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STETTFELD
Die heilige Anna wacht milde lächelnd über Stettfeld
Doris Simon (links) gibt letzte Anweisung zur Aufstellung der Figur.
| Doris Simon (links) gibt letzte Anweisung zur Aufstellung der Figur.
Von unserer Mitarbeiterin Maria Egglseder
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:21 Uhr

Eingebettet in die hügelige Landschaft, ist die Stettfelder Annakapelle seit über 300 Jahren ein Ort für stille Gebete und innere Einkehr. Dass die heilige Anna sich in Stettfeld größter Verehrung erfreut ist kein Geheimnis. Der Anna-Tag am 26. Juli ist nach wie vor das bedeutendste Fest im Terminkalender, weit vor dem Patrozinium der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt am 15. August und selbst der Kirchweih im November, sind sich die Mitglieder des Arbeitskreises Geschichte einig. Kein Wunder also, dass sich die Frauen und Männer in besonderer Weise für die Schaffung eines neuen Schmuckstücks an der kleinen Kapelle stark gemacht haben.

Milde lächelnd, mit dem Blick in Richtung Stettfeld und der weitläufigen Flur als Hintergrund, schuf Künstlerin Steff Bauer aus Schweinfurt eine ungewöhnliche Interpretation der heiligen Anna. Die mit Sockel 1,90 Meter große Figur aus weiß-grauem Mainsandstein fand ihren Platz im Umgriff der Kapelle und bildet das Herzstück des im Rahmen der Sanierung neu gestalteten Vorplatzes.

Dem Arbeitskreis Geschichte um Doris Simon ist es zu verdanken, dass Stettfeld nun um dieses Kleinod reicher ist. Entstanden war die Idee, eine Figur zum 300-jährigen Jubiläum der Kapelle zu spenden, im Rahmen der Krippenausstellung des Jahres 2012. Krippenbauer Walter Kestler aus Haßfurt hatte seine Werke damals kostenlos zur Verfügung gestellt und die Mitglieder des Arbeitskreises hatten Spenden gesammelt, um der Kapelle zu einem weiteren Schmuck zu verhelfen. „Viele haben gespendet ohne zu wissen wie die Figur letztendlich aussehen wird“, berichtet Helga Schöpplein. „Das zeigt die tiefe Verbundenheit, die die Stettfelder zur Annakapelle und zur Mutter Anna haben“, macht auch Marga Eichner deutlich.

Der gemeinsame Bauausschuss aus politischer und Pfarrgemeinde hatte Vorschläge eingeholt und die Entscheidung für die Plastik getroffen worden. Die Wahl fiel auf den Entwurf der Schweinfurter Bildhauerin Steff Bauer. Doch von der ursprünglichen Idee musste Abstand genommen werden. Dafür bedankt sich Doris Simon bei der Bildhauserin. „Es ist nicht selbstverständlich, dass man einen vergebenen Auftrag stoppt und noch mal ganz von vorne beginnt“, betonte Doris Simon.

Ursprünglich war geplant, die Nische über dem Eingang als Standort zu nutzen. Da diese Idee jedoch wieder verworfen wurde, machte man sich zusammen mit der Künstlerin auf die Suche nach einem anderen Standort. Nachdem man mehrere Positionen ausprobiert hatte, entschied man sich für den freien Platz rechts vom Eingang. Links fanden die beiden Ruhebänke einen Platz, die im Zuge der 72-Stunden-Aktion „Uns schickt der Himmel“ von den Firmlingen angefertigt worden waren. Sie laden Spaziergänger zum Rasten und Betrachten der Anna ein.

Die Figur weist eine Besonderheit auf: Die Heilige ist nicht – wie sonst üblich – als alte Frau mit Buch dargestellt, sondern in der Blüte ihrer Jugend vor einer filigranen Rosenhecke. So verknüpfte die Künstlerin die Entstehungssage der Kapelle (siehe Infokasten) mit der Darstellung der Heiligen. „Ursprünglich war mein erster Gedanke zur Ausführung der heiligen Anna so, wie ich es am Ende auch umgesetzt habe. Eine junge Heilige Anna von Stettfeld zu schaffen, in dem Moment in dem sie die Rosenhecke hat wachsen lassen, um das Burgfräulein vor ihren Verfolgern zu schützen. Sie sollte eine gütige und mitfühlende Ausstrahlung haben, mit der sich der Betrachter und auch die Stettfelder identifizieren können.“

Die Sage sei schließlich ein Alleinstellungsmerkmal für Stettfeld und ein schönes Beispiel für friedliche Krisenintervention. Die heilige Anna habe das Burgfräulein vor einem gewalttätigen Akt gerettet, indem sie mit der Rosenhecke etwas Gutes und Schönes als Gegengewicht geschaffen hat. Für die Darstellung der Anna als junge Frau nennt die Künstlerin ebenfalls einen triftigen Grund: „Dass ich die Anna in jungen Jahren darstellen wollte, hängt mit dem Burgfräulein zusammen. Das habe ich mir natürlich jung und schön vorgestellt. Beide im selben Alter würde eine stärkere Solidarität zum Ausdruck bringen.“

Augenzwinkernd ergänzt sie: „Und außerdem waren ja alle Mütter auch mal jung.“ Doch auch abseits der Sage lässt sich die Darstellung der heiligen Anna interpretieren. Die Rosenhecke kann nämlich als Metapher für die Jungfrau Maria verstanden werden. Da diese nach katholischer Lehrmeinung unbefleckt empfangen, also frei von der Erbsünde geboren wurde, lautet einer ihrer Ehrentitel „Rose ohne Dornen“.

Die Neugestaltung des Platzes nicht ohne viele fleißige Hände möglich gewesen. Großer Dank gelte deshalb allen Gönnern und Helfern. Allen voran den Mitgliedern des Geschichtskreises, die in zahlreichen Stunden tatkräftig mitgewirkt hatten. Egal ob bei Pflasterarbeiten, dem Verlegen des Rollrasens oder anderen Arbeiten. „Jeder hat seinen Beitrag geleistet“, freut sich Doris Simon über das Engagement. Auch die Tatsache, dass sich abseits des Arbeitskreises immer Stettfelder Bürger gefunden hatten, die mit anpackten, hoben die Mitglieder des Arbeitskreises hervor.

Im Rahmen des Gottesdienstes zum Annatag am Samstag, 25. Juli, um 10.00 Uhr erhalten Platz und Figur nun den kirchlichen Segen.

Die Sage von der Entstehung der Stettfelder Annakapelle

Auf dem Höhenzug oberhalb der Kapelle soll sich einst eine Burg befunden haben. Während des Bauernkriegs von 1524 drangen Bewaffnete in die Burg ein. Ein Burgfräulein entkam dem Blutvergießen durch einen geheimen Gang, wurde jedoch von mordgierigen Gesellen verfolgt. In ihrer Not rief sie ihre Schutzpatronin, die heilige Anna, um Beistand an. Diese ließ ein undurchdringliches Dickicht von Rosen wachsen, das die Jungfer vor den Augen der Häscher verbarg. In ihrer Dankbarkeit gelobte die Holde den Bau einer Kapelle zu Ehren der heiligen Anna.

Das Kirchlein ist jedoch in Wirklichkeit um einiges jünger. Die wohlhabende Stettfelder Witwe Anna-Barbara Agricola stiftete die Annakapelle anlässlich der Priesterweihe ihres Sohnes Karl-Friedrich im Jahr 1713.

Künstlerin Steff Bauer hat die neue Anna-Figur angefertigt.
Foto: Maria Egglseder | Künstlerin Steff Bauer hat die neue Anna-Figur angefertigt.
 
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