25 Geschäftsleute aus der Haßfurter Innenstadt geben erstmals eine gemeinsame Werbebroschüre heraus, die sie ihren guten Kunden ab der kommenden Woche in die Hand geben oder mit in die Tüte stecken werden. Hinter diesem „In Hoch Drei“ getauften Magazin verbirgt sich weit mehr als bloße Reklame für die beteiligten Läden.
Denn erstmals, seit es den 1988 gegründeten Aktionskreis Haßfurt Aktiv (AHA) gibt, die offizielle Unternehmervereinigung und Werbegemeinschaft der Kreisstadt, findet damit im Herzen der Kreisstadt eine konzertierte Werbeaktion außerhalb genau dieses AHA statt.
Dass es sich gar um eine Maßnahme gegen den Aktionskreis handelt, das bestreitet Susanne Wirsing (Optik Ostendorp). Sie gehört zu den vier Herausgebern des Magazins und damit zu den führenden Köpfen jener 25 Gewerbetreibenden, die sich selbst als „lose Gemeinschaft mit dem Ziel, die Innenstadt zu stärken“, bezeichnen. „Viele von uns sind ja AHA-Mitglieder“, ergänzte die Optikerin am Donnerstag im Gespräch mit dem HT. Die Initiative ist aus einem Stammtisch entstanden, sie ist kein Verein, es gibt keinen Vorstand und keine Förderung seitens der Stadt.
Martin Müller (Zehe Damenmoden, Cecil, Street One) verdeutlichte, worauf es ihm und seinen Mitstreitern ankommt: „Der AHA macht Stadtmarketing – und wir machen Citymarketing.“ Der Aktionskreis Haßfurt Aktiv sei also fürs „Große und Ganze“ verantwortlich, für den Gesamteinzelhandelsstandort Haßfurt. Also auch für den neuen Gewerbepark im Osten der Kreisstadt.
Aber gerade gegen diesen Gewerbepark als mächtigen Konkurrenten, der noch vor Jahresablauf um drei neue Märkte stärker werden wird (siehe unten), will sich die Innenstadt ab sofort „klar positionieren“, wie Sven Thomsen (Thomsen Raumausstattung) bekräftigte. „Wir müssen herausstellen, dass wir die Fachmärkte haben“, die Innenstadt verfüge mit ihren Ämtern, ihrer Kultur, ihren Cafés über die viel reizvollere Infrastruktur als die Gewerbeflächen am Fuße der Hohen Wann.
Macher des Innenstadtmagazins „In Hoch Drei“ ist mit Stefan Gebhardt von Ecco Media (Eltmann) ein gebürtiger und bekennender Haßfurter, das war seinen Auftraggebern wichtig. Die Innenstadt werde bei der Werbung neue Wege gehen – das Magazin wird auch im Internet erscheinen (www.inhochdrei.de) –, ohne die alten Plattformen Tageszeitung oder Anzeigenblatt zu vernachlässigen, kündigte Gebhardt an. Auf 32 farbigen Seiten stellen sich in der ersten Ausgabe 27 innerstädtische Unternehmen aus den Bereichen Mode & Trends, Handel & Dienstleistungen sowie Gastronomie & Lebensmittel vor bzw. präsentieren ihr Angebot. Vier- bis fünfmal im Jahr soll das Magazin künftig erscheinen, die Auflage beträgt 3000 Exemplare.
„Es geht vor allem darum, dass wir unsere Kunden behalten – zu glauben, dass wir viele neue Kunden hinzugewinnen, ist unrealistisch“, zeigte Susanne Wirsing die Perspektiven auf. Renee Büchner (Weinhaus Schaffner), der Vierte im Quartett der Herausgeber, möchte mit der Broschüre zudem auswärtige Geschäftsleute erreichen. Sie sollen erfahren, dass die Haßfurter Innenstadt ein interessanter Standort ist und dass die Händler hier ein gemeinsames Netz geknüpft haben, das auch Neulingen Halt bietet. Büchner und seinen Mitstreitern machen sehr wohl die vielen leeren Schaufenster zwischen Oberem und Unterem Turm zu schaffen, ferner manche Lücke im Angebot: Vor allem eine Drogerie wird schmerzlich vermisst.
Neben dem Stadtmagazin „In Hoch Drei“ kann sich die „Initiative Innovative Innenstadt“ durchaus weitere Projekte zur Eigenvermarktung vorstellen, „aber das sind noch ungelegte Eier“, drückte sich Martin Müller aus. Ein Ansatzpunkt wäre, in Zukunft mehr vom Tourismus zu profitieren, etwa von den Passagierschiffen, die den Haßfurter Hafen anlaufen. Die Altstadtsanierung und die Aufwertung des Marktplatzes werden neue Herausforderungen darstellen und neue Chancen bieten. „Es muss uns gelingen, die Innenstadt als Marke zu etablieren“, fasste es Sven Thomsen zusammen. Ob dies gelingt und welche Rolle dabei der AHA spielen wird, bleibt abzuwarten.