Vor 40 Jahren machte Ermershausen bundesweit Schlagzeilen. Bei einem Polizeieinsatz mit mehreren hundert Beamten wurden in einer nächtlichen Aktion die Gemeindeakten aus dem Rathaus geholt. Bei der Gebietsreform war Ermershausen gegen seinen Willen nach Maroldsweisach eingemeindet worden, nach langem Kampf bekam der Ort mit einem eigenen bayerischen Gesetz wieder seine Selbstständigkeit.
Von Anfang an dabei
Wie der Bayerische Rundfunk in einer Pressemitteilung berichtet, begleitete BR-Journalist Eberhard Schellenberger aus dem Studio Mainfranken von Anfang an die Ereignisse. Zum 40. Jahrestag sendet der Bayerische Rundfunk seine Dokumentation am Samstag, 19. Mai um 12.05 sowie um 21.05 Uhr auf Bayern 2 und um 13.05 Uhr auf BR-Heimat. Im Netz ist die Sendung unter br.de/unterfranken schon jetzt zu hören.
Ein ganz normales Verhältnis
Neben Ausschnitten aus zahlreichen Sendungen zwischen 1978 und 1993 gibt es auch aktuelle Stellungnahmen vom jetzigen Ermershäuser Bürgermeister Günter Pfeiffer und von Haßberge-Landrat Wilhelm Schneider, der selbst 12 Jahre Bürgermeister von Maroldsweisach war. Auch Bürger von Ermershausen und Maroldsweisach äußern sich und berichten, dass das Verhältnis beider Ortschaften schon seit vielen Jahren „ganz normal“ sei. Es werde „hinüber und herüber“ geheiratet, und eine Ermershäuserin bringt die Stimmung auf den Nenner: „Wir sind jetzt keine Rebellen mehr, wir sind die guten Nachbarn.“
Die Polizeigewalt habe damals stark dazu beigetragen, dass dann wirklich gewaltiger Widerstand entstanden sei, sagt Landrat Wilhelm Schneider im BR-Interview. Heute sei so etwas undenkbar: „Man muss ganz einfach mit den Menschen reden, man muss versuchen zu überzeugen, auch wenn es länger dauert. Und muss manchmal auch einen Fehler korrigieren.“
Der Ermershäuser Bürgermeister Günter Pfeiffer ist der Cousin von Landrat Wilhelm Schneider. Auch er spricht von Normalität, sagt dann aber auch: „Nächstes Jahr sind wir 25 Jahr selbstständig. Eigentlich muss man es auch als Erfolgsgeschichte sehen. Wir haben unseren Haushalt verabschiedet, wir sind schuldenfrei.“ Auch Pfeiffer ist der Meinung, dass es heutzutage so einen Einsatz der Polizei nicht mehr geben würde: „Man muss miteinander reden, bevor man übereinander redet. Ich denke, das war wirklich eine ganz andere Zeit.“
Kopfschütteln der Jüngeren
Als einen Beweis für die eingekehrte Normalität zwischen Ermershausen und Maroldsweisach sieht Wilhelm Schneider auch die Stichwahl um den Posten des Landrats: In Ermershausen bekam er 97 Prozent.
Die Nachgeborenen können diese Ereignisse sowieso nicht verstehen, sagt der Ermershäuser Bürgermeister: „Wenn ich es meinen Kindern daheim erzähle, die glauben das einfach nicht. Das ist einfach Kopfschütteln, das ist für die eine ganz andere Welt. Wie ein schlechter Film.“