrsordnung Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte. Bei solchen Verhältnissen dürfen Autos nur mit Reifen gefahren werden, die mit einer M+S-Kennzeichnung als Winterreifen gekennzeichnet sind. Auch wenn kein Unfall passiert, kann es für einen Autofahrer unangenehme Folgen haben, wenn er nicht rechtzeitig die Reifen wechselt oder wechseln lässt. Wer bei winterlichen Verhältnissen mit Sommerreifen unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld von mindestens 40 Euro und einen Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg. Noch teurer wird es, wenn andere Personen dadurch behindert werden. Ist ein Fahrer im Winter mit Sommerreifen in einen Unfall verwickelt, kann es auch vorkommen, dass die Versicherung ihm seinen Schaden nicht ersetzt.

„Komisch ist, dass bei viel Schnee und richtig schlechten Straßenverhältnissen weniger passiert, als wenn die Straßen nur ein bisschen schlechter sind“, erzählt Polizeihauptkommissar Stefan Scherrer von der Polizeiinspektion Haßfurt. Tatsächlich bereite beim Einsetzen der ersten Kälte die Umstellung manchen Leuten Schwierigkeiten. Eigentlich wissen die Fahrer, dass sie nun vorsichtiger fahren müssen als im Sommer, richten sich aber oft nicht danach. „Wenn jemand weiß, dass sein Weg zur Arbeit 15 Minuten dauert, dann müsste er eigentlich auch wissen, dass er im Winter etwas länger braucht“, meint der Polizist. Doch die wenigsten Menschen fahren dann auch dementsprechend früher los. „Die Leute nehmen sich dann eben nicht 20 Minuten, dann kommt Hektik auf und sie fahren genauso schnell in die Kurve wie sonst auch“, erzählt er. In der Umstellungsphase sei das Verhalten von jedem Einzelnen gefragt, so Scherrer. „Die Fahrer wissen es ja eigentlich.“

Auch die Initiative Reifenqualität weist darauf hin, dass Winterreifen zwar wichtig sind, aber nicht das einzige, das es beim Autofahren in der kalten Jahreszeit zu beachten gibt. „Die Grundbedingung für eine sichere Autofahrt im Winter ist umsichtiges Verhalten: Autofahrer sollten die Geschwindigkeit den Straßenbedingungen anpassen und ihre Aufmerksamkeit vollkommen dem Straßenverkehr widmen.“ Wichtig sei auch ein größerer Sicherheitsabstand als im Sommer, da gerade bei Glätte und Schnee die Bremswege länger seien.

Das Polizeipräsidium Unterfranken weist in einer Pressemitteilung auf weitere Vorsichtsmaßnahmen hin. In der „dunklen Jahreszeit“ sollte auch tagsüber das Licht eingeschaltet bleiben. Außerdem empfiehlt die Polizei, zu kontrollieren, ob die Scheinwerfer richtig eingestellt sind. Für weitere Strecken wie den Weg in den Winterurlaub empfiehlt die Polizei zudem, Decken sowie Lebensmittel im Auto dabeizuhaben, um auf Staus und Verzögerungen gut vorbereitet zu sein.

Tipps des ADACs für eine sichere Autofahrt

Den Frostschutz der Kühleranlage überprüfen lassen. Zu geringer Frostschutz kann im Extremfall zum Motorschaden führen. Auch den Frostschutz der Scheibenwaschanlage überprüfen.

Die Tür- und Heckklappengummis mit einem Fettstift oder Talkum behandeln, damit sie nicht zufrieren können.

Auf die Beleuchtung muss in der dunklen Jahreszeit Verlass sein. Deswegen alle Leuchtmittel überprüfen und notfalls in einer Werkstatt korrekt einstellen lassen.

Die Scheiben innen und außen von Schmutz befreien. Alte Wischerblätter, die bereits Schlieren bilden, gegen neue austauschen. Tipp: Unter die Scheibenwischergummis Isolationsfolie legen, damit sie nicht anfrieren und beschädigt werden.

Die häufigste Pannenursache sind alte Batterien. Deswegen den Akku prüfen lassen und gegebenenfalls austauschen.

Winterreifen mit einer Profiltiefe von weniger als vier Millimetern sind nur bedingt tauglich und gehören nach Meinung des ADAC ausgetauscht – auch wenn die gesetzliche Mindestprofiltiefe bei 1,6 Millimetern liegt. Älter als zehn Jahre sollte kein Winterreifen sein.

Wichtiges Zubehör sind Scheibenkratzer, Handschuhe und eine Abdeckfolie für die Windschutzscheibe. Auch ein Türschlossenteiser darf nicht fehlen. Auf Nummer sicher geht, wer die Türschlösser vor der Kälteperiode mit einem Frostschutzmittel einsprüht.

Vor dem Losfahren das Auto vollständig von Schnee und Eis befreien.

Die Heizung und – falls vorhanden – auch die Klimaanlage vor der Fahrt einschalten. Den Motor nicht im Stand warmlaufen lassen.

Bei Glätte behutsam mit dem Gaspedal umgehen, ruckartige Lenkbewegungen vermeiden. Kommt das Fahrzeug ins Schleudern, auskuppeln und behutsam gegenlenken. Reagiert der Wagen nicht mehr aufs Lenken, hilft nur noch eine Vollbremsung. psm

 
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