„Die Verwirklichung des Projekts Amtsgericht rückt mit dem heutigen Tag in greifbare Nähe.“ Haßfurts Bürgermeister Günther Werner machte am Montag in seiner Festrede keinen Hehl daraus, wie froh er über den ersten Spatenstich für den Neubau des Amtsgerichts Haßfurt war.
Ähnlich erging es sicherlich dem bayerischen Justizminister Prof. Dr. Winfried Bausback, der sich auf den „architektonischen Blickfang“ an der Haßfurter EZO-Kreuzung freute. In der Tat wird nach der Fertigstellung des Projektes nur noch wenig an die derzeitige 4500 Quadratmeter umfassende Baugrube im Herzen Haßfurts erinnern. Geplant von der deutschen Abteilung des spanischen Architekturbüros Nieto Sobejano, die auch parallel das Hotel Königshof sowie das Archäologische Museum in München entwarf, soll das neue Amtsgericht nicht nur als neue Wirkungsstätte für die Justiz dienen, sondern nebenbei auch noch das Stadtbild aufwerten.
Somit schlägt man Bürgermeister Werner zufolge sogar drei Fliegen mit einer Klappe: Die bürgernahe und moderne Justiz wird durch den Neubau auch architektonisch deutlich, außerdem erhalte man Haßfurt als Standort für die Justiz, anstatt auf die Ballungsräume Bamberg und Schweinfurt auszuweichen. Darüber hinaus profitierten natürlich an erster Stelle Mitarbeiter und Bürger gleichermaßen von dem Neubau. Denn eine funktionsfähige Justiz sei wichtig für die Gesellschaft, schütze die Bürger und garantiere schließlich Freiheit, so Prof. Bausback weiter.
Dass die derzeitige Unterbringung des Amtsgerichts in der Zwerchmaingasse ungenügend ist, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Dabei ist die dort herrschende Platznot nicht das einzige Problem. Im Hinblick auf Brandschutz, Barrierefreiheit und der Sicherheit im Allgemeinen hinkt das alte Gebäude in vielen Bereichen üblichen Standards hinterher. Dies alles kann im neuen Gebäude beachtet werden, was allerdings ein Budget von knapp 11 Millionen Euro erforderlich macht.
Trotzdem sei diese Investition „absolut angemessen“, meinte Gerhard Eck, als Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium, zuständig für Bau und Verkehr und seines Zeichens selbst Unterfranke. Eine Sanierung der alten Räumlichkeiten sei nicht wirtschaftlich, zudem machten die „Synergieeffekte die Sache rund“. Außerdem sei die Standortwahl ausgezeichnet, denn „die Justiz gehört in die Mitte der Gesellschaft“, bekräftigte Eck. Und zumindest inmitten der Stadt Haßfurt ist der Bauplatz an der Hofheimer Straße allemal zentral.
Der Platznot wird das neue Gebäude mit zwei Etagen für Büroräume entgegen wirken, während das Erdgeschoss mit drei Gerichtssälen und einem Atrium sowie den entsprechenden Vorrichtungen für Sicherheitskontrollen aufwarten wird. Zudem wird die Bauweise dem Passivhausstandard entsprechen und darüber hinaus noch geltende Richtlinien in der Energieeffizienz überschreiten. So soll eine Wärmepumpe im gedämmten Sockelgeschoss und eine auf dem Flachdach montierte Photovoltaikanlage langfristig für Energieeinsparungen sorgen.
Keine Neuheit im eigentlichen Sinne, aber dennoch unüblich bei einem Gebäude dieser Größenordnung wird der sogenannte Eisspeicher sein, der sich im Winter die niedrigen Außentemperaturen und im Sommer die Abwärme aus dem EDV-Bereich zunutze machen wird, wobei sich der Name des Apparats aus der Vereisung der Maschine beim Speichervorgang der Wärme beziehungsweise der Kälte ableitet. Auf diese Weise soll in den Sommermonaten gewonnene Energie bis in die kalte Jahreszeit hinein gespeichert werden können.
Auch Landrat Wilhelm Schneider sah im gestrigen Spatenstich einen Meilenstein für die Zukunft und freute sich über einen „großartigen Tag für die Stadt Haßfurt und den Landkreis“. Schneider wies dabei auch darauf hin, dass der Zwischenerwerb des Grundstücks durch die Sparkasse Ostunterfranken eine wichtige Grundvoraussetzung zur Durchführung des Projekts gewesen sei. In Zusammenhang mit dem Spatenstich richtete er sich auch an die Grundstücksnachbarn Kalb und Holzinger, die die Bauphase möglichst unbeeinträchtigt überstehen sollen und schloss mit einem passenden Zitat von Alfred Biolek: „Baulärm war früher Krach, heute ist es Wachstumsmusik.“
Fertiggestellt wird das neue Amtsgericht voraussichtlich im Frühjahr 2017. Dann wird in den jetzigen Räumen des Amtsgerichts Platz für das Landratsamt frei, während die 42 Justizmitarbeiter auf der anderen Seite des Bahnhofs ihre neuen Büros im „architektonischen Blickfang“ beziehen dürfen.