„Beim Dialogprozess zum Steigerwald lagen uns verschiedene Optionen auf dem Tisch vom Trittsteinkonzept bis hin zu einem Nationalpark Steigerwald. Wir haben versucht, einen Schritt weiterzukommen, denn die bestehenden Optionen waren uns zu wenig. Das Trittsteinkonzept ist mehr der reine Status quo und umgekehrt am anderen Ende ist der Nationalpark Steigerwald nicht realistisch. Wir bleiben nun bei der Option Richtung Kulturerbe und ein Zwischenschritt wäre dabei ein Kultursiegel.“ So fasste Dr. Christian Barth, Ministerialdirektor und Amtschef im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, das Ergebnis des 2. Runden Tisches zusammen, der am Freitag im Landratsamt Haßberge mit über 30 Personen stattfand.
Zum Dialogprozess waren unter anderem die Landräte oder Vertreter der sechs beteiligten Landkreise, die beteiligten Kommunen, Bauernverband, Sägewerksbesitzer, Umwelt- und Naturschutzverbände, der Landesbund für Vogelschutz und weitere Interessenvertreter eingeladen. Dr. Christian Barth erinnerte daran, dass der Ministerrat einen dritten Nationalpark beschlossen habe. Mit Blick auf die Region Steigerwald sehe man hier keine realistische Option und schließe hier die Verwirklichung eines Nationalparkes aus. Vielmehr gehe man in Richtung des Stranges Kultur. Der Amtschef des Umweltministeriums hatte den Eindruck, dass auch die Landräte daran sehr interessiert waren. Diese werden diese Ziele weiterverfolgen, zumal die nächste Frist für eine Bewerbung schon 2019 sei.
Ziel: „Weltnaturerbe“
Eine zweite Schiene wäre natürlich „ein besserer Schutz der hervorragenden Naturausstattung des Steigerwaldes“. Das könnte man erreichen durch ein „Weltnaturerbe, was natürlich ein sehr anspruchsvolles Ziel ist“. Es mache aber auf jeden Fall Sinn und deswegen sollte man sich auch das Thema Biosphärenreservat einmal genau ansehen. Das würde das Umweltministerium aufgreifen und dafür auch Unterlagen erarbeiten für den nächsten „Runden Tisch“, der in einem knappen Jahr stattfinden könnte. Er hoffe allerdings sehr, dass dazu die Naturschutzverbände bei der Stange bleiben. Sie schmerze es derzeit wohl sehr, dass ein Nationalpark Steigerwald nicht zur Verwirklichung und Prüfung anstehe. Der Dialog zur Weiterentwicklung des Steigerwaldes soll aber auf der Tagesordnung bleiben. Ein „machbarer Zwischenschritt“ zu einem Weltnaturerbe wäre dies, während der andere das Ziel Weltkulturerbe sei mit dem Kultursiegel. Beide Instrumente wären für sich lebenswert und die Landräte sollten dies für die nächsten Schritte genau unter die Lupe nehmen.
Landrat Johann Kalb aus dem Landkreis Bamberg begrüßte es, dass es erstmals zu diesem gemeinsamen Gespräch gekommen sei. Der Dialogprozess solle ja bewirken, dass die Landkreise, Kommunen und Verbände in Richtung Steigerwald effektiver arbeiten als vorher. Als erstes Ziel nannte er das Weltkulturerbe. „Bamberg war vor dem Weltkulturerbe auch da, aber seitdem wir es haben, ist Bamberg in aller Munde“, beschrieb er die Bedeutung und deswegen wolle man es auch weiterverfolgen und sich dazu regelmäßig treffen. Das Jahr 2018 sei übrigens das Jahr des europäischen Weltkulturerbes. Hier wolle man reinkommen und müsse deswegen für 2019 den Antrag formulieren, damit man 2021 Weltkulturerbe werde und das Siegel bekomme. Über verschiedene Themen der Kultur könne man hier die sechs Landkreise, die den Steigerwald ausmachen, vernetzen. Dazu nannte er konkret die drei Themen Dörrobst, Bürgerwehren und Wälderbewirtschaftung. Weiter stehe aber als gemeinsames Ziel das Weltnaturerbe. Voraussetzung hierfür wäre sicher das Biosphärenreservat. Dafür gelte es nun verschiedene Möglichkeiten auszuloten und zu schauen, wie man es angehen könne. „Schwarzweiß-Malerei ist dabei aber wenig dienlich“, meinte er.
Der Schweinfurter Landrat Florian Töpper hielt es schon für bemerkenswert, dass bei diesem Prozess sechs Landräte aus drei Bezirken dabei seien. Man sei wieder einen kleinen Schritt nach vorne gekommen und auch die Interessensverbände würden verstehen, dass man sich dem Weltnaturerbe zuwende, nachdem man beim Kulturerbe schon gut unterwegs sei. Die Frage des Nationalparks sei ausgeschlossen, weil dies nur mit den Menschen in der Region gehen könne. Übrigens arbeite ja der Forstbetrieb Ebrach sehr gut und könne schon einiges vorweisen. Deswegen sollte man nun „ergebnisoffen“ die weiteren Schritte diskutieren.
Stellvertretender Landrat Oskar Ebert meinte, dass ein Biosphärenreservat eine Grundlage sein könnte. Die Frage sei nur, wo es entstehen könnte. Dabei gelte es natürlich zu prüfen, wie die Betroffenen mitgenommen werden könnten und welche Auswirkungen das habe. Wichtig sei, dass der gesamte Steigerwald als Einheit gesehen werde.
Helmut Weiß aus dem Landkreis Neustadt a.d. Aisch sprach die weitere Diskussion unter dem kulturellen Gesichtspunkt an. Ebenso sollte man den Begriff des Weltnaturerbes untersuchen bei den weiteren Dialoggesprächen. Paul Streng aus dem Landkreis Kitzingen brachte zum Ausdruck, dass der Landkreis Kitzingen voll hinter dem Vorgehen stehe. Die Untersuchungen hätten ergeben, dass auch die „Altvorderen“ schon sehr verantwortungsvoll in der Natur gearbeitet hätten.
Wie schon Ministerialrat Dr. Christian Barth zum Ausdruck gebracht hatte, hoffe man, dass die Naturschutzverbände bei der Stange bleiben, aber bei ihnen gab es auch Enttäuschung. Die beiden Vorstände des „Verein Nationalpark Nordsteigerwald“, Benedikt Schmitt aus Geusfeld und Martin Mößlein aus Handthal, brachten auf Nachfrage unserer Redaktion hierzu ihre Meinung ganz deutlich zum Ausdruck. Martin Mößlein fand die Veranstaltung insofern enttäuschend, weil beim 1. Runden Tisch die Option auf einen Nationalpark Steigerwald zumindest geprüft werden sollte und dieser Punkt nun einfach von der Tagesordnung gestrichen war. „Insofern überlegen jetzt alle Naturschutzverbände, ob es überhaupt noch Sinn macht, bei diesem Dialogprozess dabeizusein.“