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ZEIL
Die Hexenverfolgung war gar nicht im Mittelalter
Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:43 Uhr

„Um die schrecklichen Geschehnisse der Hexenverfolgung verstehen und beurteilen zu können, müssen wir uns in die damalige Lebens- und Gedankenwelt hineinversetzen können.“ Damit das gelingen kann, gab Norbert Jung, der Leiter der Hauptabteilung Kunst und Kultur des Erzbistums Bamberg, einen umfassenden Überblick über die theologiegeschichtliche Entwicklung des Hexenglaubens, teilt das Dokumentationszentrum „Zeiler Hexenturm“ mit.

Angefangen bei den biblischen Grundlagen, über die Theologie des Kirchenvaters Augustinus und päpstlichen Anweisungen, zog er die historischen Linien weiter über die Verbreitung des „Hexenhammers“, die Befürworter und Gegner der Hexenverfolgung bis zur Verurteilung der letzten Hexe, der Ordensfrau Anna Renata Singer 1749 in Würzburg.

Ein Schwerpunkt dabei war das Leben und Wirken des Weihbischofs Friedrich Förner, der 1570 in Weißmain geboren wurde. Hier wurde die politische und moralische Verantwortung des Klerus aus der Frühen Neuzeit klar. Als fanatischer Ideologe wollte Förner zusammen mit seinem Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim die Hexen ausrotten und trug wesentlich zur Aufheizung des Klerus und des Volkes bei.

An erster Stelle bei der Beantwortung der Frage nach einem angemessenen Umgang der heutigen Kirche mit der Vergangenheit, dass historische Tatsachen zur Kenntnis genommen werden müssen. Konkret führte Dr. Jung an: Die Hexenverfolgungen fanden nicht im finsteren Mittelalter statt, sondern erst im 17. Jahrhundert, der sogenannten Frühen Neuzeit. Die Konfession war in Bezug auf die Opferzahlen unerheblich. In Deutschland gab es circa 25 000 Opfer. Alle Hexenprozesse waren juristische Prozesse eines weltlichen Gerichts. Die Opfer waren keine kräuterkundigen Frauen, sondern Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung. Ursächlich war ein Zusammenspiel von verschiedensten Faktoren. Die schlechte Witterung der kleinen Eiszeit, die große Teuerung und großes Elend über die Bevölkerung brachte. Der Druck aus der Bevölkerung, die Unholden zu beseitigen. Die religiöse Überzeugung als erhebliche Macht, die zum Handeln motiviert. Daran schloss sich die Frage nach dem Umgang der Kirche mit ihrer moralischen Schuld an. Die seriöse Aufarbeitung der Historie und die Erinnerung im Gebet, gehören hier genau so dazu, wie ein Eintreten für die Abschaffung der Hexenverfolgungen der heutigen Zeit, so der Referent des Abends. (wos)

 
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