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Königsberg
Die Hätscherklooßen warnen in Königsberg am 30. November vor dem Umgang mit dem Feuer
Jedes Jahr am 30. November ziehen in Königsberg die Hätscherklooßen von Haus zu Haus, um vor den Gefahren des Feuers zu warnen
Foto: Gerold Snater (Archivfoto) | Jedes Jahr am 30. November ziehen in Königsberg die Hätscherklooßen von Haus zu Haus, um vor den Gefahren des Feuers zu warnen
Gerold Snater
 |  aktualisiert: 26.11.2024 14:04 Uhr

Königsberg braucht kein Halloween. Denn in Königsberg gibt es die Hätscherklooßen. Dabei handelt es sich um einen alten Brauch, der seit vielen Jahren immer am Abend des 30. Novembers stattfindet. An diesem Abend verkleiden sich Buben und Mädchen in Königsberg oft sehr abenteuerlich, mit einem langen Mantel und einer Pluderhose, setzen einen Hut mit Feder auf und oft gehört auch ein Bart zu dieser Maske.

So ziehen die Kinder dann von Haus zu Haus, um Bürgerinnen und Bürger mit Gedichten und Sprüchen vor den Gefahren des Feuers zu warnen. In Königsberg heißt es an diesem Abend: "Heute Abend kommen die Hätscherklooßen!". Hinter diesem Namen verbirgt sich der Name des berühmten Feldherrn Tilly, oder, wie er mit vollem Namen hieß, Johann Tserclaes, Graf von Tilly.

Eine der schwersten Schicksalsstunden der Stadt

Der bekannteste und erfolgreichste Feldherr der katholischen Liga im 30-jährigen Krieg kam im März 1632 mit 8000 Mann in das evangelische Städtchen Königsberg. Dabei brach hier ein Großbrand aus, der fast ganz Königsberg in Schutt und Asche legte. Eine der schwersten Schicksalsstunden der Stadt. Im Volksmund verband sich das Grauen dieser Feuersbrunst mit dem Namen des Feldherrn Tserclaes.

Die Aussprache des Namens bereitete jedoch große Schwierigkeiten, so wurde der Name immer mehr verstümmelt und allmählich ging auch der ursprüngliche Sinn verloren. Im Laufe der Zeit benutzten Mütter, wenn sie ihr ungebärdiges Kind zähmen wollten, den Ausspruch: "Warte, ich hole gleich den Tscherkläß!". Immer mehr verwandelte sich das Wort und aus dem einstigen "Tscherkläß" wurde der "Hätscherklooß". Kein Wunder, dass die Kinder einmal selbst den so sehr Gefürchteten spielen wollten, um andere zu erschrecken. So entstand der "Hätscherklooßabend", der zu einem Brauch in der Stadt Königsberg wurde und dessen Förderung und Entstehung dem ehemaligen Rektor der Königsberger Volksschule Karl Eisentraut zu verdanken ist.

Und so ziehen heute noch Buben und Mädchen der Stadt alljährlich am 30. November durch die Straßen und Gassen, um die Bewohner mit einem Gedicht vor der Gefahren des Feuers zu warnen, die sich dafür natürlich mit Süßigkeiten oder einem kleinen Geldbetrag bedanken. Auch in diesem Jahr werden wieder einige Hätscherklooßen diese alte Tradition am Leben erhalten und nicht nur Süßes fordern, sondern, erst ihr Gedicht aufsagen, bevor sie Süßes und vielleicht noch etwas mehr bekommen.

 
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